„Frankfurt ist laut THE ECONOMIST eine sehr lebenswerte Stadt, zudem macht hier der gepflegte fachliche Gedankenaustausch zu Asset-Management-Themen große Freude“
Finanzplatz Frankfurt, Knowhow, Asset Management & Social Media, Investor Education, Fondsboutiquen, Family Offices, Don Bosco, ESG und Impact Investing – IPE D.A.CH Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit Markus Hill über diese Themengebiete sowie über Fachdiskussionen vor Ort zu einer Investorenstudie von Telos & Artis und dem Consultant Day von Caceis. Zusätzlich wurden Themen wie „Schweizer in Deutschland“ und Frankfurter in Indien erörtert und Hinweise auf Aktivitäten im 2. Halbjahr 2022 gegeben.
IPE D.ACH: Frankfurt gehört zu den 10 lebenswertesten Städten Deutschlands. Hat Sie dieses Ergebnis erstaunt?
Hill: Frankfurt ist laut THE ECONOMIST eine sehr lebenswerte Stadt, zudem macht hier der gepflegte fachliche Gedankenaustausch zu Asset-Management-Themen große Freude. Sie haben recht mir Ihrer Formulierung, dem Erstaunen. Es kam für viele Fans und auch „Gegner“ der Stadt wohl sehr überraschend, unverhofft. Natürlich hat es mich überrascht. Ich habe die Stadt mittlerweile ins Herz geschlossen, kenne aber durchaus auch deren etwas unappetitlicheren Seiten. Übrigens, diese Betrachtung lässt sich auf viele Städte übertragen, auch auf meine ursprüngliche Heimat, Köln. Ich hatte zwei Meldungen zu diesem Ranking auf meinem „Finanzplatz Frankfurt am Main“-Kanal auf LinkedIn gepostet. Überwiegend gab es positive Rückmeldungen beim ersten Posting (Artikel: „Frankfurt ist so lebenswert wie nie.“, FRANKFURTER NEUE PRESSE) Beim zweiten, kritischen Posting (Artikel: „Frankfurt am Main: Waren die Entscheider auf Crack?!“, DIE ZEIT) gab es dann doch sehr interessante Reaktionen. Ich fand das sehr gut, zumal hier noch Optimierungspotenziale für die Stadt gezielt angesprochen wurden. Da ich neben meinem „Frankfurt-Promotion-Hobby“ ein paar fachlich orientierte Communities auf LinkedIn betreue (FONDSBOUTIQUEN, PRIVATE LABEL FONDS, FUNDS BOUTIQUES, CAT BONDS), verfolge ich die Kommunikations-Dynamik auf diesen verschiedenen Kanälen mit großem Interesse. Die Asset Management-Branche verhält sich im Durchschnitt betrachtet in Sachen Social Media & Asset Management meiner Ansicht nach immer noch etwas reserviert, suchend und durchaus auch unsicher. Interessant ist hier vor allen Dingen, dass es hier eine Lücke zwischen den Generationen zu geben scheint. Auf verschiedene Vertreter der traditionell orientierten „Print-Medien-Fraktion“ erscheint dieses Medium wohl noch etwas geheimnisvoll, vielleicht sogar als in Teilen „unseriös“. Ich hatte wohl das Glück, dass ich mich seit 2013 sehr aktiv mit diesem Themenfeld beschäftigt habe. Auch ich bin heute noch Lernender, mache meine Fehler – gerade junge Leute erscheinen diesbezüglich sozusagen fluider im Denken zu sein, sie arbeiten und leben teilweise sehr intensiv mit diesen Medien (LinkedIn, Xing, Instagram & Co.). Mit allen Vor- und Nachteilen, hier können die Alten noch viel von den Jungen lernen. Natürlich sollte man einen negativen Aspekt nicht vergessen – nur Social Media ohne analoge Welt sollte als Gefahr betrachtet werden. Bildung braucht Aufmerksamkeitspanne, Konzentrationsfähigkeit und Frustrationstoleranz, hier gibt es unbestreitbar sehr negative Auswirkungen dieser Medien. Übrigens, beim Thema Frankfurt geht es immer sehr leidenschaftlich zu – im Gegensatz zur rein fachlich orientierten Diskussion bei meinen anderen LinkedIn-Kanälen. Ich mag Frankfurt einfach sehr gerne, obwohl ich, in Bonn geboren, 1996 aus Köln dorthin gezogen bin. Als Rheinländer habe ich dieses „Dorf mit Wolkenkratzern“ tief ins Herz geschlossen!
IPE D.ACH: Sie unterstützen, bewerben und organisieren auch ab und an Veranstaltungen vor Ort. Was macht die Location Frankfurt so interessant?
Hill: Wie gesagt, wenn man sich stärker mit den Netzwerken vor Ort, neudeutsch „Ökosysteme“, beschäftigt, dann wird einem sehr klar, dass es eine Vielfalt von Meinungen, Knowhow, Nationalitäten, Freizeitangeboten und mehr gibt. Wie oben beschrieben, man kann geteilter Meinung sein. Unbestritten ist, dass der Finanzplatz Frankfurt in Hessen ein weites Einzugsgebiet hat. Wirtschaftlich gesehen kann man es zum Beispiel mit der Vernetzung und Ausdehnung des Ruhrgebietes vergleichen. Mit dem einen, entscheidenden Unterschied: Darmstadt, Wiesbaden, Frankfurt und Hessen als Bundesland – natürlich ist hier vor Ort die Wirtschaftskraft eine ganz andere. Hochschulen, Kooperationen, der Flughafen, die Internationalität, die unbestrittene Rolle als Finanzzentrum sind alles Punkte für Frankfurt. Dazu kommt die zentrale Lage in Deutschland – man ist schnell überall und ist für „Überall“ in Deutschland auch recht schnell erreichbar. Das Museumsufer, Eintracht Frankfurt, EZB, die einzigartige Skyline von Frankfurt – zu mindestens sehr viele Punkte, die diese Location bundesweit und international, nicht nur für Events und Gedankenaustausch, interessant machen. Und nein – ich habe keinen Vertrag mit dem Fremdenverkehrsamt in Frankfurt, bin aber zugegebenermaßen in meinen Ansichten etwas weniger neutral. Beeindruckt haben mich auch die Aktivitäten von Organisationen vor Ort wie zum Beispiel Frankfurt Main Finance, Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH und FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the Region. Wie bei mir, kann man auch diesen Organisationen eine gewisse Befangenheit nicht absprechen. Fakt ist aber, dass diese und viele andere Organisationen dieses „Frankfurt-Fan-Netzwerkes“ auf exzellente Weise kooperieren, sich oft die Bälle vor Ort gegenseitig zuspielen.
IPE D.ACH: Sie sind als Asset Management Consultant tätig. Welche Themen verfolgen Sie derzeit mit größerem Interesse?
Hill: Value Investing, Rohstoffe, Dachfonds, Real Assets und ESG und Impact Investing. Diese Gebiete schaue ich mir seit langer Zeit genauer an. Hierbei sehe ich weniger auf die Produkthülle, die Verpackung. Publikumsfonds, Spezialfonds, Liquide versus Illiquide (AIF), Direktinvestments – interessanterweise wird es hier, wie so oft, an „den Rändern“ bei der Marktbeobachtung sehr interessant. Eine von vielen Gelegenheiten, sich zusätzlich zu diesen Bereichen auszutauschen hatte ich im ersten Halbjahr durch die Moderation verschiedener Panels beziehungsweise von Veranstaltungen mit Berührungspunkten zu diesen Themenkreisen. Auch hier hat Frankfurt als Veranstaltungsort wieder eine Rolle als hochwertiges Ökosystem unter Beweis gestellt. Zum Themenkreis Family Offices & Impact Investing konnte ich eine interessante Diskussion beim 5. Sustainable Investor Summit begleiten. Ein Schwerpunkt hier waren neben Due Diligence und der Bedeutung der NextGen als Investoren auch der Stand der aktuellen Diskussion zum Themenkreis „Sinnökononomie“. Die Diskussion hatte insofern auch einen persönlichen Bezug, da ich früher oft im Don Bosco-Club in Köln an Betreuung und Jugendfahrten teilnehmen konnte und es hier um Bildung, Don Bosco und Emission von Anleihen für Studenten ging. Bei der Markets Group hatte ich im Mai die Gelegenheit, eine Panel-Diskussion auf dem 4th Annual Germany Institutional Forum zu begleiten. Hier hatte sich mit Karg Stiftung, FERI und Mirabaud ein interessantes Gespräch zu Feldern wie Alternative Investments, Rohstoffe und Wandelanleihen ergeben. Die Themen „Immobilien, Alternative Investments und ESG“ konnte ich ausführlich bei einer Video-Diskussion in Frankfurt erörtern. Seed Money, Investor Education, Fondsboutiquen und Infrastrukturinvestments waren einige der Stichworte, die hier angesprochen wurden in einer Video-Produktion für die EB-SIM-Akademie. Ich hatte hier die Gelegenheit ausführlich mit Bernhard Graeber von der EB-SIM, Alexander Scholz von Telos und Sebastian Thürmer von Artis zu sprechen. Die EB – Sustainable Investment Management (EB-SIM) hat die Studie von Telos & Artis (Initiatoren der Studie, 2021 & 2022) mit unterstützt, das Format der Diskussion hat mir viel Freude bereitet. Besonders interessant war auch die Sichtweise von Herrn Graeber, da er zum einen die Rolle des Asset Managers im Bereich Erneuerbare Energien darstellen konnte, er zum anderen aber auch aufgrund seiner früheren Tätigkeit bei EnBW und Talanx interessante Einblicke in den Prozess der Due Diligence von Investments geben konnte. Auf dem Consultant Day von Caceis konnte ich vor zwei Wochen die Ergebnisse Funds Europe-Studie zum Themenkreis „Climate Risk & Asset Management“ in Frankfurt vortragen und im Anschluss eine Panel-Diskussion mit Experten von Caceis, Amundi, Credit Plus, und Credit Agricole CIB führen. Hier wurden Themen angesprochen wie ESG, Produktmanagement, Wissensmanagement und die Bedeutung von Daten in diesen Segmenten hinsichtlich Qualität, Quantität und Konsistenz (Beispiel: Künstliche Intelligenz & ESG-Ratings).
IPE D.ACH: Welche Themen und Aktivitäten stehen bei Ihnen im 2. Halbjahr stärker auf der Agenda?
Hill: Auch in diesem Jahr werde ich wieder die Veranstaltung „Value Investing, Rohstoffe & Investieren wie ein Unternehmer“ begleiten, in der Schweiz steht in Zürich zusätzlich der Natural Resources Day an. Zusätzlich werde ich noch bei Moderation und Einladungen unterstützend tätig sein bei weiteren Formaten von SIA Funds AG. Im September werden SIA Funds in Kooperation mit der FAM Frankfurt Asset Management AG (Frankfurter Fondsboutique, Investments in High Yield-Anleihen) auch noch Veranstaltungen in Köln, München und Hamburg durchführen. Die Firma Honovi unterstützt Martin Friedrich von Lansdowne Partners Austria (LPA) als Placement Agent, auch hier befinden wir uns in der Planung für Event-Formate. Hier gibt es ein interessantes Diskussionsfeld hinsichtlich der Rolle von Dachfonds für semi-institutionelle sowie auch für private, hochvermögende Anleger. Im Juni hatte ich diesbezüglich bei der Markets Group auf dem Private Wealth Germany Hamburg Forum die Gelegenheit, ein Family Office-Panel zum Themenkreis „Aktuelle Investmenttrends bei Family Offices, Impact Investing & ESG“ zu begleiten. Bei Tobias Karow vom stiftungsmarktplatz.eu hatte ich durch eine kurze Telefonumfrage „Was können Stiftungen von Family Offices lernen“, ebenso ein interessantes Thema für mein zweites Halbjahr auf dem Tisch bekommen. Ich werde diese Umfrage – etwas strukturierter – wieder im Herbst durchführen, eine kleine Gedankenaustausch-Veranstaltung hierzu ist auch in Planung. Mit Interesse beobachte ich auch die Entwicklung im Bereich Immobilien. Vielleicht bewegen sich hier viele Dinge. Einmal Out-of-the-Box betrachtet – ich interessiere mich für Indien und die indische Kultur, esse mit Begeisterung indische Küche, auch als Nicht-Vegetarier. Netterweise hatte ich die Gelegenheit auf Einladung von Red Ribbon Asset Management einmal vor Ort einen Einblick zum Thema Standortanalyse „Immobilien“ in Delhi und Mumbai zu erhalten. Sunny Chowdhry (Fondsadvisor, Substantia Real Estate) hatte mir hier netterweise einige der Faktoren erläutert, warum sich europäische Investoren zumindest einmal intensiver mit dem Themenkreis Emerging Markets und der Rolle Indiens bei Investments in Immobilien beschäftigen sollten.
IPE D.ACH: Vielen Dank für die Einblicke.
Quelle:www.institutional-investment.de
Verwandte Beiträge:
- „Investoren und Fondsindustrie diskutieren gerne in Frankfurt über Themengebiete wie Family Offices, Fondsboutiquen und Real Assets“ (Interview – Markus Hill) – Fondsboutiquen
- „Aufgrund der Vernetzung der Fondsindustrie ist Frankfurt ein idealer Ort, um sich dem Thema Institutionelle Investoren in Deutschland zu nähern“ (Interview – Markus Hill) – Fondsboutiquen
- „Auch Family Offices, Private Banker und HNWIs diskutieren gerne über Themen wie Asset Allocation, Produktauswahl, Fondsboutiquen und Nachhaltigkeit“ (Interview – Markus Hill) – Fondsboutiquen
- „Family Offices denken unabhängig und schätzen die Expertise von Multiplikatoren und Fondsboutiquen“ (Interview – Markus Hill) – Fondsboutiquen
Ein Gedanke zu “FONDSBOUTIQUEN & PRIVATE LABELFONDS: Finanzplatz Frankfurt, Knowhow, Asset Management & Social Media, Investor Education, Fondsboutiquen, Family Offices, Don Bosco, ESG und Impact Investing (Interview IPE-D.A.CH – Frank Schnattinger & Markus Hill)”