Herr Hill, Sie hatten am 08.11.2023 die Organisation der Veranstaltung «Finanzplatz Frankfurt trifft Finanzplatz Liechtenstein» in Frankfurt unterstützt und moderiert. Was war hier die Brücke zum Thema «Family Offices & Fondsboutiquen»?
Ich konnte Reiner Konrad von der FOCAM AG in Frankfurt für einen Kurzvortrag zum Thema «Family Offices, Fondsboutiquen und Manager Selection» gewinnen. Er hat in Frankfurt einen guten Überblick über die Bedeutung von unabhängigen Asset Managern, Asset Allocation und Due Diligence von den «Hidden Champions» gegeben. Ich hatte dieses Thema deshalb vorgeschlagen, da ich davon ausging, dass es eine gute Ergänzung zu dem Kernthema der Veranstaltung (Private Label Fonds & Vorteile der Fondsauflage in Liechtenstein) bieten würde. Die Veranstaltung des «LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband» bot einen guten Rahmen für eine intensive Diskussion zu Themen wie Fondsstandort Liechtenstein (David Gamper und Bruno Schranz, LAFV), die internationale Rolle Liechtensteins (Isabel Frommelt-Gottschald, Botschafterin I.E.), Regulierung (Dr. Reto Degen, FMA – Finanzmarktaufsicht Liechtenstein) und Vermögensverwaltung und Private Label Fonds (Ralph Früh).
Ich hatte im Nachgang auch mit einigen der Besucher des Events in Frankfurt sprechen können. Ein Kernpunkt wurde immer wieder als Feedback angesprochen. Liechtenstein hatte sich sehr fokussiert dargestellt als Dienstleister auch für «kleine» Fondsinitiatoren (Vermögensverwalter, Asset Manager etc.), vielleicht könnte hier auch ein Ansatz für die dortige Fondsindustrie liegen in 2024. Ich bin neutral eingestellt bei der Beurteilung von Jurisdiktionen für die Fondsauflage, jeder Standort (Luxemburg, Deutschland etc.) hat seine speziellen Vorteile und seinen eigenen «Fankreis». Ich sehe hier eine mögliche Nische für Liechtenstein, da viele KVG (Schweiz: «Fondsleitung») ausserhalb Liechtensteins sich durchaus restriktiver zeigen beim Auswahlverhalten von möglichen Fondspartnern, sobald Fonds schon zu Beginn nicht schnell das Potenzial für hohe Fondsvolumen-Steigerungen versprechen. Es gibt bestimmt ein interessantes Segment von Fondsinitiatoren, die genau zwischen den ganz kleinen und den ganz grossen Fondsvolumen einzuordnen sind. Vielleicht kann Liechtenstein hier in den nächsten Jahren Marktanteile gewinnen.
FOTO: Thomas Caduff & Markus Hill – „FINANZPLATZ SCHWEIZ trifft FINANZPLATZ LIECHTENSTEIN“ (Bild: www.fundplat.com)
Sie werden am 12.01.2024 in St. Moritz bei den «Mountain Talks» einen Impulsvortrag halten sowie einen Roundtable zum Themenkreis «Family Offices & Fondsboutiquen» moderieren. Welche Punkte könnten hier zum Beispiel interessant sein?
Ich selber beschäftige mich ja projektbezogen oft mit den Themenfeldern Fondsselektion und Seed-Money-Suche. Ich finde es häufig interessant, aus welchen Richtungen hier oft Fondsmanager betrachtet werden. In einem so kleinen Rahmen wird man nicht eine Ad-hoc-Studie erstellen können. Gegenwärtig tausche ich mich mit einer grösseren Anzahl von Family Offices im Vorfeld aus, um hier auch noch einmal die Beziehungen zwischen diesen Marktteilnehmern zu betrachten. Interessant können neben diesen Ergebnissen auch einige «Theorie-Kuchendiagramm-Studien» sein, vielleicht werde ich da auch einige Anmerkungen machen.
Interessant erscheinen mir hier auch die Themen Kommunikation (Branding), Financial Education und Networking und die Vernetzung der Akteure in der DACH-Region. Bei meiner «Kurzbefragung» im Vorfeld der Veranstaltung wird sich vielleicht noch der eine oder andere qualitative «Gedanke» finden, der vielleicht eine neue Betrachtungsweise ermöglichen könnte. Ich sehe hier übrigens oft auch Schnittmengen bei der Beurteilung von liquiden und nicht-liquiden Fonds-Konzepten. Ich hatte zum Beispiel dieses Jahr schon bei verschiedenen anderen Veranstaltungen in der DACH-Region in der Vorbereitung von Moderationen ausgiebig Gelegenheit, ein paar alternative Ansätze hinsichtlich des Kommunikationsverhaltens von Family Offices und Fondsboutiquen kennenzulernen. Es gibt auch deshalb Schnittmengen, weil oft auch ein «doppelter Hut» getragen wird. Multi Family Offices, Single Family Offices und zum Beispiel unabhängige Vermögensverwalter treten zum einen als Selektor auf, zum anderen haben viele aber auch eigene Produkte (Private Label Fonds). Zahlreiche der Event-Formate im Family-Office-Bereich leben auch davon, dass viele dieser Adressen mit «Doppelhut» (Beispiel: Multi Family Office) durchaus auch Investoren für die hauseigenen Produkte bzw. Investments (Co-Investments, Club Deals etc.) suchen. Der Unterschied zu den vielen klassischen Fondsboutiquen («Nicht-Selektoren») besteht vielleicht darin, dass der klassische Family Officer nicht «marktschreierisch» mit eigenen Produkten auftreten kann, da dies nicht unbedingt zum Thema «Trusted Advisor» passt. Zudem gibt es im Markt auch noch die Diskussion, ob ein Family Office überhaupt eigene Produkte anbieten sollte. Ein spannendes Feld, ich freue mich schon auf die Diskussion vor Ort. Um hier auch kurz Position zu beziehen: Ich selber finde es in Ordnung, Family Offices können gerne Skin-in-the-Game haben mit eigenen Produkten (Investments etc.), wenn diese Positionierung für Kunden transparent ist, dann erscheint mir das oft auch als Signal dafür, dass bestimmte Family-Office-Konzepte auch dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie auch in der Praxis selber Fachkompetenz in der Tiefe haben, Investments auch real begleiten können. Man vergisst häufig, dass diese Form von fachlichem Aushängeschild ja auch ein Risiko darstellen kann: Liefert die Adresse nicht die gewünschten Ergebnisse, dann fällt ein Schatten auf die gesamte Mandantenbeziehung!
Welche Themen stehen in 2024 für Sie noch auf der Agenda?
Wie oben schon angedeutet, habe ich mich im Laufe der Jahre intensiv mit liquiden und nicht-liquiden Fondskonzepten beschäftigt. Ich hatte zum Beispiel die Gelegenheit, mit Telos und Artis ICM zweimal bei Premium-Sponsorings der Studie «Präferenzen institutioneller Investoren bei Immobilien und Alternative Investments» Video-Diskussionsrunden zu moderieren. Zum einen waren die Ergebnisse der Studie zu besprechen, zum anderen ergab sich dann hier die Gelegenheit, zu Themen wie Immobilien und Infrastrukturinvestments vertieft zu diskutieren. In Kürze gehen übrigens auch die Fragebögen für die aktuelle Studie an die institutionellen Investoren raus. Die Ergebnisse dürften vor dem Hintergrund der stark veränderten Zinslandschaft spannend werden. Ob aus der diesjährigen Investorenzurückhaltung wieder ein «Run» auf die Alternatives wird, bleibt abzuwarten. (Input, Ideen und Anregungen «AIF & MORE» sind immer willkommen!). Themen aus dem Bereich Infrastruktur erscheinen mir als Volkswirt sehr interessant, viele Fondskonzepte beschäftigen sich hier mit Segmenten wie Verkehr, Energie und Immobilien. Immer steht der Adlerblick im Fokus, hier besteht auch eine Schnittstelle zu Themen wie «Soziales» und auch Private Debt (Stichwort: «Finanzplatz Frankfurt trifft Private Markets 2024»). Diese Bereiche finde ich auch deshalb publizistisch interessant, da bei diesen Fondsstrukturen schon aufgrund von regulatorischen Vorgaben auf eine ganz andere Weise kommuniziert werden muss, hier stehen dann Themen wie Branding und fachliche Expertise im Vordergrund. Financial Education & Content zählen, keine «primitive» Produktpromotion.
Die Themen «Fondsselektion» und «Seed-Money-Suche» werden mich auch nächstes Jahr begleiten. Interessant ist, dass viele der Akteure in den Segmenten Startups, VC und Private Equity auch immer wieder in Verbindung mit dem Thema «Family Offices & Fondsboutiquen» stehen können – wenn man diese Schnittstellen auch sehen möchte. Bei Projekten hatte und habe ich es immer wieder sehr geschätzt, mich mit «echten» Experten in diesem Feld auszutauschen. Mit dem liquiden Segment befasse ich mich aufgrund einiger Produktsearch-Projekten (Manager Selection, «Reality-Check-Fondskonzept» & Investoren-Dialog etc.) seit vielen Jahren, im nicht-liquiden Segment bin ich da oft eher ein «demütig Lernender» – jedoch mit einer zunehmend steilen Lernkurve. Um an das Thema von oben (Liechtenstein) anzuknüpfen: Das Themenfeld «Liquide versus Nicht-Liquide Investments» und Fondsauflage kommen auch oft bei diesen Diskussionen zur Sprache.
Ich freue mich auf die Gespräche beim «FONDS professionell KONGRESS» Ende Januar 2024 in Mannheim und diverse andere Auftritte (Vorträge, Moderationen, Medienpartnerschaften etc.) in der DACH-Region. Auch das Thema «Indien» werde ich weiter im Fokus haben, hoffentlich klappt auch im Februar eine kleine Verabschiedungsfeier am Finanzplatz Frankfurt mit einem von mir sehr geschätzten Branchenkollegen, ich würde hier gerne eine kleine Rede zu dessen Ehren halten, in Kombination mit einem anderen Thema. Hier habe ich eine Location mit entferntem «Indien-Hintergrund» im Auge, sozusagen «Finanzplatz Frankfurt sagt FAREWELL!» in kleinem Kreise. Auch das Thema «Liechtenstein» werde ich nicht aus den Augen verlieren, hier steht noch ein Interview aus. Im Zusammenhang mit solchen Aktivitäten möchte ich im nächsten Jahr meine Aktivitäten auf LinkedIn noch «optimieren». Die Verbindung des Themas Finanzplatz (LinkedIn-Kanäle «Finanzplatz»: Frankfurt, Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Österreich) eröffnet mir immer neue Möglichkeiten zum fachlichen Gedankenaustausch. Eine Neuigkeit in 2023 war zum Beispiel die Freischaltung einer «Finanzplatz Frankfurt am Main-Gruppe», Ende Januar sollten wir die 1‘000-Follower-Grenze überschritten haben. Die Gruppe bietet eine gute Ergänzung zum Finanzplatz-Frankfurt-am-Main-Kanal (Community, Ziel für Ende Januar 2024: 7‘500 Follower). Ich finde, dass das nächste Jahr eine gute Gelegenheit bietet, die verschiedenen Finanzplätze in der DACH-Region über LinkedIn stärker zu vernetzen. Danke übrigens für Ihre Unterstützung in 2023!
Zur Person
Markus Hill ist seit Mitte 2005 unabhängiger Asset Management Consultant. Beruflicher Hintergrund sind u.a. Firmen wie SEB Bank (Marketing/Produktmanagement, Investment Banking) und Credit Suisse Asset Management (Vertrieb, Asset Management). Zu seinen Tätigkeitsfeldern gehören die Betreuung von Mandaten im Marketing-, PR-Bereich und Fondsselektion. Als ehemaliger Head of Sales Publikumsfonds bei einer Investmentboutique (Aktien und Renten) und in der externen Zusammenarbeit mit einem Dachfondsmanager stehen kleine- bis mittelgrosse Asset-Management-Firmen im Fokus seines Interesses. Zusätzlich beschäftigt er sich journalistisch mit den Themen Fondsboutiquen (fondsboutiquen.de) und Einsatz von Publikumsfonds bei Institutionellen sowie mit der Thematik Zielfondsauswahl bei Multi-Management-Ansätzen. Zusätzlich liegt ihm der Finanzplatz Frankfurt als Ort des Gedankenaustausches am Herzen (finanzplatz-frankfurt-main.de).
Quelle: www.fundplat.com
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