FONDSBOUTIQUEN & PRIVATE LABEL FONDS: „Deutschland ist nach der Schweiz, die Liechtenstein als Zugang zum Binnenmarkt nutzt, der wichtigste und attraktivste Markt für die Liechtensteinische Fondsbranche“ (Interview – David Gamper)

Fondsboutiquen haben im Laufe der Jahre im stärker an Popularität gewonnen. Markus Hill* sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit David Gamper, Geschäftsführer des LAVF Liechtensteiner Anlagefondsverband, über die Auflage von Private Label Fonds. Im Rahmen des Interviews wurden auch die Bedeutung der deutschen Fondsinitiatoren für den Finanzplatz sowie über Themen wie AIFM, Steuertransparenz und Strategie.

Hill: Welche Vorteile bietet der Standort Liechtenstein für die Auflage von Private Label Fonds?

Gamper: Der größte Vorteil liegt in den schnellen Prozessen. Bei den Anbietern ist das aufgrund der hohen Dienstleistungsorientierung fast selbstverständlich, aber es ist eben auch bei der Finanzmarktaufsicht gegeben. Fondsverwaltungsgesellschaften und AIFM aber auch Fondsinitiatoren bekommen bei Bedarf innerhalb weniger Tage einen Gesprächstermin, so können viel Fragen bereits im Vorfeld von Gesuchen geklärt werden. Dies erleichtert das Arbeiten sowohl bei der Auflage von Fonds als auch in der laufenden Administration. Im Gegensatz zu anderen Standorten schätzt die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein diese Abklärungen, denn auch sie hat dann bei den schriftlichen Gesuchen weniger Aufwand. Seit der Gesetzesreform am 1. Februar 2020 müssen Alternative Investment Funds (AIF) nicht mehr zugelassen werden, es reicht aus, wenn sie der Finanzmarktaufsicht angezeigt werden. Trotzdem sind AIF beaufsichtigt und geprüft, von diesem Qualitätsstandard will man in Liechtenstein nicht abweichen. Wird ein AIF vertrieben, so ist eine Vertriebsanzeige notwendig, die die Finanzmarktaufsicht in der Regel innerhalb von 4 bis 5 Tagen bestätigt. Somit ist eine sehr kurze Time-to-Market gewährleistet. Zu erwähnen ist sicherlich auch, dass Fonds in Liechtenstein von allen Steuern befreit sind. Der Anleger muss also nur die Steuern in seinem Heimatland berücksichtigen.

Hill: Wie attraktiv ist der deutsche Markt für Liechtenstein?

Gamper: Deutschland ist nach der Schweiz, die Liechtenstein als Zugang zum Binnenmarkt nutzt, der wichtigste und attraktivste Markt für die Liechtensteinische Fondsbranche. Der Anteil deutscher Initiatoren für Private Label Fonds hat gerade in den letzten 3 bis 4 Jahren überproportional zugenommen. Geschätzt werden am hiesigen Standort vor allem die kurze Time-to-Market, die gute Zusammenarbeit und die sehr konkurrenzfähigen Kosten.Interessant zu beobachten ist, dass in der derzeitigen COVID-19 bedingten Krise zwar das eine oder andere Fondsprojekt verschoben wurde, aber auch sehr viele neue Anfragen kommen, bei manchen Anbietern sogar mehr als vor der Krise. Oft beziehen sich dieser Projekte auf Sachwerte wie z.B. Real Estate.

Foto: DAVID GAMPER, David Gamper, Geschäftsführer des LAVF Liechtensteiner Anlagefondsverband
Foto: DAVID GAMPER, David Gamper, Geschäftsführer des LAVF Liechtensteiner Anlagefondsverband

Hill: Liechtenstein als Finanzstandort – wie hat sich das Bild im Laufe der Jahre verändert?

Gamper: Beim Thema Steuern hat sich Liechtenstein komplett gewandelt. Seit über 10 Jahren verfolgt das Land eine konsequente Steuerkonformitätsstrategie und das zahlt sich aus. Das Global Forum on Transparency and Exchange of Information for Tax Purposes (OECD) hat Liechtenstein im Rahmen der Länderprüfungen bereits 2015 gute Noten ausgestellt und als «Largely Compliant» beurteilt. Liechtenstein verfügt damit bezüglich Steuertransparenz über dieselbe Einstufung wie z.B. Deutschland und Großbritannien. Auch in Sachen Automatischer Informationsaustausch war Liechtenstein von Anfang mit dabei und hat sich der Early-Adopter-Initiative der G5-Staaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien) zur früheren Einführung des AIA angeschlossen. Die liechtensteinischen Finanzunternehmen haben in den letzten Jahren einen beachtlichen Aufschwung erlebt und punkten heute vor allem mit hervorragenden Dienstleistungen.

Hill: Welches Buch lesen Sie zur Zeit?

Gamper: Ich habe gerade zwei Bücher nach längerer Zeit wieder einmal gelesen. „Fish! Ein ungewöhnliches Motivationsbuch“ von Stephen C. Lundin, Harry Paul und John Christensen und „Die Max-Strategie“ von Date Dauten.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Kontakt: info@markus-hill.com; Website: www.markus-hill.com

David Gamper ist Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband, der offiziellen Interessenvertretung der Liechtensteinischen Fondsbranche. Der LAFV macht es sich zur Aufgabe, die Entwicklung des Fondsplatzes Liechtenstein zu fördern und dadurch dessen Attraktivität für Fondsanbieter und Anleger weiter zu verbessern.

VERBAND: https://www.lafv.li/DE/Home/Dash

Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com

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