FONDSBOUTIQUEN & PRIVATE LABEL FONDS: Quant & ESG – Singularitätentheorie, Fondsselektion, Seed Money & „Spiegel des Licht“ (Dr. Oliver Klehn, Interview & Literaturhinweis)

Fondsboutiquen stoßen seit Jahren auf verstärktes Interesse bei Family Offices und klassischen institutionellen Investoren. Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Oliver Klehn, Geschäftsführer von Paladin Quant GmbH, über Themen wie Singularitätentheorie, quantitatives Asset Management und ESG. Neben diesen fachlichen Aspekten wurden Themen wie „Festanstellung versus Unternehmertum“, Seed Money und Erfahrungen mit Fondsselektoren diskutiert. Ergänzt werden die fachlichen Impressionen des Portfolio-Managers durch persönliche Lektüre-Gedanken zur Aktualität von Thomas Chromwell, Brexit und Corona („Spiegel und Licht“, Hillary Mantel).

Hill: Sie haben einen interessanten beruflichen Weg beschritten, was genau haben Sie studiert?

Klehn: Ich kann mich noch an die abendlichen Spaziergänge mit meinem Vater erinnern. Ich blickte fasziniert in den Himmel und hatte viele Fragen. Mein Vater erklärte mir die Welt, er sprach über die Endlichkeit des Universums und über Astronauten, für die die Zeit im All sehr viel langsamer vergeht, wenn sie sich im All annähernd mit Lichtgeschwindigkeit bewegen würden. Dass der Astronaut nur wenig gealtert wäre, während die Menschen auf der Erde längst alte Leute wären. Und dass das alles aus Einsteins Relativitätstheorie hervorginge. Diese Antworten weckten mein Interesse an der Naturwissenschaft, ich wollte die Dinge verstehen. Nach der Bundeswehr begann ich, Mathematik und Physik zu studieren. Da ich mich auf ein Kernfach festlegen musste, entschied ich mich für Mathematik mit dem Nebenfach Physik. An der Mathematik faszinierte mich die Klarheit der Methoden und dass alles bewiesen werden muss, dann aber auch ein für alle Male unumstößlich ist. Im Studium wählte ich als Schwerpunktthema ein Gebiet, das als eines der schwersten und abstraktesten innerhalb der Mathematik gilt, die sogenannte Singularitätentheorie. Sie ist ein Teilgebiet der Geometrie und beschäftigt sich mit Orten in geometrischen Räumen, den sogenannten Singularitäten, bei deren Untersuchung die herkömmliche Mathematik versagt. So ist zum Beispiel der Urknall unseres Universums eine Singularität in der physikalischen Raumzeitgeometrie. Die Gleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie brechen hier in sich zusammen, weil die Krümmung der Raumzeit unendlich wird. Um Singularitäten zu untersuchen, braucht man ganz neue mathematische Methoden, und in der Singularitätentheorie werden diese entwickelt. Gereizt hat mich daran vor allem das Bohren dicker Bretter und das Vorstoßen in völlig unbekanntes Terrain. Ich habe die Passion, schwere Rätsel zu lösen. Folgerichtig dachte ich mir: wenn schon Mathematik, dann richtig. Die anspruchsvollsten Themen waren für mich stets auch die interessantesten. Mit dem Finanzwesen hatte das alles noch wenig zu tun. Aber ich profitiere heute als Fondsmanager davon, dass ich in meinem Studium lernen musste, auch sehr komplizierte Fragestellungen mutig und mit Ausdauer anzugehen. Eine gewisse Affinität zu den Finanzmärkten hatte ich allerdings schon als Jugendlicher. Mich beschäftigte schon damals die Tatsache, dass die Deutschen sich wenig mit Finanzmärkten beschäftigen und die Aktienmärkte häufig sogar als Teufelszeug betrachten. Ich habe nie verstanden, warum sich die Deutschen nicht an ihrer eigenen Wirtschaft beteiligen wollen. Damals und auch in meiner Studienzeit hatte ich aber noch nicht geplant, später in die Finanzwirtschaft zu gehen. Direkt nach dem Studium erhielt ich das Angebot meines damaligen Doktorvaters, eine Promotion bei ihm am Institut durchzuführen. Mich reizte daran vor allem, dass ich völlig eigenständig drei Jahre an einem umfangreichen Thema forschen konnte. Mir war allerdings klar, dass ich nicht mein ganzes Leben an der Universität verbringen wollte, sondern nach der Promotion in die Wirtschaft gehe. Eingestiegen bin ich dann schließlich im Marktrisikocontrolling einer Bank.

Oliver Klehn, Geschäftsführer der Paladin Quant GmbH
Oliver Klehn, Geschäftsführer der Paladin Quant GmbH

Hill: Was hat Sie dazu veranlasst, nach diesem „sicheren“ Angestellten-Verhältnis den Weg der Selbständigkeit im Asset Management-Bereich zu wählen?

Klehn: In den späteren Jahren meines Berufslebens habe ich mehrere Stationen im Risiko- und Asset-Management durchlaufen. Die letzte vor der Selbständigkeit war bei einer mittelständischen Asset-Management-Gesellschaft. Man hatte mich gebeten, eine Produktpalette rein regelbasiert gesteuerter Fonds zu entwickeln und ein dazugehöriges Team für deren Management aufzubauen. Der Fokus lag auf institutionelle Kunden. Das funktionierte gut: das Interesse der institutionellen Investoren war groß und wir bauten sehr schnell Volumen auf. Von da an wollten dann allerdings immer mehr Leute mitreden, und mir war klar, dass man das volle Potenzial der von uns entwickelten Methoden nur in eigener Verantwortung auf die Straße bringen kann. Ich entschied mich daher für die Selbstständigkeit, brauchte jedoch einen Partner, der mich komplementiert. Dieser Partner sollte möglichst einen Publikumsfonds mit mehrjährigem Track-Record haben sowie eine Expertise und Infrastruktur im Vertrieb. In Hannover sind die Wege kurz, und so kam ich mit der Paladin Asset Management Gruppe in Kontakt. Die Gruppe ist 2011 aus dem Family Office der Unternehmerfamilie Maschmeyer hervorgegangen. Deren Aktienfonds Paladin ONE ist ein “Handmade-Deep-Value-Fonds“. Nach einer Phase des Beschnupperns beschlossen wir, im Herbst 2018 die Paladin Quant GmbH zu gründen und damit das Angebot der Gruppe um rein regelgebundene Strategien für institutionelle Anleger, Family Offices, Stiftungen und Vermögensverwalter zu erweitern. Die Klammer der auf den ersten Blick sehr unterschiedlichen Ansätze ist, dass alle Strategien effizient Risiken managen und Draw-Downs reduzieren wollen. Im Herbst 2019 starteten wir den ersten Publikumsfonds der Paladin Quant GmbH und konnten zudem ein Spezialmandat einer Versicherung einwerben. Wir sitzen mit unseren Investoren in einem Boot: Alle Mitarbeiter und das Management sind mit signifikanten Beträgen in unsere Publikumsfonds investiert. Ich selbst habe beispielsweise alle meine Rücklagen, die ich nicht kurzfristig benötige, im Paladin Quant Aktien Global Nachhaltig angelegt.

Hill: Worin besten die Besonderheiten Ihres Ansatzes?

Klehn: Die Besonderheit unseres Ansatzes besteht darin, dass wir die Themen Nachhaltigkeit und Stabilität effizient zusammenbringen. Grundlage unserer Anlagestrategie ist die Annahme, dass es nicht möglich ist, die Märkte vorherzusagen oder Markttiming zu betreiben. Unserer Ansicht nach führt der Weg zu einer erfolgreichen Kapitalanlage allein über ein effektives Risikomanagement. Es gilt bestmögliche Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen. Erinnern Sie sich noch an den Poker-Boom vor einigen Jahren? Man konnte beobachten, dass bei großen Turnieren die immer gleichen Spieler erfolgreich abschnitten. Wie ist das zu erklären, wenn doch jeder Spieler im Schnitt gleich gute Karten bekommt und niemand in die Zukunft oder die Karten der Mitspieler blicken kann? Zugegeben, es gibt sie, die Meister der psychologischen Kriegsführung. Jene, die bluffen können und den Gesichtsausdruck des Gegenübers treffend interpretieren. Das allein jedoch ist keine hinreichende Erklärung. Die einzig zufriedenstellende Erklärung für den Erfolg einzelner ist deren überragendes Risikomanagement. Gute Spieler sind in der Lage, die vor ihnen auf dem Tisch liegenden Jetons unbedingt zu schützen. Die Höhe des Einsatzes wird mit Blick auf die Gewinnerwartung und das Risiko genau quantifiziert. Die besten Pokerspieler sind also immer auch die besten Risikomanager. Das bedeutet äußerste Disziplin im Spiel beim Umsetzen der Strategie. Ein guter Pokerspieler lässt sich nicht von Emotionen oder Irrationalitäten leiten. Schlechte Pokerspieler hingegen sind häufig diejenigen, die sich zu impulsivem Handeln hinreißen lassen. Das gilt auch für Portfoliomanager. Kapitalanlage ist kein Glücksspiel, aber Unsicherheit begegnet einem auch dort. Niemand kann verlässlich prognostizieren, wo die Märkte morgen stehen. Es gibt unseres Erachtens keine Modelle, die das leisten könnten, auch wenn zum Teil das Gegenteil behauptet wird. Wir versprechen nur, was wir auch halten können. Deshalb beschäftigen wir uns nicht mit Glaskugeln. Unser Fokus liegt allein auf der Perfektionierung des Risikomanagements, von dem unsere Investoren profitieren. Die Anwendung quantitativer Anlagestrategien ermöglicht es uns, strikt rational zu entscheiden.

Hill: Wie genau gehen Sie beim Risikomanagement vor? Welche Rolle spielt hier die Kapitalmarktheorie?

Klehn: Bei der mathematischen Portfoliooptimierung nach Markowitz geht es darum, aus einer Auswahl an Wertpapieren ein möglichst effizientes Portfolio zu entwickeln. Effizient darf sich ein Portfolio dann nennen, wenn es kein weiteres Portfolio mit mindestens gleicher Renditeerwartung und niedrigerem Risiko gibt. Ein effizientes Portfolio zu gegebener Renditeerwartung ist also bezogen auf das Risiko optimal.

Investoren suchen fortwährend optimale Portfolios. Kein Investor ist bereit, ein vermeidbares Risiko zu tragen. Die Investition in ein effizientes Portfolio ist also die effektivste Art des Risikomanagements.

Es ist gut untersucht, dass marktkapitalisierungsgewichtete Aktienindizes wie der MSCI World weit davon entfernt sind, effizient zu sein. Auch naive Gewichtungen, wie etwa die Gleichgewichtung, können das nicht leisten. Die Bestimmung eines effizienten Portfolios, also die optimale Umsetzung der „lege-nicht-alle-Eier-in-einen-Korb“-Empfehlung, ist eine komplexe mathematische Aufgabe. So bestechend die Idee von Markowitz auch sein mag: es gibt zahlreiche Kritikpunkte an herkömmlichen, darauf aufbauenden Portfoliomanagementansätzen. Vereinfachende Annahmen, die damals getroffen wurden, halten der Realität nicht Stand. So gehen hier beispielsweise historische Daten in die Berechnungen ein, die einfach in die Zukunft fortgeschrieben werden. Wir können jedoch beinahe täglich beobachten, dass die Realität diese Annahme widerlegt. So stiegen beispielsweise beim Absturz der Märkte ab Ende Februar die Aktienkorrelationen sprunghaft auf nie dagewesene Werte an. Mit gleitenden Durchschnitten historischer Zeitfenster ließ sich das nicht messen und dafür benötigt man andere, modernere Methoden.

Wir haben die Portfoliooptimierung nach Markowitz und auch die Risikomessung anhand historischer Daten in wesentlichen Punkten signifikant weiterentwickelt, um ihre Schwächen auszumerzen. Dabei analysieren wir täglich eine große Menge globaler Finanzmarktdaten und wenden darauf moderne statistische Modelle an, die der Mustererkennung zuzuordnen sind. Im Fokus stehen die zeitnahe Identifikation und Steuerung von Risiken. Unsere Verfahren basieren auf Szenarioanalysen und haben die permanente Optimierung des Portfolios zum Ziel. Letztlich wählen wir mit unseren Algorithmen aus einer Grundgesamtheit von etwa 200 Aktien 35-45 Aktien aus und bestimmen deren Gewichtung im Portfolio.

Hill: Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang das Thema Nachhaltigkeit?

Klehn: Dieses vorher geschilderte Vorgehen lässt sich perfekt mit Nachhaltigkeitskriterien verbinden, da wir völlig frei in der Zusammenstellung des Anlageuniversums sind. Wir sind in der Lage, sehr ambitionierte Nachhaltigkeitsansätze zu implementieren, ohne Einschränkungen in der Renditeerwartung und Risikosteuerung machen zu müssen. Im Gegenteil: wir sind überzeugt, dass starke Nachhaltigkeitskriterien die Portfolioqualität steigern. Wir können mit unseren Ansätzen auch sehr flexibel Strategien für institutionelle Investoren im Rahmen von Spezialfondsmandaten maßschneidern: Ob Aktien- oder Mischstrategie, ein spezielles Nachhaltigkeitsprofil, die Berücksichtigung von Risikobudgets oder Maximum-Draw-Down-Vorgaben oder auch bestimmte Fremdwährungsgrenzen: Wir können es konzipieren und effizient umsetzen.

Hill: Welche Erfahrungen haben Sie mit Investoren in Pitch-Situationen gemacht, bei der Vorstellung Ihres Konzeptes, bei Seed Money-Suche und Fondsauflage? Welche Herausforderungen oder interessante Lehren haben Sie aus diesen Gesprächen und aus Ihrer selbstständigen Tätigkeit als „Boutiquen-Manager“ ziehen können?

Klehn: Das Neue an der Selbstständigkeit war für mich, dass ich plötzlich für alles zuständig bin. Während meiner Angestelltentätigkeit trug ich Verantwortung für einen Bereich. Jetzt bin ich für eine komplette Gesellschaft verantwortlich und muss mich entsprechend kümmern. Das Schöne ist, dass ich eigenverantwortlich handeln und die Dinge so machen kann, wie ich es für richtig halte. Politik im Unternehmen, die bei größeren Gesellschaften oft eine wichtige Rolle spielt, frisst nun keine Zeit mehr. Wichtige Dinge können nun schnell vorangebracht werden. Dafür opfert man ein sicheres Gehalt, aber diese Unsicherheit macht sich auf jeden Fall bezahlt. Von fachlicher Seite komme ich ja aus dem institutionellen Bereich. Da ist es so, dass ich oft viele zähe Runden drehen musste, bevor ich zum Zug kam. Das ist nun völlig anders. Ich sitze häufig direkt mit den Entscheidungsträgern an einem Tisch. Oft ist das auch unmittelbar mit einer schönen Belohnung verbunden: mehr als einmal haben wir eine Investitionszusage noch im Termin erhalten. Was ich anfangs unterschätzt habe, ist der hohe Stellenwert der persönlichen Begegnung. Menschen investieren vor allem in Köpfe, nicht nur in ein Produkt. Das dessen hohe Qualität jeder kritischen Betrachtung standhalten muss, ist selbstverständlich. Eine meiner prägendsten und lehrreichsten Erfahrungen habe ich ganz zu Beginn erlebt: Manchmal waren unsere Präsentationen zu umfangreich und detailliert. Das stößt nicht immer bei allen Zuhörern auf Wohlwollen. Wir haben schnell gelernt: unsere Präsentationen sind heute „auf den Punkt“. Prägnanter, auch mit Mut zur Lücke. Das bis dato anspruchsvollste Projekt war die Auflage unseres Publikumsfonds Paladin Quant Aktien Global Nachhaltig. Neben der Festlegung des Setups (KVG, Verwahrstelle, Anlagerichtlinien) musste Seed Money eingeworben werden. Hier hat man die klassische Henne-Ei-Problematik: Investoren wollen einen Track-Record sehen, den ein neu aufgelegter Fonds naturgemäß nicht vorweisen kann. Aber ohne Erstinvestition ist auch keine Fondsauflage möglich.  Nach einigen Gesprächen mit potentiellen Seed-Investoren haben wir dann schließlich unsere Anlagestrategie vollständig und final festgelegt. Das Ziel ist ein nachhaltiges, globales Aktienportfolio, das mindestens die Rendite des weltweiten Aktienmarktes erzielt, aber niedrigere Volatilität und deutlich geringere Draw-Downs aufweist. Es handelt sich um ein einfaches, pures Produkt: nur Aktien und Liquidität in EUR, keine Derivate. Wir wollen kein Markttiming betreiben und das Nachhaltigkeitsprofil nicht durch Derivate auf einen nicht-nachhaltigen Aktienindex verwässern. Unsere Vorgehensweise hat sich rückblickend als sehr erfolgreich erwiesen: Wir haben mittlerweile trotz Corona ein Fondsvolumen von 18 Mio. EUR und wachsen weiter.

Hill: Die Welt besteht ja nicht nur aus Mathematik und Finanzen. Welches Buch lesen Sie gerade?

Klehn: Derzeit lese ich „Spiegel und Licht“ von Hillary Mantel. Das ist der dritte und letzte Teil ihrer sogenannten Tudor-Trilogie. In dieser Trilogie geht es aber nicht vornehmlich um die Tudors oder König Heinrich VIII. (der mit den vielen Frauen), sondern um seinen Berater, Thomas Cromwell, den zweiten Mann im Staat. Die Trilogie schildert seinen Aufstieg aus einfachsten Verhältnissen bis zum zweiten Mann im Königreich und seinen darauffolgenden Fall, der wie häufig in dieser Zeit auf dem Schafott endete. Dabei bleibt Mantel sehr eng an den historischen Fakten. Es ist allerdings weniger ein historischer, sondern vielmehr ein politischer Roman. Er nimmt vollständig die Perspektive Cromwells ein. Diesen kann man als Architekten eines moderneren Englands bezeichnen. Warum lese ich das? Eines der Themen, für die ich mich besonders interessiere, ist Politik. Auch wenn für unsere regelbasierten Strategien die persönliche Meinung oder die subjektive Markteinschätzung keine Rolle spielen, verstehe ich doch gerne, was um mich herum – näher oder ferner – passiert. Ab und zu ist es auch mal gut, weg vom tagesaktuellen Nachrichtenstrom zu kommen und auch mal etwas gänzlich anderes zu lesen. Die Trilogie von Mantel ist da genau das Richtige. Das Erstaunlichste ist, wie viele Parallelen es zur heutigen Politik und zur heutigen Gesellschaft gibt. Auch in der Trilogie geht es um den Brexit. Der Brexit jener Zeit bestand allerdings darin, dass sich England von der Kirche Roms lossagte. Auch zu jener Zeit wurde England von Epidemien heimgesucht. Vor 500 Jahren war es aber nicht Corona, sondern das Schweißfieber und die Pest. Die Methoden, mit dieser Epidemie klar zu kommen, waren damals den derzeitigen Methoden sehr ähnlich: man isolierte sich. Auch spielten die heutzutage viel diskutierten Fake-News schon vor 500 Jahren eine große Rolle und waren ein wesentliches Instrument vieler politischer Akteure. Das Buch ist frei von historischem Kitsch und sehr modern geschrieben, es zieht einen vollständig in seinen Bann, auch weil die politischen Methoden der Vergangenheit den heutigen sehr ähneln. Glücklicherweise ist es heute so, dass politisches Scheitern höchstens in die politische Bedeutungslosigkeit führt und nicht gleich auf dem Schafott endet. Heute beklagen sich große Bevölkerungsschichten über den technologischen und gesellschaftlichen Wandel, fühlen sich getrieben und entwurzelt und wollen lieber zurück in eine vermeintlich übersichtlichere Zeit. Das Erstaunliche ist, dass es damals auch schon so war. Rational betrachtet waren die Umwälzungen vor 500 Jahren jedoch noch viel größer. Und das kommt in dem Buch hervorragend zum Tragen.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


Paladin Quant GmbH: https://paladin-am.com/anlagestrategien/paladin-quant/


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Foto: www.pixabay.com

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