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Bericht über die Forum Bundesbank-Veranstaltung der Hauptverwaltung in NRW der Deutschen Bundesbank am 16. November 2023 Großbritannien (GBR)1 hat die Europäische Union (EU) mit Ende der 11-monatigen Übergangsperiode zum 1. Januar 2021 endgültig verlassen. Manche Beobachter sagten der britischen Wirtschaft im Vorfeld schwierige Zeiten voraus und prognostizierten eine hohe Abwanderung von Arbeitsplätzen vom Finanzplatz London in die EU, zum Beispiel nach Frankfurt und Paris. Ist es dazu gekommen? Wie hat sich die britische Wirtschaft seither entwickelt und was sind die weiteren Aussichten für das britische Wirtschaftsmodell post-Brexit und den wichtigen Finanzplatz London? Auf diese und weitere Fragen ist Johannes Gerling, Repräsentant der Deutschen Bundesbank in London, in seinem Vortrag in der Hauptverwaltung in Nordrhein-Westfalen der Deutschen Bundesbank am 16. November 2023 eingegangen. Das Interesse an dem Thema ist groß, denn die Entwicklung in Großbritannien und London ist sowohl für den Finanzplatz Frankfurt als auch für die nordrhein-westfälische Wirtschaft von großer Bedeutung. Struktur der britischen Wirtschaft und Rolle des Finanzsektors Die Strukturen der britischen und deutschen Volkswirtschaft unterscheiden sich signifikant. Zum besseren Verständnis aktueller Entwicklungen daher zunächst einige Hintergrundinformationen: Die britische Volkswirtschaft im Vergleich 2 : GBR Deutschland (DEU) Bevölkerung: 66,97 Mio. 84,08 Mio. BIP 3,07 Bio. $ 4,07 Bio. $ BIP pro Kopf 45.850 $ 48.433 $ Die britische Wirtschaft ist deutlich weniger exportorientiert als die deutsche (GBR rd. 31 %, DEU rd. 48 %) 3 und stark vom Dienstleistungssektor geprägt (GBR ca. 80 %, DEU ca. 70 %) 4 – dies zeigt sich besonders im Außenhandel (DEU: klare Dominanz der Warenexporte; GBR: fast ausgeglichenes Verhältnis zwischen Waren- und Dienstleistungsexporten). Der Finanzsektor ist für die britische Wirtschaft von besonderer Bedeutung (Anteil an der Wertschöpfung ca. 8 % (z. Vgl.: DEU: ca. 4 %), Arbeitsplätze im Finanzsektor ca. 1,1 Mio., davon 405 Tsd. in London). Die EU ist für GBR der mit Abstand wichtigste Handelspartner, allerdings ist der Anteil schon seit Längerem rückläufig (Exporte 42 %, Importe 50 % des Gesamthandels 2022). Einem Defizit im bilateralen Warenhandel mit der EU von 117 Mrd. £ steht ein Überschuss von 25 Mrd. £ im Dienstleistungshandel gegenüber. Neuer Rahmen für EU-Handelsbeziehungen Zwei Abkommen bilden die wesentliche Grundlage für neue Beziehungen zwischen Großbritannien und Nordirland sowie der EU: Das Austrittsabkommen regelt vor allem die Rechte und Pflichten, die sich aus der langjährigen Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU ergeben, einschließlich der Zahlungen an den EU-Haushalt. Das Nordirland-Protokoll als Teil des Abkommens verhindert eine „harte Grenze“ zwischen Nordirland und der Republik Irland, führte zugleich aber eine neue Zollgrenze zwischen Großbritannien und Nordirland ein. Das Abkommen trat am 01.02.2020 in Kraft und sah eine Übergangsfrist für den Verbleib Großbritanniens im EU-Binnenmarkt bis Ende 2020 vor. Das Handels- und Kooperationsabkommen regelt in erster Linie die Handelsbeziehungen und Fischfangquoten, aber auch die Zusammenarbeit in Bereichen wie Strafverfolgung, Justiz und Forschung. Es wurde am 24.12.2020 unterzeichnet und trat am 01.01.2021 in Kraft. Es ermöglicht einen weitgehend zollfreien Warenverkehr, allerdings verhindert es nicht die Entstehung neuer, nichttarifärer Handelshemmnisse (Zollpapiere, Produktsicherheitszertifikate, etc.). Die Personenfreizügigkeit zwischen der EU und Großbritannien besteht nicht mehr. Das Handels- und Kooperationsabkommen enthält – ähnlich wie andere moderne Freihandelsabkommen auch – im Wesentlichen nur recht allgemeine Vereinbarungen über den Handel mit Dienstleistungen, die kaum über das Niveau der entsprechenden WTO-Standards (Welthandelsorganisation) hinausgehen. Im Bereich der Finanzdienstleistungen wird Großbritannien im Grunde wie jeder andere Drittstaat behandelt. Eine entsprechende Äquivalenzentscheidung der EU, die Grundlage für einen EU-weiten Marktzugang wäre, existiert derzeit nur im Bereich der Zentralen Kontrahenten (Central Counterparties, CCPs)5. Der zwischen der EU und Großbritannien neu etablierte Finanzmarktdialog geht konzeptionell nicht über die Austauschformate der EU u.a. mit den USA und Japan hinaus und entscheidet keine Marktzugangsfragen. Nach Vollzug des Brexit waren die Beziehungen zunächst stark strapaziert, da sich die britische Regierung weigerte, das mit der EU vereinbarte Nord-Irland-Protokoll, einschließlich neuer Zollkontrollen zwischen Großbritannien und Nordirland vertragsgemäß umzusetzen. Ein wichtiger Schritt zur Normalisierung der Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien ist das „Windsor Framework“ aus dem Februar 2023, da es einige der Kernstreitfragen um das Nordirland-Protokoll adressiert: Handels- und Zollfragen: Einrichtung von sog. „Green Lanes“ für Waren, die in Nordirland verbleiben (quasi Abschaffung der Zollkontrollen), Akzeptanz von GBR-Standards für Lebensmittel in Nordirland durch die EU (müssen „not for EU“-Label tragen). Erleichterungen auch für Medikamente. Pakete an Freunde und Familie sowie aus Online-Shops benötigen keine Zollpapiere mehr. Stark vereinfachte Einreise für Haustiere. Spezifische Zollprobleme für Stahl werden ausgeräumt. Subventionen und Mehrwertsteuer:Einschränkung der Mitspracherechte Brüssels bei Subventionen, die Nordirland betreffen. Weitgehende Ausnahme Nordirlands von den EU-Regeln zur Mehrwertsteuer. Souveränität und Institutionen: „Stormont Brake“ erlaubt es Großbritannien, die Anwendung neuer EU-Binnenmarktregeln in Nordirland auszusetzen (EU kann mit „targeted remedial measures“ reagieren). Für grenzüberschreitende Finanzdienstleistungen bestehen post-Brexit neue Grundlagen: Mit dem Vollzug des Brexit zum 31.12.2020 wurden neue Bedingungen für den Marktzugang in der EU geschaffen. Das EU-weite Passporting ging verloren. Stattdessen gelten Äquivalenzentscheidungen der EU und ein „Flickenteppich“ nationaler Zugangsregelungen. Großbritannien gewährte EU-Instituten eine Übergangsfrist von bis zu drei Jahren durch das „Temporary Permissions Regime“ (in einzelnen Bereichen auch länger). Die EU bot keine derartigen Übergangsregelungen für britische Institute an, diese existier(t)en teilweise auf nationaler Ebene in den Mitgliedsstaaten. Darüber hinaus wurden weitreichende Sonderbefugnisse für die britischen Aufsichtsbehörden (Temporary Transitional Powers) für bis zu drei Jahre geschaffen, um möglichen Friktionen durch das On-Shoring6 von EU-Vorschriften flexibel begegnen zu können. Neue Grundlage für den EU-weiten Marktzugang sind die Äquivalenzen, die jedoch keinen gleichwertigen Ersatz für die wegfallenden Passporting-Rechte darstellen. Das EU-Regelwerk sieht insgesamt rd. 40 Unterbereiche vor, in denen EU-weit gültige Äquivalenzentscheidungen getroffen werden können. Viele wichtige Regelungsbereiche sind jedoch nicht abgedeckt, z.B. Kredit- und Versicherungsgeschäfte oder Zahlungsdienste. EU-Entscheidungen über Äquivalenzen obliegen der EU-Kommission und sind unilaterale Ermessensentscheidungen, die im Einklang mit den Prioritäten der EU und den Interessen der EU-Finanzmärkte, ggf. unter Einbeziehung der europäischen Aufsichtsbehörden, getroffen werden und mit einer Frist von 30 Tagen einseitig zurückgenommen werden können. Bisher ist die EU mit Äquivalenzentscheidungen für Großbritannien sehr zurückhaltend. Derzeit besteht nur eine Äquivalenzentscheidung der EU für Großbritannien, diese gilt für den britischen Regulierungs- und Aufsichtsrahmen für Zentrale Kontrahenten (Central Counterparties, CCPs). Eine Ende 2024 …
Herr Hill, Sie hatten am 08.11.2023 die Organisation der Veranstaltung «Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein» in Frankfurt unterstützt und moderiert. Was war hier die Brücke zum Thema «Family Offices & Fondsboutiquen»? Ich konnte Reiner Konrad von der FOCAM AG in Frankfurt für einen Kurzvortrag zum Thema «Family Offices, Fondsboutiquen und Manager Selection» gewinnen. Er hat in Frankfurt einen guten Überblick über die Bedeutung von unabhängigen Asset Managern, Asset Allocation und Due Diligence von den «Hidden Champions» gegeben. Ich hatte dieses Thema deshalb vorgeschlagen, da ich davon ausging, dass es eine gute Ergänzung zu dem Kernthema der Veranstaltung (Private Label Fonds & Vorteile der Fondsauflage in Liechtenstein) bieten würde. Die Veranstaltung des «LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband» bot einen guten Rahmen für eine intensive Diskussion zu Themen wie Fondsstandort Liechtenstein (David Gamper und Bruno Schranz, LAFV), die internationale Rolle Liechtensteins (Isabel Frommelt-Gottschald, Botschafterin I.E.), Regulierung (Dr. Reto Degen, FMA – Finanzmarktaufsicht Liechtenstein) und Vermögensverwaltung und Private Label Fonds (Ralph Früh). Ich hatte im Nachgang auch mit einigen der Besucher des Events in Frankfurt sprechen können. Ein Kernpunkt wurde immer wieder als Feedback angesprochen. Liechtenstein hatte sich sehr fokussiert dargestellt als Dienstleister auch für «kleine» Fondsinitiatoren (Vermögensverwalter, Asset Manager etc.), vielleicht könnte hier auch ein Ansatz für die dortige Fondsindustrie liegen in 2024. Ich bin neutral eingestellt bei der Beurteilung von Jurisdiktionen für die Fondsauflage, jeder Standort (Luxemburg, Deutschland etc.) hat seine speziellen Vorteile und seinen eigenen «Fankreis». Ich sehe hier eine mögliche Nische für Liechtenstein, da viele KVG (Schweiz: «Fondsleitung») ausserhalb Liechtensteins sich durchaus restriktiver zeigen beim Auswahlverhalten von möglichen Fondspartnern, sobald Fonds schon zu Beginn nicht schnell das Potenzial für hohe Fondsvolumen-Steigerungen versprechen. Es gibt bestimmt ein interessantes Segment von Fondsinitiatoren, die genau zwischen den ganz kleinen und den ganz grossen Fondsvolumen einzuordnen sind. Vielleicht kann Liechtenstein hier in den nächsten Jahren Marktanteile gewinnen. FOTO: Thomas Caduff & Markus Hill – „FINANZPLATZ SCHWEIZ trifft FINANZPLATZ LIECHTENSTEIN“ (Bild: www.fundplat.com) Sie werden am 12.01.2024 in St. Moritz bei den «Mountain Talks» einen Impulsvortrag halten sowie einen Roundtable zum Themenkreis «Family Offices & Fondsboutiquen» moderieren. Welche Punkte könnten hier zum Beispiel interessant sein? Ich selber beschäftige mich ja projektbezogen oft mit den Themenfeldern Fondsselektion und Seed-Money-Suche. Ich finde es häufig interessant, aus welchen Richtungen hier oft Fondsmanager betrachtet werden. In einem so kleinen Rahmen wird man nicht eine Ad-hoc-Studie erstellen können. Gegenwärtig tausche ich mich mit einer grösseren Anzahl von Family Offices im Vorfeld aus, um hier auch noch einmal die Beziehungen zwischen diesen Marktteilnehmern zu betrachten. Interessant können neben diesen Ergebnissen auch einige «Theorie-Kuchendiagramm-Studien» sein, vielleicht werde ich da auch einige Anmerkungen machen. Interessant erscheinen mir hier auch die Themen Kommunikation (Branding), Financial Education und Networking und die Vernetzung der Akteure in der DACH-Region. Bei meiner «Kurzbefragung» im Vorfeld der Veranstaltung wird sich vielleicht noch der eine oder andere qualitative «Gedanke» finden, der vielleicht eine neue Betrachtungsweise ermöglichen könnte. Ich sehe hier übrigens oft auch Schnittmengen bei der Beurteilung von liquiden und nicht-liquiden Fonds-Konzepten. Ich hatte zum Beispiel dieses Jahr schon bei verschiedenen anderen Veranstaltungen in der DACH-Region in der Vorbereitung von Moderationen ausgiebig Gelegenheit, ein paar alternative Ansätze hinsichtlich des Kommunikationsverhaltens von Family Offices und Fondsboutiquen kennenzulernen. Es gibt auch deshalb Schnittmengen, weil oft auch ein «doppelter Hut» getragen wird. Multi Family Offices, Single Family Offices und zum Beispiel unabhängige Vermögensverwalter treten zum einen als Selektor auf, zum anderen haben viele aber auch eigene Produkte (Private Label Fonds). Zahlreiche der Event-Formate im Family-Office-Bereich leben auch davon, dass viele dieser Adressen mit «Doppelhut» (Beispiel: Multi Family Office) durchaus auch Investoren für die hauseigenen Produkte bzw. Investments (Co-Investments, Club Deals etc.) suchen. Der Unterschied zu den vielen klassischen Fondsboutiquen («Nicht-Selektoren») besteht vielleicht darin, dass der klassische Family Officer nicht «marktschreierisch» mit eigenen Produkten auftreten kann, da dies nicht unbedingt zum Thema «Trusted Advisor» passt. Zudem gibt es im Markt auch noch die Diskussion, ob ein Family Office überhaupt eigene Produkte anbieten sollte. Ein spannendes Feld, ich freue mich schon auf die Diskussion vor Ort. Um hier auch kurz Position zu beziehen: Ich selber finde es in Ordnung, Family Offices können gerne Skin-in-the-Game haben mit eigenen Produkten (Investments etc.), wenn diese Positionierung für Kunden transparent ist, dann erscheint mir das oft auch als Signal dafür, dass bestimmte Family-Office-Konzepte auch dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie auch in der Praxis selber Fachkompetenz in der Tiefe haben, Investments auch real begleiten können. Man vergisst häufig, dass diese Form von fachlichem Aushängeschild ja auch ein Risiko darstellen kann: Liefert die Adresse nicht die gewünschten Ergebnisse, dann fällt ein Schatten auf die gesamte Mandantenbeziehung! Welche Themen stehen in 2024 für Sie noch auf der Agenda? Wie oben schon angedeutet, habe ich mich im Laufe der Jahre intensiv mit liquiden und nicht-liquiden Fondskonzepten beschäftigt. Ich hatte zum Beispiel die Gelegenheit, mit Telos und Artis ICM zweimal bei Premium-Sponsorings der Studie «Präferenzen institutioneller Investoren bei Immobilien und Alternative Investments» Video-Diskussionsrunden zu moderieren. Zum einen waren die Ergebnisse der Studie zu besprechen, zum anderen ergab sich dann hier die Gelegenheit, zu Themen wie Immobilien und Infrastrukturinvestments vertieft zu diskutieren. In Kürze gehen übrigens auch die Fragebögen für die aktuelle Studie an die institutionellen Investoren raus. Die Ergebnisse dürften vor dem Hintergrund der stark veränderten Zinslandschaft spannend werden. Ob aus der diesjährigen Investorenzurückhaltung wieder ein «Run» auf die Alternatives wird, bleibt abzuwarten. (Input, Ideen und Anregungen «AIF & MORE» sind immer willkommen!). Themen aus dem Bereich Infrastruktur erscheinen mir als Volkswirt sehr interessant, viele Fondskonzepte beschäftigen sich hier mit Segmenten wie Verkehr, Energie und Immobilien. Immer steht der Adlerblick im Fokus, hier besteht auch eine Schnittstelle zu Themen wie «Soziales» und auch Private Debt (Stichwort: «Finanzplatz Frankfurt trifft Private Markets 2024»). Diese Bereiche finde ich auch deshalb publizistisch interessant, da bei diesen Fondsstrukturen schon aufgrund von regulatorischen Vorgaben auf eine ganz andere Weise kommuniziert werden muss, hier stehen dann Themen wie Branding und fachliche Expertise im Vordergrund. Financial Education & Content zählen, keine «primitive» Produktpromotion. Die Themen «Fondsselektion» und «Seed-Money-Suche» werden mich auch nächstes Jahr begleiten. Interessant ist, dass viele der Akteure in den Segmenten …
Die Stärkung des Finanzplatzes Deutschland ist ein wichtiger Schritt, um die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzsektors und des Wirtschaftsstandorts Deutschland in Europa und darüber hinaus zu erhöhen. Eine große Herausforderung ist die nachhaltige, klimaneutrale und digitale Transformation der Wirtschaft und die Finanzierung des hohen Investitionsbedarfs. Der Finanzplatz Deutschland im europäischen Vergleich Deutschland ist ein wichtiger Akteur im europäischen Finanzsektor. Es zeichnet sich durch wirtschaftliche Stabilität, eine leistungsfähige Volkswirtschaft und eine zentrale geografische Lage aus. Im Vergleich zu anderen europäischen Finanzplätzen wie London, Paris, Zürich und Luxemburg hat Deutschland eine einzigartige Position und eine besondere Struktur. Frankfurt ist ein international führender Finanzplatz. Starke regionale Zentren wie Berlin, Hamburg, München, Nordrhein-Westfalen und Stuttgart sorgen für ein optimales Angebot für Wirtschaft und Menschen. Eine Studie („Der Finanzplatz Deutschland als Eckpfeiler des europäischen Finanzsystems“) belegt die Vielfalt als Vorteil und Stärke des Finanzsystems: Der deutsche Finanzplatz passt hervorragend zur dezentralen, mittelständischen Wirtschaftsstruktur und zum deutschen Föderalismus. Die Strukturen von Wirtschaft und Bankensektors sind sehr ähnlich. Dies entspricht der Struktur der deutschen Realwirtschaft. Neue Herausforderungen meistern und Chancen nutzen Gleichwohl steht der Finanzplatz und Wirtschaftsstandort vor der Herausforderung, seine Wettbewerbsfähigkeit in einem sich schnell wandelnden globalen Umfeld zu erhalten und möglichst auszubauen. Dafür müssen die Weichen heute gestellt werden. Eine diversifizierte Wirtschaft hat gute Chancen, Herausforderungen zu meistern. Dr. Sabine Mauderer, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, hat mit ihren Beiträgen die Herausforderungen aufgezeigt und wichtige Impulse gegeben: „Wir brauchen einen starken Finanzplatz Deutschland“ „Der deutsche Kapitalmarkt ist unterentwickelt“ Der historische Strukturwandel ist ausgelöst durch geopolitische Veränderungen, Energiewende, Digitalisierung, Dekarbonisierung, demografischen Wandel und die Folgen der COVID-19-Pandemie. Diese Umwälzungen bieten sowohl Herausforderungen als auch Chancen für die Wirtschaft. Innovationen sind ein Treiber des Strukturwandels. Heinz-Joachim Plessentin & Markus Hill Die nachhaltige, klimaneutrale und digitale Transformation der Wirtschaft – der Megatrend des 21. Jahrhunderts – und ihre Finanzierung erfordern einen Aufbruch und massive Innovationen, Investitionen und Finanzmittel. Der Staat muss dafür die Rahmenbedingungen setzen. Die Finanzierung des enormen Investitionsbedarfs spielt eine zentrale Rolle. Beispielsweise allein in NRW weist eine Studie einen Investitionsbedarf von 70 Mrd. Euro pro Jahr (aus heutiger Sicht 80 Mrd. Euro) aus für klimaneutrale und digitale Investitionen. Deutschland hat ein großes Wachstums- und Innovationspotenzial, aber mehr Investoren für Zukunftstechnologien wären von großem Nutzen. Mehr Kapital sollte hier investiert werden. Eine niedrige Investitionsquote würde Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Wohlstand gefährden. Investitionsbedarf, Expertise und Investoren müssen besser vernetzt und das Finanzökosystem ausgebaut werden. Angesichts der Höhe des Investitionsbedarfs wird der überwiegende Teil privat über Banken, Versicherungen, Börse, Private Equity, Venture Capital und Fonds finanziert werden müssen. Die deutsche Finanzwirtschaft hat die Chance und das Potenzial, eine führende Rolle bei der Finanzierung der Transformation und der Klimawende einzunehmen. Der Finanzsektor sollte sich als Dienstleister der Realwirtschaft verstehen und sich besser mit anderen Branchen vernetzen. Finanzdienstleister können ein Teil der Lösung sein. Deutsche Standorte sind Vorreiter bei der nachhaltigen Finanzierung. Das Matching von Kapitalangebot und -nachfrage muss besser organisiert werden. Eine größere Akzeptanz des Kapitalmarktes und ein breiteres Verständnis seiner Bedeutung sind entscheidend, um Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und die deutsche Wirtschaft auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen. Der EU-Kapitalmarkt sollte weiterentwickelt werden. Verbriefungen und Plattformen sind wichtige Instrumente. Förderbanken können durch Anschubfinanzierungen, Haftungsfreistellungen und als Ankerinvestoren eine wichtige Rolle bei der Transformationsfinanzierung und Risikoverteilung spielen: Die Europäische Investitionsbank, Klimabank der EU, die KfW, Transformationsbank des Bundes und Landesförderinstitute wie die NRW.BANK. Unternehmen brauchen gerade für längerfristige Investitionen geeignete Rahmenbedingungen, Flexibilität und schlanke bürokratische Prozesse, überschaubare Planungssicherheit und positive Rentabilitätsaussichten. Innov Ausbau des Finanzökosystems durch Finanzplatzinitiativen Studien zeigen, dass die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit eines Finanzplatzes und von Sustainable Finance im weiteren Sinne maßgeblich von der Leistungsfähigkeit des Ökosystems abhängen. Finanzplatzinitiativen können als vorwettbewerbliche Infrastruktur, als „Team hinter dem Team“ verstanden werden. Sie können verschiedene Akteure übergreifend zusammenbringen sowie eine vertiefte Zusammenarbeit von Kooperationspartnern initiieren und koordinieren. Für die Beteiligten sollte ein Mehrwert erkennbar sein. Die deutschen Finanzplatzinitiativen sind organisiert in Germany Finance, der Arbeitsgemeinschaft der Finanzplätze. Gemeinsames Ziel ist es, „den Finanzplatz im europäischen und internationalen Kontext zu stärken, ihm ein Gesicht zu geben und Ansprechpartner für Interessenten am Finanzplatz Deutschland aus dem In- und Ausland zu sein. Dies … im engen Schulterschluss mit dem Bundesfinanzministerium und der GTAI.“ Die Sprecherrolle liegt 2023 in Frankfurt (Andreas Glänzel) und turnusgemäß 2024 bei Fin-Connect-NRW. Mitglieder von Germany Finance sind: Berlin Finance Initiative Frankfurt Main Finance e.V. Finanzplatz Hamburg e.V. Fin.Connect.NRW Stuttgart Financial – Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V. Finanzplatz München Initiative mit Beobachterstatus Thematische Schwerpunkte der Finanzplatzinitiativen sind die Transformationsfinanzierung und Sustainable Finance, die Förderung von Innovation und Fintechs, Human Ressources (Attraktivität für Führungs-, Fach- und Nachwuchskräfte) sowie Standortmarketing. Im September 2023 fand der Kick-Off-Event der Finanzplatz Deutschland Initiative statt, die von der Börsen-Zeitung ins Leben gerufen wurde. Die Initiative soll mit Veranstaltungen bis zum Frühjahr 2025 fortgeführt werden und den Austausch über die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Deutschland stärken. Darüber hinaus informieren auch Social-Media-Plattformen regelmäßig über den Finanzplatz, wie die Plattform Finanzplatz Deutschland, und bieten auch Diskussionsmöglichkeiten. Welche Schritte bedarf es, um den Ausbau zum Finanzökosystem durch Finanzplatzinitiativen weiter zu beschleunigen? Netzwerke zu einem Ökosystem zu entwickeln bedeutet, dass verschiedene Akteure im Finanzsektor, von Banken über Versicherungen, Börse und Private Equity bis hin zu Fintech-Start-ups, mit der Realwirtschaft, Wissenschaft und dem Staat enger zusammenarbeiten, um Innovationen voranzutreiben, Kapital bereitzustellen und den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu erleichtern. Ein ausgebautes Ökosystem kann die Resilienz und Innovationskraft des Finanzplatzes Deutschland stärken.Als Beispiel sei hier Fin.Connect.NRWgenannt, das die Aufgabe hat, das Finanzökosystem auszubauen, insbesondere mit dem Fokus auf der Transformationsfinanzierung. Dazu wird die Finanzplatzinitiative in der Skalierungsphase vom Wirtschaftsministerium NRW mit zusätzlichen Ressourcen ausgestattet und eröffnet ab dem 01. November 2023 eine neue Geschäftsstelle (Kompetenzzentrum, zentrale Anlaufstelle). Für diese anspruchsvolle Aufgabe ist eine fundierte Erfahrung im Bereich von Finanzplatzinitiativen von großem Nutzen, um zeitnah aktiv werden zu können. Eine Umfrage zeigt, dass große Unternehmen die Chancen der Transformation für ihre Wettbewerbsfähigkeit „auf dem Schirm“ haben. Bei kleinen und mittleren Unternehmen besteht häufig Informationsbedarf, zum Beispiel über die Anwendung von ESG-Kriterien bei der Kreditvergabe und die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Fin-Connect-NRW hat mit seinen Kooperationspartnern bereits seit 2020 lösungsorientierte Veranstaltungen …
Auf Seite 18 im Rhein Main Teil der FAZ vom 5. Oktober 2023 ist unter der Überschrift „Inselbegabung“ folgender Satz zu lesen: „Du, Frankfurt, bist eben, jenseits sinnlicher Erfahrungen in der Apfelweinkneipe oder im Waldstadion, durch und durch eine Stadt des Wortes. Ist das so? Auf eine Stadt des Wortes wäre ich nicht gekommen. Klar, jetzt kommen die Frankfurt Fans mit Ihrem Dichterfürsten Goethe oder der Philosophentruppe Adorno, Marcuse, Fromm etc. um die Ecke. Dabei reimen die Ultras der Eintracht „Randale, Bambule“ auf Frankfurter Schule. Soviel zum Thema Geist und Wissenschaft. Dirk Bednarz Frankfurt ist eine Stadt der Attitüde. In Frankfurt ist man erfolgreich oder mindestens busy. Wenn man aus dem Hauptbahnhof herauskommend sich auf den Weg durch die Kaiserstraße Richtung Bankenviertel macht, bekommt man einen ersten Eindruck. Selbst die in stattlicher Anzahl anwesenden Drogendealer und Ihre Kunden wirken irgendwie gestresst. Von den Finanzleuten ganz zu schweigen. Böse Zungen behaupten, es gäbe eine große Schnittmenge zwischen den erwähnten Gruppen… Als in Bonn geborener, aber mit deutlichem Bias zur „heiligen Stadt“ Köln bekennender Rheinländer bin ich immer noch am Vergleichen. Als ich 1996 nach Frankfurt kam, dachte ich sofort an Entwicklungshilfe in Sachen Lockerheit und Nachhilfe in guter Laune. Insbesondere die rheinische Lässigkeit suchte ich vergebens. Zitat Die Welt: Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Kölner dazu neigen, Regeln nicht zu ernst zu nehmen. Das hat eine angenehme Seite: Die undeutsche Lässigkeit, um die die Stadt von vielen beneidet wird“. Beim Thema Gute Laune wird oft Heinz Schenk als Vorzeige-Frankfurter ins Spiel gebracht. Na ja. Obwohl der in Mainz geboren wurde lasse ich den gelten. Millowitsch, wenn auch Sohn einer Wienerin und eines Mannes aus einer unbedeutenden Stadt, wurde immerhin in Köln geboren. Natürlich muss ich jetzt zum Thema Karneval (nicht Fasching!) kommen. Viele Frankfurter bekommen alleine beim Gedanken an Karneval Ganzköperausschlag und sind außerdem zu beschäftigt (siehe “busy“). In Köln ist es die Fünfte Jahreszeit. Entweder man macht mit oder nimmt Reißaus. Dabei gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Köln und Frankfurt. Durch die eine Stadt fließt der Rhein, durch die andere immerhin der Main. Die einen haben den Dom, die anderen die Paulskirche. In der einen Stadt spielt der FC, in der anderen die SGE. Zugegebenermaßen waren die Frankfurter in den letzten Jahren sportlich wesentlich erfolgreicher. Glückwunsch! Wenn man sich jedoch die Anzahl der Mitglieder, Anzahl der Fanclubs, Anzahl der Auswärtsfans und nicht zuletzt die ewige Tabelle anschaut: Da liegen die Vereine schon sehr dicht beieinander. In Köln trinkt man Kölsch. Frisch gezapft aus der Kölschstange. In Frankfurt Äppler. Sauer gespritzt aus dem Gerippten. Beides sehr erfrischend. Übrigens ist man sich einig, dass es kein größeres Trinkglas als 0,5l braucht. Aus dem Eimer (ab 1,0 l) saufen nur Tiere. Dazu hört man BAP oder die „Föss“ bzw. die Rodgau Monotones, Moses P. oder Sabrina Setlur. In Köln isst man Himmel und Äd und halven Hahn. In Frankfurt Leiterchen und Handkäs mit Musik. Die Klammer zwischen beiden Städten ist der nur mit Masochismus zu ertragende Kellner in den typischen Gasthäusern. Klassische Frage: Was hast Du bestellt? Wasser? Willst Du Dich waschen? Selbstverständlich hat auch jede der beiden Städte eine „natürliche“ Gegner-Stadt. Namen werden aus Pietätsgründen an dieser Stelle nicht genannt. Also: Die nördlichste Stadt Italiens (allen Münchnern und Regensburgern rufe ich an dieser Stelle zu: „Tacete a questo punto e dimostrate la leggerezza italiana!“) oder Mainhattan? Bella Figura oder Business Suit? Gönnen können oder ehrgeizig sein? Beide Städte leben von der hohen Identifikation Ihrer Einwohner mit der jeweiligen Stadt. Beide Städte sind weltoffen und integrieren scheinbar mühelos andere Kulturen ohne die eigene Identität zu vernachlässigen. In beiden Städten kann man „sein Ding“ machen und viele Vorurteile erweisen sich als haltlos. „Alles Geschmackssache“ sagte die Ente und biss in die Seife. Um den großen deutschen Dichter Wolfgang Niedecken zu zitieren: Ne schöne Jrooß an all die, die unfehlbar sind! Dirk Bednarz – der Autor lebt und arbeitet in Hessen & liebt das Rheinland. KÖLN & FOLKLORE: Ne ahle Mann steiht vür d’r WeetschaffsdürDä su jään ens einen drinken dätDoch hä hät vill zo winnich JeldSulang hä och zälltEn d’r Weetschaff is die Stemmung jroßÄvver keiner süht dä ahle MannDoch do kütt einer met enem BierUn sprich en einfach aanDrink doch eine met, stell dich nit esu aan!Du steihs he die janze Zick erömHäs de och kei Jeld, dat is janz ejalDrink doch met un kümmer dich nit drömDrink doch eine met, stell dich nit esu aan!Du steihs he die janze Zick erömHäs de och kei Jeld, dat is janz ejalDrink doch met un kümmer dich nit drömSu mancher sitz vielleich allein zu HusDä su jään ens widder laachen dätJanz heimlich, do waat hä nur do dropDat einer zo im sähtDrink doch eine met, stell dich nit esu aan!Du steihs he die janze Zick erömHäs de och kei Jeld, dat is janz ejalDrink doch met un kümmer dich nit drömDrink doch eine met, stell dich nit esu aan!Du steihs he die janze Zick erömHäs de och kei Jeld, dat is janz ejalDrink doch met un kümmer dich nit dröm (Zitat / Song – Drink doch eine met – DE BLACK FÖÖSS)
„Unsere Hauptschwierigkeit bei der Kommunikation ist es, mit Hilfe unserer Vorstellungskraft zu erfassen, wieviel die anderen Leute wissen oder nicht“ (Cyril Northcote Parkinson). Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit David Gamper, Geschäftsführer LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband, über die Vorteile des Fondsstandort Liechtenstein, Family Offices, London-Event, Fondsauflage in Europa und Asien und über die aktuellen internationalen Assessments des Standorts Liechtenstein. Zusätzlich wurde ein kurzer Überblick über die am 8.11.2023 stattfindende Veranstaltung „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“ gegeben, das Gespräch wurde zudem abgerundet durch einige persönliche Anmerkungen von Herrn Gamper zu den weiteren Vorteilen von Liechtenstein (Stichwort: Infrastruktur etc.). Hill: Sie waren am 12. Oktober in London, um den Fondsstandort Liechtenstein vorzustellen. Was ist Ihnen aufgefallen, was war für die Gäste «neu» oder besonders interessant? Gamper: Vor allem ist uns die hohe Besucherzahl aufgefallen. Wir hätten niemals erwartet, dass über 100 Personen kommen würden. Die Saalkapazität wurde mehr als vollständig ausgeschöpft. Mehrere Gäste haben uns gegenüber betont, dass sie den Fondsstandort Liechtenstein nun mit einem völlig neuen Blickwinkel sehen. Besonders hervorzuheben, wie auch im Panel diskutiert wurde, ist die Tatsache, dass Liechtenstein den internationalen Regeln entspricht und bei den entsprechenden Assessments so gut abgeschnitten hat. Hill: Welche Assessments sprechen Sie hier insbesondere an? Gamper: Es geht um zwei äusserst bedeutsame Assessments. Das erste betrifft das Global Forum der OECD, das von 2020 bis 2022 in allen Ländern durchgeführt wurde, die am Automatischen Informationsaustausch (AIA) teilnehmen. Liechtenstein erhielt die höchstmögliche Bewertung für die Umsetzung des AIA und ist somit vollständig transparent in steuerlichen Angelegenheiten. Das zweite Assessment betrifft das Moneyval Assessment von 2021. Moneyval ist der Expertenausschuss des Europarates, der die Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung in den Ländern bewertet, die Mitglieder des Europarates, jedoch nicht Mitglieder der FATF sind. Moneyval verwendet dabei die Standards der FATF und berichtet der FATF über die Ergebnisse. Auch bei diesem Assessment schnitt Liechtenstein hervorragend ab, sogar besser als die Mehrheit der EU-Länder. Dies war für unsere Besucher eine Überraschung.Nun, um auf Ihre ursprüngliche Frage zurückzukommen: Unsere Besucher waren auch beeindruckt von der Tatsache, dass Liechtenstein hinsichtlich der Anzahl von Fonds in Europa an siebter Stelle steht und in Bezug auf das Wachstum in den letzten sieben bis acht Jahren sogar in den Top 3 liegt. Sie waren besonders angetan von den effizienten Prozessen, die Liechtenstein auszeichnen, sowie von der reibungslosen Kommunikation mit den Behörden. Unsere Gäste konnten dies unmittelbar erleben, da Dr. Reto Degen, Mitglied der Geschäftsleitung der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein, an der Podiumsdiskussion teilnahm und im Anschluss am Empfangsbuffet zur Verfügung stand. Er wird übrigens auch in Frankfurt präsent sein. David Gamper, Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband Die Teilnehmer zeigten zudem großes Interesse an den Vertriebsmöglichkeiten liechtensteinischer Fonds in Europa sowie in Asien. Während Liechtenstein aufgrund seiner Teilnahme am Europäischen Wirtschaftsraum uneingeschränkt Fonds in der gesamten EU vertreiben kann, sind die Möglichkeiten in Asien, mit Ausnahme von Singapur, noch begrenzt. Andererseits weckten die Vorteile Liechtensteins in Bezug auf den Vertrieb in der Schweiz aufgrund der Zoll- und Währungsunion großes Interesse. Hill: Am 8.11. diesen Jahres präsentiert sich der Fondsstandort unter dem Motto „Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein“. Für wen ist die Veranstaltung in Frankfurt interessant? Gamper: Grundsätzlich bietet diese Veranstaltung eine hervorragende Gelegenheit für alle, die ihre Netzwerke in Liechtenstein ausbauen möchten. Besonders spannend ist sie jedoch für Fondsinitiatoren sowie Fondsmanager, die einen Wechsel der Service-KVG bzw. des Fondsdomizils in Betracht ziehen. Liechtenstein spezialisiert sich seit vielen Jahren auf Private Label Fonds von Vermögensverwaltern, Anlageberatern, Family Offices und Fondsboutiquen. Das gesamte Ökosystem ist darauf ausgerichtet und der Erfolg spricht für sich. In den letzten Jahren verzeichneten nur zwei Standorte in Europa ein stärkeres Wachstum in Bezug auf die Anzahl der Fonds als Liechtenstein. Das kleine Land mit seinen knapp 40.000 Einwohnern belegt laut European Fund and Asset Management Association (EFAMA) bereits den siebten Platz im europäischen Ranking. Hill: Was darf ein Besucher von der Veranstaltung erwarten? Gamper: Unsere Gäste werden sehen wie flexibel, effizient und zügig die Gründung eines Fonds nach europäischem Recht sein kann. Dabei haben sie die Gelegenheit, direkt mit Fondsmanagern in Kontakt zu treten, die bereits erfolgreiche Fonds in Liechtenstein aufgelegt haben. Zusätzlich wird der höchste Verantwortliche für Fondsangelegenheiten bei der Finanzmarktaufsicht anwesend sein, ebenso wie zahlreiche Experten aus der liechtensteinischen Fondsbranche. Hill: Welches sind die wesentlichen Vorteile des Fondsstandortes Liechtenstein? Gamper: Es gibt zahlreiche Vorteile, von denen einige erst im täglichen Betrieb deutlich werden. Bereits bei der Gründung eines Fonds fällt jedoch auf, wie kurz die Time-to-Market im Vergleich zu anderen Standorten ist. Dies ist auch auf die zügige Zulassung durch die Finanzmarktaufsicht zurückzuführen, die im Durchschnitt nur eine Woche in Anspruch nimmt. Die Kostenstruktur ist ebenfalls äußerst vorteilhaft für Fondsgründer und im Gegensatz zu anderen Cross-Border Domizilen fallen in Liechtenstein keine Steuern auf Fonds an. Hill: Einmal von Fonds abgesehen, was spricht noch für Liechtenstein? Gamper: Ich schätze die hohe Lebensqualität hier in Liechtenstein sehr. Beruflich bietet das Land zahlreiche Möglichkeiten, darunter Industriebetriebe, Dienstleister, Tourismus und ein faszinierendes Finanzzentrum. Es zeichnet sich durch wirtschaftliche und politische Stabilität aus. Die Gesundheitsversorgung ist erstklassig, und Erholungsgebiete liegen praktisch vor der Haustür. Unsere Natur ist unberührt, und Sicherheit ist gewährleistet. Die öffentliche Verwaltung ist äußerst effizient, und Liechtenstein weist die geringste Staatsverschuldung in Europa auf. Außerdem finde ich die Umgebung hier sehr reizvoll. Die Bahn, die von Liechtenstein aus leicht mit dem Bus erreichbar ist, hält direkt am Bodensee in Bregenz. Beliebte Urlaubsziele wie St. Moritz, Lech/Arlberg, Laax, Tirol, Südtirol, der Lago Maggiore, der Comer See und der Luganer See sind nicht weit entfernt. Die Metropolen Zürich, München und Mailand sind jeweils in ein bis drei Stunden mit dem Auto erreichbar. Hill: Vielen Dank für das Gespräch. LAFV LIECHTENSTEINISCHER ANLAGEFONDSVERBAND & FINANZPLATZ FRANKFURT (PRÄSENTATION & PANEL-DISKUSSION) Am 8. November 2023 findet in Frankfurt die Veranstaltung «Finanzplatz Frankfurt am Main trifft Finanzplatz Liechtenstein» (FONDSSTANDORT) statt. Die Veranstaltung richtet sich an Fachleute wie Vermögensverwalter bzw. Unternehmen, die Fonds lancieren wollen, Family Offices und Berater/Rechtsanwälte im Bereich der FONDSSTRUKTURIERUNG. — Information & Rückfragen „Zielgruppe“: info@markus-hill.com / +49 (0) 163 4616179 & www.lafv.li) Die Themen:– Family Offices: Fondsboutiquen & Managerauswahl – Reiner Konrad, CESFi, …
„Vor Prognosen soll man sich unbedingt hüten, vor allem vor solchen über die Zukunft“ (Mark Twain). Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Michael Heise, Publizist und Chefökonom von HQ Trust, über die Verbindung der Bereiche Ökonomie und Family Office sowie über die Herausforderungen für Investoren im aktuellen Zinsumfeld. Angesprochen wurden Themen wie EZB, Zinspolitik, Inflation und die Impliktationen für Kapitalmark-Renditen. Diese Themen, wie auch das Thema Alternative Investments, stehen in dieser Woche ebenso im Fokus der Diskussion beim Private Wealth Forum Germany und dem Private Debt Investmentforum in München. Hill: Wo sehen Sie als Volkswirt eigentlich die Verbindung zu dem Themenkomplex „Family Office & Asset Allocation“? Heise: Die Beratung von Familien im Hinblick auf die Sicherung und die Mehrung der Vermögen ist eine äußerst spannende Aufgabe. Sie ist aus meiner Sicht aufs Engste mit den globalen volkswirtschaftlichen Entwicklungen verknüpft, die die langfristigen Trends an den Finanzmärkten wesentlich mitbestimmen. Eine Passion für die Ökonomie ist insofern eine gute Voraussetzung, um Family Offices zu beraten. Für die Volkswirte, die im Finanzunternehmen tätig sind, was bei mir seit 1995 der Fall ist, besteht die besondere Herausforderung darin, nicht nur akademisch interessante Analysen vorzulegen, sondern Handlungsanweisungen für Investoren zu generieren. Und die sind, wie man weiß, dem unbarmherzigen Urteil der Märkte ausgesetzt. Das macht die Arbeit so spannend. Hill: Warum hat die EZB Ihrer Meinung nach so spät auf die Inflation reagiert? Heise: Der plötzliche Anstieg der Inflation in den letzten Jahren hat in seiner Schnelligkeit die große Mehrheit an Prognostikern überrascht. Das ist allerdings keine Exkulpation für die Notenbanken. Vor allem die Europäische Zentralbank hat viel zu lange an der These festgehalten, dass der Inflationsanstieg nur vorübergehend sei, sie hat deshalb sehr spät Gegenmaßnahmen ergriffen. Die erste Zinserhöhung der EZB fand statt im Juli 2022, als die Inflation bereits fast 9 % erreicht hatte. Wie kam es zu dieser späten Reaktion? Natürlich kann man anführen, dass unsere Prognosemodelle in Zeiten massiver Schocks wie der COVID- Pandemie und des Ukrainekriegs nicht so gut funktionieren. Wichtiger noch ist, dass die europäische Zentralbank gerade im Jahre 2021 ihre Strategie überarbeitet hatte und dabei eine sehr expansive Grundausrichtung herausgekommen ist. Noch Ende 2021 hat die EZB im Rahmen der sogenannten Forward Guidance eine lange Zeit niedriger Leitzinsen angekündigt und damit die Markterwartungen geprägt. Diese Zusicherung hinderte sie dann daran, zeitgerecht die Zinsen zu erhöhen. Sie hätte damit ihre eigenen Ankündigungen unterlaufen. Michael Heise, Chefökonom der HQ Trust GmbH Hill: Wie geht es weiter mit der Inflation und den Leitzins der EZB? Heise: Die Leitzinsen der EZB werden sich nach meiner Einschätzung noch bis in den Frühsommer 2024 hinein auf dem jetzt erreichten Niveau bewegen. Angesichts der Konjunkturschwäche im Euroraum und der doch rückläufigen Inflationszahlen dürfte die EZB vorerst keine weitere Straffung der Geldpolitik vornehmen. Entscheidend ist natürlich die Entwicklung der Inflation. Deutlich steigende Rohstoffpreise oder aggressive Lohnerhöhungen könnten das Bild ändern. Hill: Welche Implikationen hat das für die Kapitalmarkt-Renditen? Heise: Bei der aktuellen Ausrichtung der Geldpolitik dürften sich die Kapitalmarktrenditen auf den jetzigen Niveaus mehr oder weniger seitwärts bewegen. Deutliche Zinssenkungen der Zentralbanken wären allenfalls bei einer stärkeren Rezession zu erwarten, die die meisten Prognostiker derzeit nicht kommen sehen. Man sollte sich meines Erachtens daher nicht auf sinkende Zinsen hin positionieren. Hill: Wir hatten eine Vorbesprechung zu unserem Panel beim Private Wealth Germany Forum in München. Welche Themen sind Ihnen dort noch wichtig? Heise: Es wird sicherlich ein sehr interessantes Panel werden. Ich freue mich vor allem darauf, verschiedene Szenarien zu diskutieren. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession, eines kräftigen Wirtschaftsabschwungs? Ein Rezessionsszenario würde ganz andere Kapitalmarktimplikationen haben. Ich nehme an, dass die Meinungen hier auseinandergehen. Hill: Welche Themen stehen bei Ihnen zusätzlich aktuell an? Heise: Diese Woche steht im Zeichen der alternativen Investments. Am 18. Oktober nehme ich am Private Debt Investment Forum 2023 hier in München mit einer Keynote teil. Private Debt- Anlagen haben sich zuletzt sehr stark entwickelt und eine hohe Nachfrage auf sich gezogen. Auch sie sind jedoch von den gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen und Risiken betroffen. Da gibt es viel zu diskutieren. Hill: Vielen Dank für das Gespräch. Michael Heise ist seit 2020 selbständiger Berater und Publizist sowie Chefökonom des Vermögensverwalters HQ Trust GmbH in Bad Homburg. Er hat an der Universität Köln Volkswirtschaft studiert und promoviert. Sein beruflicher Werdegang führte über den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und die Positionen des Chefvolkswirts bei der DG Bank und der DZ Bank zuletzt zur Allianz Gruppe nach München. Heise ist Honorarprofessor an der Goethe Universität in Frankfurt. www.institutional-investment.de PRIVATE WEALTH GERMANY MUNICH FORUM (MUNICH, 17.10.2083): PRIVATE WEALTH, FAMILY OFFICES, ECONOMICS & Finanzplatz Deutschland (München, 17.10.2023) – „Panel Discussion: Fixed Income: Rising Trends Shaping Today’s Landscape Inflation is at its highest rate in four decades. Central Banks may continue to raise rates. Given this precarious moment in time, investors are left wondering if the 60/40 portfolio is still viable, in light of correlations between stocks and bonds. This panel will aim to answer such key questions as: • How much higher will the ECB raise rates and how quickly could they cut rates? • How will the ECB reduce its balance sheet and for how long? • How is liquidity in the bond market and what is the impact on fixed income portfolios? • Could this be a year with bonds and stocks up? How does that affect investing behavior of clients? Moderator: Markus Hill, Managing Director, MH Services – Panelists: Martin Friedrich, Head of Economic & Market Research, Lansdowne Partners Austria – Michael Heise, Chief Economist, HQ Trust – Timur Shaymardanov, Senior Product Specialist -Xtrackers Index Strategy & Analytics , Xtrackers by DWS – Dr. Wolfgang Bauer, CFA, CAIA, Fund Manager, M&G InvestmentsThe 6th Annual Private Wealth Germany Forum is the region’s leading conference for family offices, high net worth wealth managers and private banks from throughout the region and one of the flagship meetings of our global private wealth series. The forum’s content was developed through hundreds of one-on-one meetings with the HNW family wealth management community and the program’s speaker faculty is primarily comprised of leaders in …
«Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun» (Goethe). Fondsauflagen, Family Offices und ausländische Fondsgesellschaften, Faktoren für die Standortqualität und Roadshow-Termine in London und Frankfurt am Main – Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit David Gamper, Geschäftsführer, LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband über aktuelle Entwicklungen am Fondsstandort Liechtenstein. Hill: Wie geht es der liechtensteinischen Fondsbranche? Gamper: Im Jahr 2022 zeigte die liechtensteinische Fondsbranche trotz eines schwierigen Umfelds insgesamt eine äußerst erfolgreiche Performance. Mit einer Rekordzahl von 113 Neugründungen von Single- oder Teilfonds erzielte sie ein bemerkenswertes Ergebnis. Diese zunehmende Anzahl von Fondsgründungen ist von besonderer Bedeutung für einen Standort, der sich auf Private Label Fonds spezialisiert hat, und zeigt, dass immer mehr Fondsinitiatoren von Liechtenstein als Fondsdomizil überzeugt sind.Die Nettomittelzuflüsse erreichten ebenfalls einen neuen Höchststand von 5,8 Mrd. und konnten die Verluste an den Börsen größtenteils ausgleichen, wodurch das verwaltete Vermögen nur leicht von 70,4 Mrd. auf 69,3 Mrd. sank. Dies entspricht einem Rückgang von lediglich 1,6%, während der europäische Fondsmarkt im Durchschnitt einen Verlust von 12,8% verzeichnete. Im ersten Halbjahr 2023 waren die Neugründungen von Fonds etwas zurückhaltender als im vergangenen Jahr. Jedoch lässt die sehr gute Auftragslage bei den Mitgliedern darauf schließen, dass sich diese Situation rasch ändern könnte. David Gamper, Geschäftsführer, LAFV Leichtensteinischer Anlagefondsverband Hill: Was hat sich sonst seit unserem letzten Interview vor ungefähr einem Jahr getan? Gamper: Es ist erfreulich, dass nicht nur die Zahl der Fonds, sondern auch die Anzahl der in Liechtenstein tätigen Fondsgesellschaften kontinuierlich steigen. Die Tatsache, dass in den letzten 12 Monaten zwei neue Unternehmen hinzugekommen sind und zwei weitere sich im Zulassungsprozess befinden, zeigt, dass das Interesse an Liechtenstein als Fondsdomizil weiter zunimmt. Besonders bemerkenswert ist die Aufnahme der Luxemburger Axxion S.A. als erstes ausländisches Mitglied in den Verband. Dies ist ein bedeutender Schritt, der darauf hinweist, dass ausländische Fondsgesellschaften die Vorteile von Liechtenstein als Standort für ihre Fonds erkannt haben. Die Möglichkeit des Passporting ermöglicht es ihnen, ihre Fonds in Liechtenstein aufzulegen und von hier aus auf andere Märkte im Europäischen Wirtschaftraum zu vertreiben. Die Mitgliedschaft zusätzlicher ausländischer Service-Provider im Liechtensteinischen Anlagefondsverband (LAFV) unterstreicht ebenfalls das wachsende Interesse am Fondsdomizil Liechtenstein. Insgesamt zeigen diese Entwicklungen ein positives Signal für die Fondsbranche in Liechtenstein. Hill: Sehen Sie besondere Tendenzen in der Liechtensteinischen Fondsbranche? Gamper: Besonders auffällig ist, dass Family Offices vermehrt Fonds in Liechtenstein auflegen. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Liechtenstein zwar Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum ist, aber wie Norwegen und Island nicht Teil der EU ist und den Schweizer Franken als Währung verwendet. Ein weiterer Faktor könnte die deutlich niedrigere Inflation im Vergleich zum EU-Raum sein. Zusätzlich tragen die politische und wirtschaftliche Stabilität sowie die Tatsache, dass Liechtenstein keine Staatsschulden hat, maßgeblich dazu bei. Nicht zuletzt ist Liechtenstein als eines von ca. einem Dutzend Ländern weltweit mit AAA-Bonität äußerst attraktiv. Auch stellen wir fest, dass neben unseren Kernmärkten Deutschland und Schweiz die Anfragen aus dem nicht-deutschsprachigen Europa zunehmen. Dies zeigt, dass die Internationalisierung voranschreitet, was sich auch daran erkennen lässt, dass liechtensteinische Fonds bereits in 25 europäischen Ländern vertrieben werden. Liechtenstein hat sich somit zu einem wichtigen Cross-Border Standort für Private Label Fonds entwickelt. Hill: Welche Assetklassen stehen bei Ihnen im Vordergrund? Gamper: Aufgrund unserer Spezialisierung auf Private Label Fonds bestimmen die Fondsinitiatoren, in welchen Assetklassen die Fonds aufgelegt werden. In diesem Bereich ist das Spektrum sehr breit und umfasst unter anderem Private Equity, Immobilienfonds, Hedgefonds sowie Nischenprodukte wie Kryptoassets, Mezzaninekapital, Cat Bonds und viele mehr. Eine bemerkenswerte Entwicklung ist die (wieder) gestiegene Beliebtheit von UCITS Fonds. Vor zwei Jahren lag ihr Anteil noch bei etwas mehr als 20%, während er im Jahr 2023 auf etwa 37% gestiegen ist. Diese Fonds haben ihren Schwerpunkt hauptsächlich auf Aktien. Fondsinitiatoren äußern immer wieder, dass die Verwaltungsgesellschaften aus Liechtenstein, die in Deutschland als Service-KVG bezeichnet werden, insbesondere bei Nischenprodukten über umfangreiches Know-how verfügen und großes Interesse an der Umsetzung dieser Strategien in Fonds zeigen. Offenbar sind Expertise und Interesse nicht in allen Ländern gleichermaßen vorhanden. Hill: Es gab dieses Jahr wieder eine Roadshow in Deutschland, um den Fondsstandort zu präsentieren. Wie war die Resonanz und was ist in nächster Zeit geplant? Gamper: Dieses Jahr waren wir bisher nur in München, jedoch konnten wir uns über die erfreulich hohe Teilnehmerzahl und das hervorragende Feedback freuen. Wir konnten zahlreiche positive Entwicklungen berichten, darunter die beeindruckenden Zahlen der vergangenen Jahre sowie Liechtensteins exzellentes Abschneiden beim Moneyval Assessment in Bezug auf die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sowie bei der Umsetzung des Automatischen Informationsaustauschs (AIA). Im Herbst planen wir zwei weitere Veranstaltungen: am 12. Oktober in London und am 8. November in Frankfurt. Für das nächste Frühjahr stehen Veranstaltungen in München und Hamburg auf dem Programm. Als mögliche Termine für diese Events kommen entweder der 12. und 13. März oder der 16. und 17. April 2024 in Betracht. Hill: Vielen Dank für das Gespräch. David Gamper ist Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband, der offiziellen Interessenvertretung der Liechtensteinischen Fondsbranche. Der LAFV macht es sich zur Aufgabe, die Entwicklung des Fondsplatzes Liechtenstein zu fördern und dadurch dessen Attraktivität für Fondsanbieter und Anleger weiter zu verbessern. Link zur Webseite: LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband VERANSTALTUNGINFORMATIONEN PRESENTATION OF THE LIECHTENSTEIN INVESTMENT FUND ASSOCIATION IN LONDON Did you know that the Liechtenstein fund domicile ranks seventh in Europe in terms of the number of funds? Did you know that the Liechtenstein fund domicile specialises in white label funds? Did you know that Liechtenstein funds are distributed in 25 European countries? Learn more about the Liechtenstein fund domicile and its attractive framework conditions, on 12 October 2023 at 4:30 pm at Dartmouth House, London. This event is suitable for finance companies that want to launch investment funds, Family Offices, Wealth Managers and investors. More information and registration: LONDON-ROADSHOW-LAFV_12/10/2023 Sponsors: Accuro Group – Ahead Wealth Solutions – Axxion S.A. – Bank Frick – BDO (Liechtenstein) AG– GASSER PARTNER Rechtsanwälte – LGT Private Banking – VP Fund Solutions – XOLARIS Group (Zitat & Abbildung: LAFV) 2. LAFV LIECHTENSTEINISCHER ANLAGEFONDSVERBAND & FINANZPLATZ FRANKFURT (PRÄSENTATION …
„Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab“ (Karl Raimund Popper). Value Investing, Swiss Value Day, Natural Resources Day, Finanzplatz Frankfurt & Finanzplatz Schweiz – Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Alex Rauchenstein, SIA Funds AG, über den Gedankenaustausch mit Investoren zu diesen Themengebieten, aktuelle Markttendenzen, Networking und über eine kleine „Deutschland-Roadshow“ im Herbst dieses Jahres. Auch dieses Jahr findet zum wiederholten Male der Natural Resources Day statt – Finanzplatz Schweiz (SIA Funds AG) kooperiert auch wieder mit Finanzplatz Österreich (Martin Friedrich, Lansdowne Partners Austria GmbH). Themen wie Asset Allocation bei Fondsselektoren, Energieeffizienz, „Carbon & Gotthard Tunnelproject“ werden präsentiert, diese Vorträge werden dem Fachpublikum in Zürich bestimmt wieder einen Impuls für interessante Gespräche liefern. Hill: Sie sind seit Jahren im intensiven Dialog mit Family Offices, Banken und Vermögensverwaltern in der DACH-Region. Wie betrachten viele Ihrer Investoren derzeit das Thema Value Investing? Rauchenstein: Wir stellen klar fest, dass die Aufmerksamkeit der Anleger für das Thema Value Investing wieder deutlich zunimmt. Messbar ist dies unter anderem an der Anzahl Teilnehmer an unserem Swiss Value Day. Wir haben diesen vor einem Jahr ins Leben gerufen und hatten nun an unserer zweiten Durchführung im Juni ca. 160 Teilnehmer. Der Hauptgrund für das größere Interesse an Value-Strategien liegt sicherlich an der gestiegenen Inflation und den resultierenden Zinserhöhungen. Denn erfahrenen Investoren ist der Zusammenhang klar, dass bei einem solchen Umfeld wieder vermehrt der Fokus auf reale Werte und fundamentale Bewertungen gelegt wird. In diesen Zeiten geraten Business Modelle, die nur auf dem Prinzip Hoffnung beruhen und dank günstigem Fremdkapital stetig hohe Wachstumsraten erwarten ließen mehr und mehr unter Druck. Viele dieser Anlagemöglichkeiten erachten wir als sehr gefährlich, ebenfalls vorsichtig wären wir im Immobilienmarkt. Hill: Welcher Gedanke steht hinter dem Konzept der Veranstaltung “Swiss Value Day“? Rauchenstein: Value Investing wurde in der Covid-Phase dermaßen abgestraft, dass das Ratio Value / Growth einen neuen Rekord-Tiefstand erlebte und dieser sogar deutlich tiefer lag als der bisherige Extremwert des Jahres 2000 (Telecom & Internet Blase). Dies war Grund genug für mich auf den Tisch zu klopfen und zu sagen: „Es gibt noch Value Investoren und es gibt gute Gründe ihnen zuzuhören.“ Das Resultat war dann der gemeinsame erste „Swiss Value Day» mit der BWM AG (dem ältesten Value Fondsmanager in der Schweiz) im Juni 2022. Markus Hill & Alex Rauchenstein SIA Funds AG Hill: Was fällt Ihnen derzeit beim Dialog mit den Investoren auf? Rauchenstein: Wir stellen zurzeit eine große Zurückhaltung bei vielen Anlegern fest. Nun ist diese auch verständlich, denn die Wirtschaft in den USA und in Europa hat sich wegen den Zinserhöhungen abgekühlt und die Unternehmensgewinne werden ebenfalls nach unten korrigiert werden müssen. Entsprechend stellt sich die nun Frage: „Softlanding“ oder Rezession. Andererseits ist Chinas Geldpolitik seit dem 4. Quartal 2022 bereits wieder expansiv und wir werden sehen, wie weit die US-Zinsen noch steigen können. Nun, all dies ist interessant und wir könnten stundenlang darüber reden oder spekulieren. Wir bei der SIA versuchen einfach, unsere Zeit für die Analyse guter Unternehmen zu verwenden, da wir davon überzeugt sind, dass ein Portfolio sorgfältig ausgewählter Aktien mittel- bis langfristig gut abschneiden wird. Hill: Ihr Kollege, Urs Marti, „brennt“ seit Jahren für das Thema Rohstoffe. Welche Rolle spielt dieses Thema in Ihrem Hause, wo liegt hier die Schnittstelle zum Thema Value Investing? Rauchenstein: Ja, dank einer glücklichen Fügung konnte ich zum Jahreswechsel 2015/16 (nahe beim Low der Rohstoffaktien) meinen langjährigen Bekannten und ausgewiesenen Rohstoffexperten Urs Marti überzeugen unser Team zu verstärken. Seit 2004 sind Rohstoffaktien immer wieder auch ein Thema für unseren Value Fonds, denn wir gehören nicht zu den Value Investoren, die sich nicht an zyklische Themen wagen. In unseren Augen kann man gerade mit zyklischen Unternehmen hohe Gewinne erzielen, ist man in der Lage, den jeweiligen Zyklus mittelfristig zu verstehen. Derzeit sind wir beispielsweise in unserem Value Fonds im Öl-, Industriemetall-, Zement- und Lachsfarmbereich investiert. Hill: Neben dem Swiss Value Day organisieren Sie seit 6 Jahren den Natural Resources Day. Dieser findet dieses Jahr am 14.9.2023 in Zürich statt. Ich hatte gesehen, dass ein gemeinsamer „Bekannter“ von uns (Martin Friedrich, Lansdowne Partners Austria) dort auch auftritt. Was erwartet uns dieses Jahr bei diesem interessanten Gedankenaustausch in Sachen Rohstoffe? Rauchenstein: Die Idee, einen Natural Resources Day ins Leben zu rufen, stammt von Urs Marti. Es war wie beim Swiss Value Day immer unsere Absicht externe Spezialisten zu Wort kommen zu lassen, um ein Thema möglichst breit und von unterschiedlichsten Blickwinkeln zu betrachten. Genauso wie wir dies bei unseren Investmententscheidungen tun. Hill: Hier ein Blick in unsere Agenda des anstehenden „Natural Resources Day“: Rauchenstein: In diesem Jahr haben wir mit Martin Friedrich von Lansdowne einen ausgewiesenen Experten im Bereich der Asset Allokation und Fondsselektion, daneben präsentiert Rolf Helbling von Carnot Capital einen Fonds für Energieeffizienz. Zusätzlich zu unseren eigenen Beiträgen ist es uns gelungen, mit Harbor Energy den heute größten Ölproduzenten in der Nordsee für unsere Veranstaltung zu gewinnen, der auch einiges zum Thema „Carbon Capture and Storage“ sagen wird. Zum Schluss wird uns der Leiter des zweiten Gotthard Tunnelprojektes, Emil Woodtli von Gähler und Partner, etwas über die Komplexität des Tunnelbaus aufzeigen. Hill: In Zürich gibt es viele unabhängige Vermögensverwalter. Sie vertreten ja, neben vielen anderen interessanten Adressen, auch die Fondsboutiquen-Expertise am Finanzplatz Schweiz in Sachen Asset Management und treten jedes Jahr in Frankfurt auf. Ich hatte ja schon viele Jahre die Gelegenheit zur Moderation („MH-Befangenheit“) und habe auch viele interessante Feedbacks von Investoren-Seite erhalten, den Gedankenaustausch vor Ort schätze ich sehr. Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten sehen Sie hier beim Networking in der Finanzcommunity? Rauchenstein: Ich bezeichne gerne den Finanzplatz Schweiz als ein kleines Dorf, wo man sich kennt und oft begegnet und Europa als eine kleine Stadt, wo man mit Hilfe von langjährigen Bekannten über die Zeit auch ein gutes Netzwerk aufbauen kann. Seit mehr als 10 Jahren bildet Frankfurt für uns die Basis für den deutschen Markt, nebst Frankfurt sind wir aber auch in einigen weiteren Städten wie Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart und Saarbrücken unterwegs, da dieser Markt …
Als langjährigem Begleiter von Unternehmerfamilien begegnen mir in der Beratung regelmäßig Mythen und Glaubenssätze, die ich hier auf den Prüfstand stelle. Den Auftakt einer Beitragsserie mache ich mit dem Mythos aller Mythen: Mythos #01: Das Unternehmen geht immer vor Welcher Spross einer Unternehmerfamilie hat ihn nicht schon häufiger gehört, als ihm lieb ist, den Spruch „Das Unternehmen geht vor“? Ob es das Familienoberhaupt ist, das im Urlaub keine Zeit für die Kinder hat, weil es vom Unternehmen absorbiert wird, oder der Druck in eine bestimmte Richtung bei der Berufswahl: Gerne wird dies mit der Priorität des Familienunternehmens begründet. Und diese muss oft auch herhalten für die Rechtfertigung hoher Thesaurierungs- und niedriger Ausschüttungsquoten. Von der Notwendigkeit, einen Ehevertrag zu schließen und tunlichst nicht ins Ausland zu verziehen, ganz zu schweigen. Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM Geht das Unternehmen tatsächlich immer vor? Ist es deshalb für die Unternehmerfamilie oft mehr Last als Lust? Sind die Mitgliedschaft in einer Unternehmerfamilie und/oder die Teilhabe an dem Familienunternehmen gar nicht erstrebenswert? Wie fast immer lohnt ein differenzierterer Blick. Im einleitenden Absatz sind fünf Situationen angerissen, in denen persönliche und Familieninteressen in Konflikt mit dem Unternehmensinteresse geraten können. Die erste Situation ist eigentlich nicht spezifisch für Unternehmerfamilien, sondern kann bei jeglichem überdurchschnittlichen beruflichen Engagement auftreten. Wenn es im Unternehmen irgendwo kriselt oder ein Projekt dringend vorangetrieben werden muss, muss man nicht zwingend der Unternehmenseigentümer sein, um sich auch während der Urlaubszeit verantwortlich zu fühlen. Gleichgültig, ob man Unternehmenseigentümer oder „nur“ engagierter Angestellter ist, sollte man aber seinen Mitarbeitern vertrauen und ihnen etwas zutrauen. Wenn es dann noch gelingt, die eigenen Beiträge nicht als unersetzbar anzusehen, sollte selbst in Krisensituationen ein Dauereinsatz während des Urlaubs nicht erforderlich sein. Spezifischer für Unternehmerfamilien ist die Erwartung an den Nachwuchs, in die Fußstapfen desjenigen Elternteils zu treten, das das Unternehmen leitet. Das bedingt dann meist auch eine entsprechende Berufsausbildung. Es ist aber niemandem damit gedient, wenn die Unternehmensleitung in die Hände einer Person gelegt wird, die diese Rolle aus irgendeinem Grund nicht ausfüllen kann oder will. Findet sich kein Familienmitglied für diese Rolle, muss der Schritt gegangen werden, eine familienfremde Geschäftsführung zu installieren. Ob die Familie dann noch Gesellschafter sein will und wie sie ihre Interessen aus größerer Distanz zum Unternehmen dann noch wahrnimmt, sollte Gegenstand eines sorgfältigen inhaberstrategischen Prozesses sein. Als dessen Ergebnis wird die Familie für sich geklärt haben, was für sie Sinn und Ziel einer gemeinsamen Vermögensbewirtschaftung ist, ob das Familienunternehmen weiter dazugehören soll und mit welcher Governance sie ihren Einfluss sicherstellen will. Es ist also nicht das Unternehmen, das vorgeht, sondern die Familie! Weniger digital ist diese Entscheidung bei dem dritten oben genannten Beispielsfall, der Frage des Vorrangs von Thesaurierung oder Ausschüttung. Die jeweiligen persönlichen Interessen der Gesellschafter sind hier stark von ihrer Lebenssituation und ihrem sonstigen Vermögen beeinflusst, aber auch von ihrer Nähe zum Unternehmen und der Größe ihres Gesellschaftsanteils. Die „richtige“ Ausschüttungsquote wird sich deshalb nicht bestimmen lassen. Da hilft auch das Argument wenig, dass der Gesellschaftsanteil ohne eigene Leistung erlangt worden sei und die Familienmitglieder ihre Ansprüche deswegen zügeln sollten. Sinnvoll kann es aber sein, die Diskussion über die reguläre Ausschüttungshöhe von derjenigen über Sonderentnahmerechte bei besonderen Anlässen zu trennen. Wird für bestimmte Situationen ein disquotales Entnahmerecht oder die Möglichkeit zur Aufnahme eines Darlehens bei der Gesellschaft vorgesehen, vereinfacht das die Suche nach einer für alle akzeptablen regulären Ausschüttungshöhe oft erheblich. Auch diese Diskussion sollte Teil des inhaberstrategischen Prozesses sein und die Interessen aller Gesellschafter berücksichtigen. Das kann dazu führen, dass ergebnis- oder eigenkapitalabhängige Quoten bestimmt, eine Mindestausschüttung garantiert oder verschiedene Mechanismen über Zeit miteinander kombiniert werden. Letzteres bietet sich insbesondere dann an, wenn das Unternehmen in bestimmten Zyklen mehr oder weniger Kapital benötigt. Das Unternehmen geht nämlich nicht pauschal vor, es ist aber in der Regel der wichtigste Vermögensgegenstand der Familie und muss von dieser geschützt werden. Damit es nicht auch vor der Familie geschützt werden muss, sollte diese möglichst homogen sein. Das ist angesichts unterschiedlicher Charaktere, Erfahrungen und Altersklassen meist schon herausfordernd genug. Deshalb versuchen die meisten Familien, Ehepartner und Adoptivkinder, sofern sie nicht im Familienverbund aufgewachsen sind, außen vor zu lassen. Dafür sind Regelungen zur Gütertrennung, zum Pflichtteilsverzicht und zu Vertretungsberechtigungen in der Gesellschafterversammlung erforderlich. Sie werden von den jungen Gesellschaftern zumeist als belastend empfunden, aber an dieser Stelle empfiehlt es sich tatsächlich, der Firma bzw. der Familienhomogenität den Vorrang einzuräumen. Denn diese sollte nicht durch persönliche Animositäten im Zusammenhang mit einer möglichen Ehescheidung belastet werden. Dieser Aspekt verliert erst dann an Bedeutung, wenn der Gesellschafterkreis so groß ist, dass das Querschießen eines Einzelnen weder die Stimmung unter den Gesellschaftern, noch die Entscheidungsfähigkeit des Unternehmens, noch den Erhalt des Familienvermögens gefährden kann. Schließlich das Thema Wegzug ins Ausland: Erfüllt die Gesellschaft, an der der Wegziehende beteiligt ist, nicht bestimmte Voraussetzungen, sind die stillen Reserven, mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zu versteuern wenn Deutschland durch den Wegzug das Besteuerungsrecht verliert. Je nach Größe des Gesellschaftsanteils des wegziehenden Gesellschafters und des Umfangs der hierauf entfallenden stillen Reserven kann die so entstehende Steuerlast eine Größenordnung erreichen, die den Verkauf zumindest eines Teils der Anteile erforderlich macht. Wenn dann in der Familie niemand bereit oder in der Lage ist, die Anteile aufzunehmen, droht die Veräußerung an Familienfremde und damit die Aufgabe der Geschlossenheit des Gesellschafterkreises. Zwar gibt es hier einige Strukturierungsmöglichkeiten zur Vermeidung der Steuer, sie sind aber komplex und führen zu Strukturen, die man sonst nicht gewählt hätte. Dennoch lohnt es darüber nachzudenken, weil eine faktische Immobilität heute von vielen Gesellschaftern als unzumutbar empfunden wird. Letztlich ist auch hier ein sorgfältiger Interessenabwägungsprozess erforderlich, nach dessen Ende erst feststeht, ob das Unternehmensinteresse vorgeht oder nicht. Sofern die Entscheidung gegen Wegzugsteuer-vermeidende Strukturen fällt, sollte überlegt werden, inwieweit die Familie dem Wegziehenden hilft: Hier kommen disquotale Entnahmerechte, Ansprüche auf Darlehensgewährung, Aufkauf von Anteilen durch Gesellschafter und sogar ein Anspruch auf Abkauf von Anteilen durch das Unternehmen in Betracht. Alle diese Lösungen haben ihre Vor- und Nachteile und es gehört auch zu den Aufgaben eines Inhaberstrategieprozesses, die Familienmitglieder in die Lage zu versetzen, hierüber kompetent zu entscheiden. Der …
Immobilien, USA, Internationalisierung und der die Bedeutung einer professionellen Due Diligence von Zielinvestments werden aktuell bei institutionellen Investoren verstärkt diskutiert. Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Martin Stoss, BVT Holding, über seine Leidenschaft für das Segment US-Immobilien, Due Diligence-Faktoren bei der Auswahl von Objekten, die Besonderheiten des US-Marktes und über die Bedeutung der verschiedenen Marktsegmente vor Ort. Unterstrichen wurden diese Ausführungen auch bei der im Mai dieses Jahres durchgeführten Panel-Diskussion im Rahmen der Studie „Immobilien, Alternative Investments & ESG“. Martin Stoss, BVT Holding Hill: Welchen Bereich betreuen Sie in Ihrem Unternehmen? Stoss: Ich bin seit rund zweieinhalb Jahren bei der BVT als Geschäftsführer für den US-Bereich tätig. Davor war ich bei einer Tochter der Deutsche Bank sowie PGIM, einem der globalen Top-Ten Manger, mit einem verwalteten Vermögen von rd. 1,5 Billionen USD, als Executive Director (Portfolio- Management) für die Regionen Asien, Australien und USA tätig. Bei der BVT umfasst mein Tätigkeitsbereich die Fondskonzeption von geschlossenen Immobilienfonds nach deutschem Recht sowie für institutionelle Investoren nach luxemburger Recht. Daneben fällt u.a. das Portfoliomanagement, der An- und Verkauf sowie das Investorenreporting in meinen Fachbereich. Als studierter Bauingenieur mit Schwerpunkt Baubetriebswirtschaftslehre habe ich schon seit langem eine Affinität für Immobilien. Rd. 20 Jahre lang habe ich bei der Deutschen Bank (5 Jahre) und später PGIM (15 Jahre) Immobilienfonds verantwortet, die in allen großen Wirtschaftsräumen bzw. Volkswirtschaften der Welt investiert haben und konnte dadurch umfassende Kenntnis der Immobilienmärkte und Volkswirtschaften in Asien, Australien, USA und Europa gewinnen. Dies führt dazu, dass ich wirtschaftliche Entwicklungen im globalen Kontext einwerten kann und die möglichen Auswirkungen und Chancen auf den Immobiliensektor eines spezifischen Wirtschaftsraums früh erkennen und strategisch umsetzen kann. Hill: Warum beschäftigen Sie sich intensiv mit dem US-amerikanischen Immobilienmarkt? Stoss: Der US-Markt ist aus meiner Sicht auch weiterhin aufgrund der nachstehenden Punkte sehr interessant. Die USA sind die weltgrößte Volkswirtschaft mit einem Bruttoinlandsprodukt in Höhe von 21 Billionen US-Dollar (2021) und dem zehnthöchsten Pro-Kopf-Einkommen (2020). Mit über 330 Millionen Einwohnern ist es damit das Land mit der drittgrößten Bevölkerung der Welt, nach China und Indien. In den USA finden sie den größten gewerblichen Immobilienmarkt der Welt mit einer sehr hohen Transparenz (JLL Transparency Index: Platz 2), ohne Berücksichtigung von Eigentumswohnungen als Kategorie. Das Land verfügt über ein Steuersystem und über eine Währung, die Leitwährung der Welt ist. Gemäß Global Firepower Index verfügt es über die stärkste Armee der Welt. Die Bevölkerung wächst dort mit einer Rate von einem Prozent pro Jahr. Hervorzuheben ist auch die exzellente Aufstellung der USA in Sachen Demographie, das Land zeichnet sich durch eine junge Bevölkerungsstruktur aus. Wir sind hier nicht so gut aufgestellt. Deutschland hat mit 47,8 Jahre nach Japan mit 48,6 Jahre die im Durchschnitt älteste Bevölkerung. 18,5% der Bevölkerung in Deutschland sind jünger als 20 Jahre. Die Bevölkerung der USA ist durchschnittlich 38,5 Jahre alt, also fast 10 Jahre jünger als in Deutschland. Ebenfalls sind 24,8% der Bevölkerung jünger als 20 Jahre. Hill: Warum sollte man in das Segment Wohnen in den USA investieren? Stoss: In den USA fehlen derzeit rund 2,5 Mio. Wohnungen. Die jährliche Neubautätigkeit reicht nicht aus, um diese Lücke zu schließen. Wir bauen Wohnungen in dem hochwertigen Segment Multifamily Class A. Hier fehlten in Q1/2023 rund 500.000 Wohnungen. Die Nachfrage nach Mietwohnungen steigt in den USA kontinuierlich an und das insbesondere in den Märkten Ostküste und Sunbelt. Gründe dafür sind unter anderem das stetige Bevölkerungswachstum, der gesellschaftliche Wandel sowie der signifikante Preisanstieg bei Haus- bzw. Wohneigentum. Aufgrund der stark gestiegenen Zinsen ist der Erwerb von Wohneigentum für sehr viele potenzielle Käufer unerschwinglich geworden. Dies verstärkt die Nachfrage nach Mietwohnungen. Man sollte zudem nicht vergessen, dass es hier im Jahr im Durchschnitt zu rund einer Millionen neuen Haushaltsgründungen kommt. Interessant erscheint uns auch die sehr hohe Liquidität im Markt mit einem Transaktionsvolumen im Bereich Multi-Family von rund 350 Mrd. US-Dollar (02/2021–02/2022). Man findet zudem eine Form von „Inflationssicherheit“ durch Mietvertragslaufzeiten von rund einem Jahr im Bereich Wohnen dort. Die Returns liegen hier im Bereich von11% bis 13% p.a. Multi-Family outperformed seit mehr als 15 Jahren alle anderen gewerblichen Immobilienklassen (Hotel, Industrie, Büro und Einzelhandel). gemäß NAREIT Stand Q2/2023 liegen Apartments mit einem Total Return von +6,27% weit vor den gängigen Asset-Klassen Büro mit -18,1% und Retail -2,0%. (Bei Büro und Retail ist der Return negativ!). Hierbei handelt es sich um REITs. Bei der Prüfung von potenziellen neuen Investitionen sind wir stark Research-getrieben und prüfen das mögliche Investment auf Herz und Nieren. Welche Punkte sind hier für uns wesentlich bei dieser Vorgehensweise? Wir konzentrieren uns auf Märkte, in denen wir eine hohe Expertise haben (Ostküste: Großräume Boston., Washington, Orlando, Atlanta). Der Faktor „Supply vs. Demand“ in diesen Märkten. Wir prüfen hier genau, wie viele neue Projekte im Umfeld geplant und im Bau sind. Wichtig ist es zu wissen, wie viele Wohnungen pro Jahr historisch gebaut und vermietet wurden (absorption rate). Wir wollen dadurch sicherstellen, dass sich für die erstellten Wohnungen dann auch in ausreichender Anzahl Mieter finden lassen. Die Bevölkerungsentwicklung beobachten wir sehr aufmerksam. Wir beobachten ebenso die Bereiche Arbeitgeber (Anzahl von Arbeitsplätzen und Branchen) und die Entfernung zu den größten Arbeitgebern. Am attraktivsten erscheinen uns hier die Segmente High Tech, Med and Ed (Medizin und Education), Luftfahrt, öffentliche Verwaltung und große Militäreinrichtungen (Forschung, Medizin). Welche weiteren Faktoren sind für uns wichtig bei der Analyse? Die Qualität des Wohnungsbestandes und der geplanten Wohnbauten, Analyse der IST-Mieten der Konkurrenzobjekte, die Überprüfung der erzielbaren Mieten nach Fertigstellung, die verkehrstechnische Anbindung und ein attraktives Umfeld für die potenziellen Mieter (Gastronomie, Sportmöglichkeiten, Freizeit). Wichtig erscheinen uns bei der Analyse auch Punkte wie das Schulwesen und die Universitäten vor Ort und der „Komfort“ für Mieter, Stichwort: Güter des täglichen Bedarfs (proximity to retail). Natürlich schauen wir uns auch durchschnittliches Haushaltseinkommen und die Altersstruktur im Einzugsgebiet an. Um das Bild bezüglich meiner Anmerkungen von zuvor an dieser Stelle abzurunden, verweise ich hier auch noch auf unsere gemeinsame Paneldiskussion vom Mai dieses Jahres. Wir hatten hier ja hier die Gelegenheit zusammen mit Alexander Scholz (TELOS), Sebastian Thürmer (ARTISICM) und meinem Kollegen Martin Krause intensiver …
„Finanzplatz Nordrhein-Westfalen“, Finanzplatz Frankfurt, Wirtschaft, Innovation, Germany Finance & Kooperation der Finanzplätze – Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE über diese Themen mit Heinz-Joachim Plessentin, ehemals Koordinator von Fin.Connect.NRW im Wirtschaftsministerium von NRW. Weitere Bestandteile der Diskussion waren zusätzlich die Bereiche Venture Capital, ESG, Transformation sowie die Inhalte der Studie „Der Finanzplatz Deutschland als Eckpfeiler des europäischen Finanzsystems“. Hill: Fin.Connect.NRW hat über die Landesgrenzen hinaus Aufmerksamkeit gefunden. Im Vergleich zu anderen Finanzplätzen wie Frankfurt ist die Finanzplatzinitiative noch relativ jung. Was sind die Besonderheiten, was ist das Alleinstellungsmerkmal von Fin.Connect.NRW? Plessentin: In der Tat sind die Strukturen in Nordrhein-Westfalen besonders. Das Land ist eher dezentral organisiert mit mehreren Oberzentren wie Düsseldorf, Köln und Münster. Nordrhein-Westfalen ist nach Frankfurt der zweitgrößte deutsche Bankenplatz mit dem Schwerpunkt Düsseldorf. Köln ist neben München der stärkste Versicherungsstandort. Das Land ist ein bedeutender Industrie-, Mittelstands- und Wissenschaftsstandort. Entsprechend ist Fin.Connect.NRW keine städtische, sondern eine übergreifende Landesinitiative, die alle Akteure zusammenführt. Fin.Connect.NRW ist die Finanzplatzinitiative mit dem Fokus auf nachhaltige, klimaneutrale und digitale Transformation und deren Finanzierung. Außerdem haben wir die klassischen Finanzplatzthemen auf der Agenda: Standortmarketing, Human Resources, Innovation & Fintechs. So ist beispielsweise das InsurLab Germany in Köln die größte Brancheninitiative zur Förderung von Digitalisierung und Innovation in der Versicherungswirtschaft. Heinz-Joachim Plessentin, Fin.Connect.NRW & Markus Hill Hill: Für eine Finanzplatzinitiative sind das Ökosystem und die Vernetzung entscheidend. Vernetzung basiert im Wesentlichen auf Kontakten in die Finanzwirtschaft und die Wirtschaftsbranchen, persönlichem Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung. Wer ist als Kooperationspartner bei Fin.Connect.NRW mit an Bord? Plessentin: Mit Fin.Connect.NRW wird das Finanzökosystem NRW weiter ausgebaut, gerade angesichts der großen wirtschaftlichen Herausforderung der Transformation. Die Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit eines Finanzplatzes und von Sustainable Finance im weiteren Sinne hängt maßgeblich von der Leistungsfähigkeit des Ökosystems ab. Wir „spannen den Bogen“ von der Wissenschaft über die Finanzwirtschaft zur „Realwirtschaft“. Die Realwirtschaft wird durch die IHK NRW vertreten, ebenso sind die kreditwirtschaftlichen Verbände und die Hauptverwaltung in NRW der Deutschen Bundesbank Gründungsmitglieder. Darüber hinaus sind neben der Versicherungswirtschaft die Börse, Private-Equity-Gesellschaften, die NRW.BANK, das Zentrum für Innovation und Technik in Nordrhein-Westfalen, kurz ZENIT, das Institut der deutschen Wirtschaft und das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln, Bank- und Wirtschaftsprofessoren sowie Beratungsunternehmen wie BCG und zeb Teil der Initiative. Hill: Das ist beeindruckend. Wer koordiniert die Initiative? Plessentin: Wir verstehen Vielfalt als Stärke. Fin.Connect.NRW kommt vor allem über die Themen. Die Strukturen entwickeln sich noch. Derzeit liegt die Koordination beim Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, konkret bei meinem Kollegen Dr. Dirk Schlotböller und insbesondere bei mir. Entsprechend dem Zukunftsvertrag für Nordrhein-Westfalen (Koalitionsvertrag) wird Fin.Connect.NRW gestärkt. Der Landtag NRW hat am 14. Juni 2023 die Stärkung der Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW beschlossen. Konkret hat der Landtag die Landesregierung beauftragt, die Finanzplatzinitiative Fin.Connect.NRW und die Vernetzung zwischen Stakeholdern wie Betrieben, der Kreditwirtschaft, Versicherungen sowie weiteren Akteuren zu stärken. Auf dieser Plattform sollen die Akteure passgenaue Finanzierungsinstrumente für eine syndizierte Finanzierung mit mehreren Kreditgebern anbieten und Partnerinnen und Partnern vermitteln können. Eine umfassende Informationskampagne soll entwickelt werden, um die Bekanntheit von Fin.Connect.NRW bei den relevanten Zielgruppen zu erhöhen. Auch das vom Kabinett beschlossene erste NRW-Klimaschutzpaket beinhaltet die Stärkung von Fin.Connect.NRW durch die Vergabe einer Geschäftsstelle, die am 1. November 2023 ihre Arbeit aufnimmt. Hill: Ich bitte um nähere Erläuterungen zu den konzeptionellen Eckpunkten. Ist Vielfalt eine Stärke des Finanzplatzes? Plessentin: Ja, davon sind wir überzeugt. Eine Studie von Germany Finance und zeb (Studie „Der Finanzplatz Deutschland als Eckpfeiler des europäischen Finanzsystems“, in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Bankwirtschaft und Finanzdienstleistungen der Universität Hohenheim, Prof. Burghof, an der ich mitgewirkt habe) belegt die Vielfalt als Vorteil und Stärke des Finanzsystems: Der deutsche Finanzplatz passt hervorragend zur dezentralen, mittelständischen Wirtschaftsstruktur und zum deutschen Föderalismus. Die Strukturen der Wirtschaft und des Bankensektors sind sehr ähnlich. Unser Finanzplatz besteht aus mehreren führenden regionalen Finanzplätzen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Dies entspricht der bekannten Struktur der deutschen Realwirtschaft, die vielfältig, wachstumsstark, international und stabil ist. Neue Herausforderungen müssen gemeistert werden. Eine diversifizierte Wirtschaft hat dafür gute Chancen. Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft – der Megatrend des 21. Jahrhunderts – und ihre Finanzierung erfordern einen Aufbruch und massive Innovationen, Investitionen und Finanzmittel. Zur Erläuterung: Fin.Connect.NRW ist neben Frankfurt Main Finance, Finanzplatz Hamburg, Stuttgart Financial und Finanzplatz München Initiative (mit Beobachterstatus) Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Germany Finance; Berlin Finance Initiative kam hinzu. Die beteiligten Organisationen haben damit eine gemeinsame Plattform initiiert, um den kontinuierlichen Austausch untereinander weiter zu fördern und eine zentrale Anlaufstelle für am Finanzplatz Deutschland Interessierte aus dem In- und Ausland zu bieten. Hill: Wie funktioniert die Zusammenarbeit bei Germany Finance? Ich frage das auch vor dem Hintergrund, dass ich Frankfurt sehr gut kenne und schätze, aus NRW/Köln komme und weiß, dass die Zusammenarbeit zwischen Ländern, Finanzplätzen und Organisationen oft nicht ganz einfach ist. Plessentin: Die Zusammenarbeit bei Germany Finance funktioniert gut und kollegial. In diesem Jahr liegt die Sprecherrolle in Frankfurt, 2024 bei Fin.Connect.NRW. Als Germany Finance haben wir gemeinsam mit Studien zum Finanzplatz, zum Fintech-Standort, zu Sustainable Finance und im Frühjahr mit der Konsultation zur Attraktivität der Finanzbranche für junge Menschen einiges bewegt. Auch bei Fin.Connect.NRW funktioniert die Zusammenarbeit gut. Hill: Für die Koordination einer Finanzplatzinitiative sind Erfahrung, übergreifende Expertise und über Jahre gewachsenes Vertrauen unerlässlich. Bei meinen Gesprächen geht es, wie Sie wissen, daher um die Sache und um die Menschen. Sie sind Mitarbeiter des Wirtschaftsministeriums NRW, waren vorher bei der DZ Bank, haben sich mit Unternehmenskrediten und Beteiligungsfinanzierungen, Förder- und Aufsichtsfragen beschäftigt und sind auch Autor zu diesen Fragen. Was sind Ihre persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen? Plessentin: Im Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen bin ich in der Grundsatzabteilung engagiert, die sich mit Zukunftsfragen befasst. Koordination und Aufbau von Fin.Connect.NRW sind daher nicht meine einzigen Aufgaben, sondern ich beschäftige mich auch mit den Grundsatzfragen des Kapital- und Finanzmarktes. Dabei hilft mir meine Berufserfahrung bei renommierten Instituten (DZ Bank und KfW nach heutiger Bezeichnung). Darüber hinaus hilft die Erfahrung aus der fachlichen Begleitung bei Spitzengesprächen, in der Leitung von Arbeitskreisen auf Bund-Länder-Ebene, mit den Ressorts bei der Förderbank-Gremienvorbereitung und mit der Wirtschaft. Von Hause aus bin ich Diplom-Betriebswirt und gelte …
IMMOBILIEN, ALTERNATIVE INVESTMENTS & ESG. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE & FONDSBOUTIQUEN.DE mit Alexander Scholz (Telos GmbH), Sebastian Thürmer (artis Institutional Capital Management GmbH), Martin Krause (BVT Holding) und Martin Stoß (BVT Holding) über die Ergebnisse der Studie „Präferenzen institutioneller Anleger bei Immobilien und Alternative Investments“. Zum einen wurden die allgemeinen Inhalte und Ergebnisse der Studie zu Immobilien, Alternative Investments und ESG erläutert (Immobilien, Infrastruktur, Erneuerbare Energien etc.), zum anderen wurde intensiv über das Thema Internationalisierung & Asset Allocation diskutiert (Beispiel: US-Immobilien). INSTITUTIONELLE INVESTOREN wurden auch in diesem Jahr bei dieser Befragung wieder zu folgenden Entwicklungen (Bereiche & Stichworte) befragt: Planung zum Ausbau der Immobilienquote, Nutzungsarten, Allokation, Regionen, Alternative Investments (AI)-Quoten, AI-Segmente, Private Debt, Erneuerbare Energien, Infrastructure Equity, Private Equity, Attraktivität der Asset-Klassen, Bedeutung & Strategie „Nachhaltigkeit“, ESG – Leitfaden & Analyse, Impact Investing, energetische Sanierungsmaßnahmen bei Immobilien. https://www.youtube.com/watch?v=30kUbZxERNA INFORMATION: www.telos.de (Alexander Scholz), www.artis-icm.de (Sebastian Thürmer), www.bvt.de (Martin Krause & Martin Stoß) Rückfragen zur Studie (Zusammenfassung, Zusatzinformationen, PDF etc.): info@markus-hill.com INTERVIEWS: Martin Krause (BVT Holding) auf www.fondsboutiquen.de: https://fondsboutiquen.de/fondsboutiquen-private-label-fonds-us-immobilien-infrastrukturinvestments-alternative-investments-esg-rennraeder-interview-martin-krause-bvt-holding Sebastian Thürmer artis Institutional Capital Management GmbH) auf www.fondsboutiquen.de: https://fondsboutiquen.de/finanzplatz-frankfurt-anlagepraeferenzen-institutioneller-anleger-usa-kanada-europa-erneuerbare-energien-infrastruktur-private-markets-interview-sebastian Alexander Scholz (Telos GmbH) auf www.fondsboutiquen.de: https://fondsboutiquen.de/frankfurt-research-studie-immobilien-alternative-investments-und-esg-wiesbadener-investorentag-usa-immobilien-funds-bikes-espressi-intervie
USA, Kanada, Europa, Erneuerbare Energien und Infrastruktur – Markus Hill sprach für FINANZPLATZ FRANKFURT.DE mit Sebastian Thürmer, artis ACM, über aktuelle Trends in den Bereichen Immobilien, Alternative Investments und ESG. Grundlagen des Gespräches zu verschiedenen Themen wie Direktinvestments, Spezialfonds und das Segment Private Markets war unter anderem die kürzlich durchgeführte Studie „Anlagepräferenzen institutioneller Anleger“. Hill: Sie sind gegenwärtig dabei, auch Gelder für nordamerikanische Kapitalanlagen seitens deutscher Institutioneller einzuwerben. Produktinitiatoren sprechen hier aktuell von einer stark gestiegenen Nachfrage bei diesen Investoren. Stimmt das und warum ist das so? Sebastian Thürmer, artis ACM Thürmer: Im Vergleich zu Europa punkten die USA und Kanada mit langfristig besseren Konjunkturdaten, positiv demographischen Aussichten, attraktiven Standortbedingungen, einer proaktiven Industriepolitik und niedrigen Energiepreisen. In Deutschland und Europa beobachten wir schon längere Zeit eine Art Deindustrialisierung der Wirtschaft, also Standortverlagerungen. Kapitalanleger schließen sich nun diesem Trend an. Diese Entwicklung kommt nicht von ungefähr, schließlich bieten besonders die USA und Kanada einen hohen Grad an Rechtssicherheit, welches Länder und Regionen in Asien nicht unbedingt bieten können. Im Prinzip ist diese Einstellung aber eher ein Votum gegen Deutschland und Europa, da viele Anleger politische Entscheidungen zum Beispiel in der Energiepolitik oder das Ignorieren struktureller Probleme, nicht mehr nachvollziehen können. Das sorgt vermehrt für Unsicherheit und Verdruss. In der von artis Institutional Capital Management und Telos Rating initiierten Studie „Anlagepräferenzen institutioneller Anleger“ kam dieser Trend auch deutlich zum Ausdruck. Netterweise hatten Sie ja im Mai dieses Jahres die Ergebnisse der Studie mit mir, Alexander Scholz (TELOS), Martin Krause & Martin Stoss (BVT Holding) in einem Podcast diskutiert, ich freue mich natürlich auch auf die baldige Veröffentlichung unseres Gedankenaustausches. Sie moderieren ja auch noch bei einem Panel zum Thema „Immobilien, Alternative Investments, ESG – Herausforderungen für Family Offices & institutionelle Investoren“ auf dem P5 THE PROPERTY CONGRESS von Dr. Dominik Benner am 7. Juli in Frankfurt. Herr Scholz wird ja auch mit dabei sein, ebenso Herr Dr. Benner selber und Jan Paul Becker. Ein interessanter Mix von Fachleuten, zumal hier auch noch die besondere Betrachtungsweise von Family Offices zu diesem Themenkreis angesprochen wird. Hill: Also wenden sich institutionelle Investoren von Deutschland und Europa ab? Thürmer: Diese Einschätzung würde ich so nicht teilen, aber Anleger sind momentan außereuropäischen Kapitalanlagen offener eingestellt als noch vor wenigen Jahren und erhöhen demnach hierfür ihre Quoten. Anlageschwerpunkt deutscher Institutioneller bleibt weiterhin die Heimatregion. Hier werden aber zukünftig Anlageklassen bevorzugt, welche eher konjunkturunabhängig sind. Hill: Sprechen Sie vom Thema Energie-Infrastruktur? Thürmer: Energie-Infrastruktur ist in der Tat eines der Megathemen, deckt aber nur einen Teilbereich im Bereich Infrastruktur ab. Infrastrukturinvestitionen werden in den kommenden Jahren enorm an Bedeutung gewinnen. Thematisch steht bei Institutionellen der Sektor Energie als Kernstück der Energiewende ganz oben auf der Agenda. Fakt ist aber auch, dass einige Institutionelle von der Energiepolitik beziehungsweise der in Deutschland grassierenden Heizungsdebatte irritiert sind und Anlageentscheidungen hinauszögern. Mir ist zwar noch kein Fall von einem Investitionsstopp bekannt, aber diese Diskussion und hieraus mögliche Auswirkungen schaden dem Standort Deutschland. Der Bereich Infrastruktur wird als Mix zukünftig breiter aufgestellt sein müssen. Themen wie Verkehrsinfrastruktur, also Personenverkehr und Gütertransport als auch Soziales wie Gesundheit und Bildung sind bislang nicht oder nur geringfügig implementiert. Der gewaltige Investitionsbedarf in Energie, Digitalisierung oder nachhaltige Transportthemen erfordert sehr viel Kapital. Demnach werden Infrastrukturanlagen in den Portfolien der Assekuranz oder von Altersvorsorgeeinrichtungen in den kommenden Jahren massiv im Neugeschäft zulegen. Hill: Besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Quote der Infrastrukturinvestments die der Immobilien in fünf oder zehn Jahren überholt? Thürmer: Ob in fünf oder zehn Jahren Immobilien oder Infrastruktur eine stärkere Gewichtung in der Gesamtallokation einnehmen, ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation. Beide Assetklassen haben in der Kapitalanlage ihre Bedeutung und demnach auch ihre Berechtigung. Beide Assetklassen sind ohnehin miteinander verwandt und verzahnen sich im Laufe der Zeit. Einige professionelle Anleger haben beide Bereiche ohnehin schon zusammengelegt. Hill: Wie schätzen Sie denn aktuell die Anlageklassen Immobilien, Private Equity und Private Debt ein? Thürmer: Wir sehen für 2024 weltweit eine leichte Konjunkturaufhellung, rückläufige Inflationszahlen und daraus folgend möglicherweise wieder sinkende Zinsen. Das wäre ein guter Nährboden für diese Assetklassen. Bei Immobilien zeigen sich Institutionelle derzeit recht zurückhaltend. Das Preisniveau ist in den vergangenen 12 Monaten zum Teil deutlich gesunken. Dies geht einher mit stark steigenden Mieten. Das macht Immobilien dann wieder attraktiver und dürfte bei Zinssenkungen durchschlagen. Wahrscheinlich fokussieren sich Institutionelle weiter auf Wohnimmobilien, im Gegensatz zu gewerblichen Immobilien. Als investitionswürdig gelten dann Neubauimmobilien sowie Bestandsimmobilien mit Baujahren nahe der Neubaugrenze. Bei älteren Gebäuden ist die Kostenschätzung der energetischen Sanierung oftmals mit Risiken behaftet. Private Equity-Anlagen sind traditionell sehr hoch kreditfinanziert, so dass einige Deals in Frage gestellt werden. Mit einem rückläufigen ZInsniveau entspannt sich auch hier die Situation. Private Debt sehe ich als einen wichtigen Baustein für die Zukunft. Im Vergleich zu den USA spielt diese Assetklasse in Europa noch immer ein Nischendasein, aber mit einem sehr großen Wachstumspotenzial. Niedrigere Zinsen dürften dieser Assetklasse überproportional helfen. Private Debt wird den klassischen Bondmärkten deutlich zusetzen. Aufgrund regulatorischer Faktoren wie beispielsweise die Baseler Eigenkapitalvorschriften werden Banken und Sparkassen, welche immer noch den Löwenanteil an Kreditfinanzierungen stellen, im Neugeschäft deutlich zurückhaltender agieren, weshalb Investoren und Projektentwickler gezwungen sein werden, auf alternative Anbieter zurückzugreifen. Investoren profitieren von hohen Renditeaufschlägen. Hill: Vielen Dank für das Gespräch. Sebastian Thürmer ist geschäftsführender Gesellschafter der artis Institutional Capital Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main, einem unabhängigen Consultant und Placement Agent für institutionelle Investoren in der DACH-Region.
Fondsboutiquen, Mittelstand, US-Immobilien, Infrastrukturinvestments – Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Martin Krause, BVT Holding, über die aktuelle Herausforderungen für einen Nischenplayer in diesem Segment. Themengebiete wie ESG, Erneuerbare Energien, Due Diligence und die Freude am fachlichen Gedankenaustausch („Immobilien, Alternative Investments & ESG“) wurden genauso angesprochen wie Rennrad und die Alpen. Martin Krause, BVT Holding Hill: Sie bezeichnen Ihr Haus als Nischenplayer, was ist darunter zu verstehen? Krause: Als mittelständisches Unternehmen mit kurzen Entscheidungswegen bieten wir unseren Investoren Nischenprodukte wie beispielsweise die Beteiligung an US-Projektentwicklungen von Class A-Apartmentanlagen, die Investoren in der Regel nicht selbst umsetzen können, bestehende Portfolien aber bereichern. Insofern würde ich uns als Fonds- oder Investment-Boutique bezeichnen, in der die Investoren „besondere“ Lösungen bekommen. Neben unserem aktuellen Fondsangebot, wie beispielsweise einem Luxemburger SICAV-RAIF im Bereich Residential USA für institutionelle Investoren, besteht unsere Stärke darin, individuelle Lösungen maßgenau „schneidern“ zu können. BVT steht für Flexibilität, gepaart mit fachlichem Know-how. Das umfasst auch unsere Fähigkeit, auf die individuellen Reporting-Anforderungen und -wünsche institutioneller Investoren eingehen zu können.Hill: Als Mittelständler sind Sie zudem in verschiedenen „Nischen“ unterwegs. Welche Felder deckt BVT konkret ab? Krause: Geld dort investieren, wo es produktiv arbeitet: 1976 wurde die BVT-Unternehmensgruppe von Harald von Scharfenberg gegründet – und seine Gründungsidee hat bis heute unverändert Bestand. Dabei spielen Sachwertbeteiligungen eine ganz wesentliche Rolle. Mit über 45 Jahren Management- und Strukturierungserfahrung von Sachwertbeteiligungen und einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 7,7 Mrd. Euro zählt BVT zu den erfahrensten Häusern am Markt. Von Anfang an standen US-Immobilien im Fokus – seit mittlerweile 20 Jahren konzentrieren wir uns hier auf den US-Apartmentmarkt. Über die Jahre kamen die Bereiche Immobilien Deutschland, Energie und Infrastruktur, Private Equity sowie Portfoliokonzepte hinzu. Gerade im aktuellen Umfeld der Diskussion um Erneuerbare Energien, CO2-Reduzierung und ESG verweise ich gerne auf die Vorreiterrolle der BVT im Segment Energie und Infrastruktur. Wir sind hier seit 1988 aktiv und haben als erstes Emissionshaus in Deutschland einen Publikumsfonds aufgelegt, der in Windkraftanlagen investiert. Für uns ist die regenerative Energieerzeugung also kein Trendthema, auf das wir nun aufspringen, sondern haben als Pionier in diesem Bereich bereits sehr frühzeitig auf die nachhaltige Energieerzeugung gesetzt. BVT-Gründer Harald von Scharfenberg erlebte schon als Kind, welche Kraft und welches Potential in natürlichen Energien liegt. Auf dem Stammsitz der Familie gab es eine Mühle, die, wie bei vielen großen Gütern damals, durch Wasserkraft betrieben wurden. Obwohl weitab der industriellen Zentren gelegen, entschied sich die Familie bereits 1896 dazu, die überschüssige Energie der Mühle zur Elektrifizierung des Gutsbetriebs zu nutzen. So gab es für unseren Firmengründer einen vorgezeichneten Weg, Ökologie und Ökonomie in einer neuen Assetklasse zusammenzuführen. Das langjährige Engagement der BVT in der Erschließung regenerativer und nachhaltiger Energieprojekte wurde 2019 konsequent weitergeführt mit der Entscheidung der BVT Kapitalverwaltungsgesellschaft derigo, die internationale PRI-Initiative zu unterzeichnen. Damit bekennt und verpflichtet sie sich zur Berücksichtigung von ESG-Kriterien auf Unternehmensebene und im Investitionsprozess und damit einhergehend zu verantwortungsvollem und nachhaltigem Investieren bei ausgewählten Assetklassen. Zu Ihrer Frage „Was macht BVT?“ könnte ich natürlich noch deutlich weiter ausholen – ein aktuelles und meines Erachtens sehr überzeugendes Beispiel unserer Konzeptionsaktivitäten ließ sich jüngst der Presse entnehmen: Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG verkaufte einen Minderheitsanteil von 24,95% an ihrer Tochter, der Übertragungsnetzbetreiberin TransnetBW an die Südwest Konsortium Holding GmbH. In dem Konsortium unter Führung der SV SparkassenVersicherung sind über 30 Sparkassen, Banken, Versicherungen und Körperschaften aus Baden-Württemberg vertreten. In ihrer Pressemitteilung verweisen die eingebundenen Partner darauf: „Verwaltet wird die Beteiligung der Investoren des Südwest Konsortiums von der im Infrastrukturbereich erfahrenen Kapitalverwaltungsgesellschaft derigo GmbH & Co. KG.“Hill: Woran arbeiteten Sie derzeit intensiver? Krause: Wie schon beschrieben, ist eines unserer Kernthemen der US-Immobilienbereich. Hier sind wir permanent gefordert, sei es in der Prüfung und Anbindung neuer Projekte, der Begleitung der Vermietungsphase bzw. dem anschließenden Objektverkauf. Diese Prozesse sind gerade für unsere US-Kollegen sehr arbeitsintensiv, doch in der Regel werden wir – und vor allem unsere Investoren – am Ende durch gute Ergebnisse belohnt. Derzeit merken wir, dass viele Investoren, institutionelle wie auch private, im Zuge der geopolitischen und ökonomischen Entwicklungen und der immer präsenter werdenden Auswirkungen des Klimawandels ihre Portfoliozusammensetzung auf den Prüfstand stellen. Häufig entwickelt sich daraus die Erkenntnis, dass ein größerer Fokus auf erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastruktur notwendig und rentabel ist. Auch unsere Bestandsinvestoren melden sich und fragen aktiv nach weiteren Anlagemöglichkeiten, beispielsweise in Wind- oder Photovoltaikparks. Parallel dazu rücken Energiespeicher in den Mittelpunkt. Die Frage der Wirtschaftlichkeit von Speichern ist derzeit noch kompliziert, jedoch lässt sich sagen: In Kombination mit Wind- und PV-Parks sind Investitionen in Speicher besonders rentabel. Die fortschreitende Elektrifizierung führt dabei zu einer Erweiterung des möglichen Spektrums für Infrastrukturinvestoren. Daher ist es vermutlich nicht weiter überraschend, dass wir aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung gerade in der Vorbereitung eines Erneuerbare Energien-Fonds sind, der genau diese verschiedenen Aspekte vereint. Dieser Fonds soll gemäß unserer Planung im vierten Quartal institutionellen Investoren zur Verfügung stehen.Hill: Was ist bei der Due Diligence im Segment US-Immobilien zu beachten? Krause: In unserem Kernbereich US-Immobilien agiert BVT direkt vor Ort, und das schon seit den 1970er Jahren – der Ankauf bzw. Verkauf, das Asset Management und der Steuerservice für Investoren erfolgt in unseren Büros in Atlanta und Boston. Ein großes Augenmerk legen wir auf den Budgetierungs- und Ankaufsprozess. Vor Ankauf jedes Grundstück nehmen wir die Mikro- und Makrolage sowie Vergleichsobjekte intensiv in Augenschein. Unsere Mitarbeiter in den USA erstellen, basierend auf der langjährigen Erfahrung und der eigenen Expertise im US-Markt, eine objektbezogenen Marktstudie. Zudem lassen wir die Mietansätze von einem spezialisierten US-Dienstleister verifizieren. Die Baubudgets der Developer werden von einer externen Ingenieursgesellschaft überprüft. Erst wenn alle Parameter eines potenziellen Projektes stimmen und der BVT-interne Anlageausschuss zugestimmt hat, wird das Development angebunden. Zusammengefasst: die BVT knüpft ein engmaschiges Kontrollsystem während des gesamten Development- und später im Investitions- sowie Verkaufsprozess.Hill: Welche weiteren Themen stehen bei Ihnen aktuell an? Krause: Neben den operativen Themen nutzen wir aktuell die Zeit für viele Gespräche mit Investoren. Aufgrund der geänderten Zinssituation müssen Investoren vielfach ihre Portfolien überdenken, um dann perspektivisch Ende 2023 oder Anfang 2024 wieder in den Investitionsprozess einzusteigen. Daher ist es wichtig, sich gegenseitig auszutauschen, das Ohr am Markt zu haben, um einerseits …
Dr. Henning Schröer hat für die Familie Merz in Frankfurt ein Family Office aufgebaut und über 10 Jahre geleitet. Mit fidubonum (www.fidubonum.de) berät er nun vermögende Familien in Strategie- und Strukturfragen, wozu auch die Beratung beim Aufbau passgenauer Family Office-Strukturen gehört. Markus Hill sprach für FINANZPLATZ-FRANKFURT-MAIN.DE mit ihm über Themen wie Familienverfassung, Vermögensstrategie und das Anforderungsprofil für Family Officer vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen beim Aufbau eines Single Family Offices. Zusätzlich angesprochen wurden die persönliche Motivation für dieses Berufsfeld, die eigenen Lehr- und Publikationsaktivitäten, Stichwort „Jahrestagung Family Office“, sowie die persönlichen Ansichten zur Region Frankfurt-Rhein-Main. Hill: Herr Schröer, Sie haben sich mit der fidubonum KG selbständig gemacht und bieten eine Strategie- und Strukturberatung für hochvermögende Familien an. Was muss man sich darunter vorstellen? Schröer: Hochvermögenden Familien stellt sich wie jedem anderen Vermögenden die Herausforderung, ihr Geld so anzulegen, dass es dem eigenen Rendite-Risiko-Empfinden entspricht. Bei ihnen kommen aber noch etliche Fragestellungen hinzu: Die Familie muss sich untereinander organisieren und klären, wer für sie die Entscheidungen über die Vermögensanlage trifft. Die mit zunehmender Familiengröße meist immer größer werdenden Fliehkräfte innerhalb der Familie müssen durch vertrauens- und gemeinschaftsbildende Maßnahmen eingedämmt werden, damit die Familie zu einer einheitlichen Willensbildung in der Lage bleibt. Und je komplexer diese familiären Anforderungen und das Vermögen sind, desto dringlicher braucht die Familie ein Family Office, bei dessen Strukturierung und Gründung ich auch helfe. Hill: Das hört sich sehr vielschichtig an. Was befähigt Sie zu einer so breit angelegten Beratungstätigkeit? Schröer: Ich habe für die Familie Merz in Frankfurt ein Family Office aufgebaut und über zehn Jahre lang geleitet. Dabei habe ich mich mit all den oben erwähnten Fragestellungen – und noch etlichen anderen – sehr eingehend auseinandersetzen dürfen. Seit ich selbständig bin, habe ich auch einige weitere Familien betreut. Zudem beschäftige ich mich auch wissenschaftlich mit diesen Themen, schreibe Aufsätze und halte Vorträge. Mein großes Netzwerk kommt mir hier ebenfalls zugute; hier höre ich oft, wie andere Familien bestimmte Herausforderungen angegangen sind. Außerdem arbeite ich mit vielen Kooperationspartnern zusammen, von denen ich einerseits lerne und die andererseits dort in die Tiefe gehen können, wo sich das mit meinem generalistischen Ansatz nicht darstellen lässt. Hill: Ist in einer Welt immer größerer Spezialisierung ein solch generalistischer Ansatz denn noch gefragt? Schröer: Unbedingt! Sie brauchen in diesen komplexen Fragen, in denen rechtliche, steuerliche, vermögensstrategische, personelle, psychologische und planerische Aspekte zusammenkommen, jemanden, der den Überblick behält. Family Offices funktionieren wie viele Organisationen – wo ein Orchester von Spezialisten spielt, muss einer dirigieren. Viele Fragen lassen sich aber auch schon vom Generalisten lösen und vor allen Dingen vermeidet er manche Irrwege. Insofern sollten sich Generalist und Spezialisten hier nicht ausschließen, sondern ergänzen. Wenn man unbedingt auf einen von beiden verzichten wollte, dann eher auf den Spezialisten als auf denjenigen, der die Familie von Anfang bis Ende durch diesen komplexen Prozess führen kann. Dr. Henning Schröer, FIDUBONUM Hill: Können Sie diesen Prozess einmal in groben Zügen beschreiben? Schröer: Am Anfang sollte immer die sogenannte Inhaberstrategie stehen. Hier muss sich die Familie über ihre Werte und Ziele und die Zwecke ihrer Vermögensbewirtschaftung klar werden. Sinnvoll ist es auch, hier die Rollen der einzelnen Familienmitglieder und Regeln für den Umgang miteinander festzulegen. Wenn noch ein Familienunternehmen vorhanden ist, sollte sich die Familie auch diesem gegenüber klar und einheitlich positionieren. Das Ganze legt man dann am besten in einer Familienverfassung nieder. Sie ist dann die Grundlage für die Entwicklung der Gesamtvermögensstrategie, in der bestimmt wird, mit welchem Chance-Risiko-Profil in welche Assetklassen investiert werden soll. Dabei sollten dann auch steuerliche Optimierungen, die Finanzierungsstruktur und etwaige Liquiditätserfordernisse berücksichtigt werden. Mit diesen Leitplanken kann man dann für jede Vermögensklasse eine Assetklassenstrategie und einen Investitionsplan entwickeln. Hill: Damit hat man einen Fahrplan für die Vermögensanlage und für einige darüber hinaus gehende familiäre Ziele. Die Familie braucht aber wahrscheinlich auch eine passende Organisation, um diesen Fahrplan umzusetzen, oder? Schröer: Genau. Diese Organisation zu strukturieren, ist der zweite wesentliche Teil meines Beratungsprozesses. Und auch diesen Teil kann man wieder in drei Bereiche unterteilen: Die Family Governance, mit der der Zusammenhalt der Familie gewährleistet werden soll. Da geht es um gemeinsame Aktivitäten, Einrichtungen und Kommunikationsstrukturen für die Familienmitglieder, aber auch um deren Ausbildung. Auch ein Krisen- und ein Konfliktmanagement gehören dazu. Der zweite Bereich ist die sog. Corporate Governance. Damit ist eine strategiekonforme Gesellschafts- und Organstruktur gemeint, über die mittels Kontrolle und Beratung sichergestellt werden soll, dass die operativen Geschäftsführungen die inhaberstrategischen Ziele der Familie verfolgen und erreichen. Der dritte Bereich und quasi die Klammer um alles ist das Family Office. Es kann den anderen beiden Bereichen zuarbeiten, aber auch weit darüberhinausgehende Aufgaben übernehmen. Hill: Gibt es Mandanten, die diesen ganzen komplexen Prozess mit Ihnen durchlaufen? Sind das Ihre Idealkunden? Schröer: Die gibt es schon, z.B. wenn ein Vermögen bisher vom Unternehmensgründer mehr oder weniger allein verwaltet wurde und er über eine Verteilung der Verantwortung auf mehrere Schultern nachdenkt, weil er sich langsam zurückziehen möchte. Oder im Fall eines Verkaufs eines Familienunternehmens, wonach die Familie plötzlich auf einem großen Haufen Geld sitzt und erst einmal klären muss, zu welchen Zwecken, mit welchen Zielen und vor allem wie es angelegt werden soll. In diesen Situationen alle Fragen ganz strukturiert angehen und quasi auf der grünen Wiese passgenaue Lösungen entwickeln und umsetzen zu können, ist schon ein besonderes Privileg. Aber genauso spannend kann es sein, z.B. beim Aufbau eines Family Offices zu unterstützen, wenn der strategische Rahmen schon klar ist und auch die Family und Corporate Governance-Strukturen im Wesentlichen schon bestehen. Hill: Ist die Gründung eines Family Offices damit Ihr besonderes Steckenpferd? Schröer: Zumindest kann ich aufgrund meiner jahrelangen operativen Verantwortung für ein Family Office mit sehr breitem Leistungsspektrum hierbei sehr praxisorientierten Mehrwert liefern. Es hilft durchaus, wenn man weiß, welche Prozesse in einem Family Office erforderlich sind und wie sie aussehen sollten. Dann kann man nämlich besser beurteilen, welche Kompetenzen und Kapazitäten dafür im Family Office vorgehalten werden müssen oder ob man die Leistung besser outsourct. Hill: Stichwort Outsourcing – ist ein eigenes Family Office angesichts der damit verbundenen Kosten überhaupt sinnvoll, …