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FONDSBOUTIQUEN & PRIVATE LABEL FONDS: Family Offices, Vermögensverwalter, Kryptowährungen & George Orwell (Interview – David Gamper, LAFV – Liechtensteinischer Anlagefondsverband)

Family Offices und unabhängige Vermögensverwalter in der DACH-Region zeigen seit Jahren ein verstärktes Interesse an der Auflage von Private Label Fonds. Markus Hill sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit David Gamper, Geschäftsführer des LAFV (Liechtensteinischer Anlagefondsverbands), über aktuelle Entwicklungen in diesen Kundensegmenten und über aktuelle Entwicklung im Bereich Krypto-Währungen. Zusätzlich diskutiert wurden Themenfelder wie Nachhaltigkeit, ESG und Taxonomie. Regulierung, aktuelle Interessen bei der Verbandstätigkeit und „Animal Farm“ wurden ebenso angesprochen.

Hill: Welche Rolle spielt für den Standort Liechtenstein der Bereich Fondsauflage bei Family Offices?

Gamper: Liechtenstein ist ein Fondsdomizil, dessen Marktteilnehmer vor allem auf die Auflage und die Administration von Private-Label-Fonds spezialisiert sind. Asset Manager aus der Schweiz und Liechtenstein zählen seit jeher zu den wichtigsten Fondsinitiatoren unseres Standortes. In den letzten drei bis vier Jahren spüren wir eine vermehrte Nachfrage von zwei Segmenten, Vermögensverwalter aus Deutschland und Family Offices, die den Fondsstandort Liechtenstein für sich entdecken. Auch der LAFV hat in jüngster Vergangenheit von Family Offices interessante Anfragen bezüglich Fondsgründungen und Sitzverlegungen bestehender Fonds nach Liechtenstein bekommen. Diese positive Entwicklung für den Fondsplatz hängt zum einen mit den ausgezeichneten rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen zusammen. Es gibt zum Beispiel eigene Fondskategorien für die Vermögensstrukturierung, die keinen Zulassungsprozess bei der Finanzmarktaufsicht durchlaufen müssen, sondern nur noch angemeldet werden. Trotzdem, und darin sehen wir einen grossen Vorteil, sind diese Fonds direkt beaufsichtigt. Zum anderen hängt die zunehmende Nachfrage im Bereich der Family Offices damit zusammen, dass viele Fondsgesellschaften einen Fokus auf den Bereich der Vermögensstrukturierung legen. Um also Ihre Frage zu beantworten: Fonds von Family Offices zählen zu unseren Wachstumssegmenten und nehmen eine immer wichtigere Rolle ein.

David Gamper, Geschäftsführer des LAFV (Liechtensteinischer Anlagefondsverbands)
David Gamper, Geschäftsführer des LAFV (Liechtensteinischer Anlagefondsverbands)

Hill: Wie sieht die aktuelle Entwicklung Ihres Standorts im Bereich Krypto-Währungen aus?

Gamper: Der erste Krypto Asset Fonds nach europäischem Recht wurde im März 2018 in Liechtenstein zugelassen und es folgten gleich darauf noch einige weitere. Das war mitten in der Phase als der Kurs von Bitcoin einbrach. Diese Situation war natürlich für die Entwicklung der Fonds nicht sehr vorteilhaft, weder für die Performance noch für das Fondsvolumen. Aktuell haben sich diese Fonds jedoch sehr gut erholt und können mit einer deutlich positiveren Rendite aufwarten. Das Gesamtvolumen dieser Fonds ist gleichwohl noch auf einem überschaubaren Niveau. Es gibt darüber hinaus noch eine andere interessante Entwicklung aus dem Bereich Blockchain. Am 1. Januar 2020 ist in Liechtenstein das Token- und VT-Dienstleistergesetz (TVTG), oft auch als Blockchain Gesetz bezeichnet, in Kraft getreten. Mit diesem Gesetz ist Liechtenstein der Vorreiter in Europa und bietet Rechtssicherheit für Unternehmen, die im Bereich Blockchain tätig sind. Das neue Gesetz brachte auch Neues für die Fondsbranche, denn das TVTG bildet die rechtssichere Grundlage, um Fondsanteile zu tokenisieren und diese Token dann zu handeln. Von dieser neuen Möglichkeit wurde bereits Gebrauch gemacht.

Hill: Nachhaltigkeit, ESG und Taxonomie sind derzeit europaweit intensiv diskutierte Themen im Bereich Asset Management. Wie gehen Sie in Liechtenstein mit diesem Thema um?

Gamper: Das Asset Management ist in Liechtenstein primär ein Thema der Banken, aber auch der Vermögensverwalter. Besonders die Banken sind im internationalen Vergleich in Bezug auf Nachhaltigkeit sehr gut aufgestellt. So schreibt das Private Banking Magazin am 16. November dieses Jahres: «Geht es um nachhaltige Geldanlage, sollten Anleger ihr Vermögen am besten nach Liechtenstein bringen. Wie der diesjährige Vermögensmanager-Test der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz zeigt, ragt der kleine Finanzplatz in Sachen Nachhaltigkeit heraus.» Gerade die beiden am besten bewerteten Banken aus Liechtenstein, welche die Plätze 1 und 4 im Ranking des gesamten deutschen Sprachraums belegen, sind auch diejenigen, die den grössten Teil der Fondsportfolios managen. Dazu kommt, dass eine Untersuchung der liechtensteinischen Aktienfonds bereits im Jahr 2016 zum Schluss gekommen ist, dass diese in Bezug auf ESG Kriterien außerordentlich gut investieren. Die Fondsbranche selbst, die die Administration der Fonds übernimmt, ist in erster Linie mit der Umsetzung der umfassenden Regulierung beschäftigt. Diese Umsetzung findet unter einem enormen Zeitdruck statt und bindet deshalb erhebliche Ressourcen.

Hill: Welche aktuellen Themen beschäftigen Sie derzeit intensiver?

Gamper: Mit Nachhaltigkeit haben Sie es bei der vorherigen Frage auf den Punkt gebracht, dies ist ein Thema, das uns derzeit in all seinen Facetten beschäftigt. In erster Linie nimmt aber die Regulierung sehr viel Zeit in Anspruch. Diesbezüglich haben wir beim LAFV eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet und das Interesse der Mitglieder an einer Teilnahme ist sehr groß Ein aktuelles Projekt auf nationaler Ebene, in das alle Finanzverbände des Landes involviert sind, ist die weitere Verbesserung der Terrorismusfinanzierungs- und Geldwäscheprävention. Das Global Forum on Transparency and Exchange of Information for Tax Purposes (OECD) hat Liechtenstein im Rahmen der Länderprüfungen bereits 2015 gute Noten ausgestellt und als «Largely Compliant» beurteilt. Liechtenstein verfügt seither über die gleiche Einstufung wie zum Beispiel Deutschland und Grosßritannien und diese gute Beurteilung möchte man natürlich beibehalten. Ein Dauerbrenner ist bei uns schon seit längerem die Arbeitsgruppe Steuern, die sich neben BEPS und DAC6 mit Themen beschäftigt, die dazu dienen, unnötige Besteuerung wie zum Beispiel Doppelbesteuerung durch Quellensteuern für unsere Fondsinvestoren zu verhindern. Aktuelle Themen sind auch die Digitalisierung und Datensicherheit, die weitere Optimierung der Rahmenbedingungen sowie der grenzüberschreitende Fondsvertrieb.

Hill: Womit beschäftigen Sie sich neben der Verbandsarbeit, in Ihren Stunden der Muße?

Gamper: Ich habe gerade zwei Bücher gelesen. Das eine war ein Klassiker, George Orwells «Animal Farm». Meine andere Lektüre ist ein Fachbuch über die Funktionsweise der Blockchain Technologie. Was ich als nächstes lesen werde, weiß ich dann nach den Feiertagen. Mal sehen, was unter dem Weihnachtsbaum liegt. Bis dahin bleibt mir – außer beruflich – wohl kaum Zeit zum Lesen.

Hill: Vielen Dank für das Gespräch.


Link zum Liechtensteinischer Anlagefondsverbands: https://www.lafv.li/DE/Home/Dash

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