FONDSBOUTIQUEN & PRIVATE LABEL FONDS: Das Single Family Office Investmentkomitee (Gastbeitrag – Markus Schwingshackl, Centro LAW)

Im Gegensatz zu institutionellen Akteuren haben nicht alle Family Offices ein Investmentkomitee. Die individuelle Anlagestrategie hingegen ist das Herzstück eines Single Family Offices, um die Ausrichtung auf den Vermögenszweck der Familie sicherzustellen. Letztlich müssen die finanziellen Ziele die Werte und den Vermögenszweck der Familie im Rahmen der Family Office Governance kohärent ergänzen. Da eine Strategie nur so gut ist wie ihre Ausführung, beleuchtet dieser Beitrag den Prozess der Gründung eines Family Office Investmentkomitees.

Wie bei Anlagestrategien sollte man auch hier nicht Standardansätzen folgen. Es empfiehlt sich ein massgeschneidertes System, das auf die individuellen Bedürfnisse des Single Family Offices eingeht. Die wesentliche Grundlage und der Fahrplan des Investmentkomitees ist die Anlagestrategie. Diese definiert den Zweck und die Ziele, Standards, Prozesse, Überprüfungs- und Berichtsverfahren sowie Praktiken zur Behebung von Performance Missverhältnissen.

Was ist ein Family Office Investmentkomitee?

Die Antwort kann kurz gehalten werden, da dies für einige wahrscheinlich schon zum Basiswissen gehört: Das Family Office Investmentkomitee ist der Hüter des Familienvermögens und führt die Anlagestrategie im besten Interesse der Familie aus und setzt sie um, wobei es Interessenkonflikte vermeidet und handhabt. Es überwacht die Anlageoptionen zur Diversifikation und zum Risikomanagement in einem umsichtigen und disziplinierten Anlageprozess.

Der Autor: Markus Schwingshackl, Rechtsanwaltskanzlei Centro LAW
Der Autor: Markus Schwingshackl, Rechtsanwaltskanzlei Centro LAW

Brauchen Single Family Offices ein Investmentkomitee?

Dies ist die wichtigste Frage, die man sich stellen muss. Mit einer soliden und präzisen Anlagestrategie kann die Ausführung, Überwachung und Kontrolle vollständig an externe Dienstleister ausgelagert werden, da interne Strukturen einen speziellen Rahmen erfordern, der mit Kosten verbunden ist. Unabhängige Dienstleister, die keine Zugehörigkeit zu Vermögens- und Investmentmanagern haben, bieten kosteneffiziente Lösungen, die die Funktionen des Family Office Investmentkomitees replizieren und Interessenkonflikte vermeiden. Neben der Unabhängigkeit sollte man hier gezielt auf den Auswahlprozess der Investmentmanager und die Qualität der Berichterstattung achten. Regelmäßige Berichte liefern der Familie und dem Family Office die erforderlichen objektiven, operativen und finanziellen Informationen, um die Ergebnisse im Lichte der Ziele der Anlagestrategie zu bewerten. Diese Daten sollten zu klaren Erkenntnissen zu Kosten, Performance und Strategieabgleich über alle Anlageklassen und Investmentmanager hinweg führen. Je nach Komplexitätsgrad der Strategie kann das Outsourcing Modell die Kontrolle und die Grundlage für fundierte Entscheidungen zu attraktiven Kosten bieten.

Angenommen ein Single Family Office verfügt über spezifische Kompetenz in einer Anlageklasse, z.B. alternative Anlagen, und die Anlagestrategie ist aufgrund der besonderen Ausrichtung auf die Anlageklasse ausgesprochen komplex. In diesem Fall ist ein komplettes Outsourcing möglicherweise nicht die ideale Lösung, um solche Nischenanforderungen zu bewältigen. Stattdessen kann man ein Governance Modell in Erwägung ziehen, das in das Family Office eingebettet ist, aber eine Mischung aus internen und externen Investmentkomitee Mitgliedern vorsieht. Schließlich kann das Investmentkomitee nur aus internen Mitgliedern bestehen, wobei die anspruchsvollste Option ein Fondsmodell ist, bei dem eine juristische Person das Vermögen im Rahmen einer institutionellen Governance verwaltet.

Dieser erste Teil des Prozesses erfordert eine detaillierte Analyse der Lücken, die mit dem Investmentkomitee zu schließen sind, und eine Beurteilung der Kosten und Vorteile der möglichen Lösungen. Das Ergebnis der Analyse kann Defizite bei der Investitionsauswahl, dem Monitoring, der Kontinuität der Funktionen oder dem Risikomanagement aufzeigen. Basierend auf diesen Erkenntnissen kann das geeignete Investmentkomitee Modell definiert werden, um die Ziele der Anlagestrategie umzusetzen.

Die Rolle des Single Family Office Investmentkomitees

Bei allen potenziellen Modellen gilt es hier, ein Hauptprinzip zu beachten: Das Investmentkomitee ist kein Investmentmanager, sondern interpretiert, steuert und überwacht konsequent die Umsetzung der Anlagestrategie. Damit stellt es die Diversifikation des gesamten Portfolios innerhalb der vorgegebenen Risiko- und Ertragsparameter sicher. Seine Kernaufgabe ist die Auswahl der Investmentmanager und Berater sowie die Durchführung aller notwendigen Kontrollen und Überprüfungen der Strategieausrichtung, der Performance und der Kosten. Nur eine strikte Trennung von Investment Management und Aufsicht ermöglicht eine disziplinierte, langfristige Strategieumsetzung. Wenn das Investmentmanagement zu einem gewissen Grad intern durchgeführt wird, sollte man diesen Teil wie alle anderen externen anlagebezogenen Dienstleistungen behandeln, um die Kongruenz der gesamten Anlageoptionen beurteilen zu können.

Da eine Family Office Strategie die Werte, die Vision und den Vermögenszweck der Familie widerspiegeln sollte, muss das Investmentkomitee bei seinen anlagebezogenen Entscheidungen und Bewertungen, die Ziele und die Vision der Strategie mit konsistenten Risikoparametern in einem diversifizierten Portfolio in Einklang bringen. Das zugrundeliegende Management des Investitionsprozesses beinhaltet eine regelmäßige Bewertung der Investitionsstrategie und eventuelle Empfehlungen zur Anpassung der Risiko- und Ertragsvorgaben.

Der Governance Rahmen des Investmentkomitees wird auf die Bedürfnisse des Family Offices und die Komplexität und Grösse des verwalteten Vermögens zugeschnitten. Es gibt zwar keine Standardanzahl für Mitglieder, eine ungerade Anzahl ist allerding für die Entscheidungsfindung hilfreich. Es kann stimmberechtigte und nicht stimmberechtigte sowie permanente und gelegentliche Mitglieder geben. Neben den Rollen und dem erwarteten Verhalten sollten die Mitglieder des Komitees klare Richtlinien für den Entscheidungsprozess und die Dokumentationsanforderungen haben. Für die Auswahl und Überwachung der Investmentmanager sollten die Leistungsparameter und Ziele bereits in der Anlagestrategie definiert worden sein.

Der Governance Rahmen legt den Schwerpunkt auf die Aufgaben und Prozesse des Investmentkomitees. Er ist dabei vergleichbar mit einem Verhaltenskodex, der Loyalität, Objektivität und Handeln im besten Interesse der Familie, angemessene Kosten, Überwachung und Kontrolle, Vermeidung und Handhabung von Interessenkonflikten sowie das Verhindern von ungesetzlichen oder verbotenen Transaktionen sicherstellt. Richtlinien regeln dann den Prozess und das Vorgehen, einschließlich formaler Anforderungen für die Auswahl, Überwachung und Kontrolle der Investmentmanager.

Typische Fallstricke

In der praktischen Umsetzung der Governance lassen sich häufig zwei typische Fallstricke beobachten: Dominanz der Familie und formale Überlastung. Ein Investmentkomitee benötigt die delegierte Autorität, um die Anlagestrategie umzusetzen. Obwohl die Familie ein aktives Interesse an den Aktivitäten des Komitees haben soll und muss, kann es heikel sein, wenn Familienmitglieder formale Rollen einnehmen. Dies kann die Objektivität der anderen Mitglieder des Komitees beeinträchtigen und sogar die potenzielle Haftung verwässern, wenn die Dinge schief laufen sollten. CEOs von Single Family Offices sind oft eine solide Alternative mit Investment Fähigkeiten, um ein solches Mandat auszuführen und die Vertretung der Familie sicherzustellen. Sollte man die Teilnahme eines Familienmitglieds für unerlässlich halten, könnte eine Mitgliedschaft ohne Stimmrecht das Problem lösen.

Der Governance Rahmen sollte prägnant und klar sein, mit Richtlinien und Prozessen, die es dem Investmentkomitee ermöglichen, seine Ziele und Pflichten zu erfüllen, anstatt die Ausführung übermässig zu komplizieren und Formalitätsblockaden zu verursachen. Nicht alle Prozesse und Verfahren führen vom ersten Tag an zum perfekten Ergebnis, und man sollte einen gewissen Spielraum für Verbesserungen zulassen. Die Rechts- oder Compliance Beauftragten des Family Offices können als nicht stimmberechtigte Mitglieder die Gestaltung des operativen Rahmens unterstützen. Das Ziel ist ein überschaubares Prozessgerüst, das strikt befolgt wird, um konsistente Ergebnisse zu erzielen.

Auswahl der Mitglieder

Die Mitglieder des Investmentkomitees müssen nicht ausschliesslich Investmentexperten sein, obwohl ein gründliches Verständnis der Finanzmärkte von Vorteil ist. Die beiden wichtigsten Anforderungen sind die Bereitschaft, eine objektive Position einzunehmen und das Interesse der Familie an erste Stelle zu setzen, um ihr Vermögen zu schützen. Wie bereits erwähnt, können Single Family Office CEOs, die in der Regel Erfahrung mit Finanzanlagen haben, eine entscheidende Rolle spielen und den Vorsitz des Komitees übernehmen. Berater, denen die Familie vertraut, können als nicht stimmberechtigte Mitglieder ernannt werden, um ein zusätzliches Maß an Kontrolle zu gewährleisten. Die Mitglieder des Investmentkomitees sollten ihre Pflichten, Verantwortlichkeiten und potenziellen Haftungen in Dienstleistungsvereinbarungen anerkennen. Das Festlegen objektiver Kriterien für die Zusammensetzung und Ernennung des Komitees vermeidet die Abhängigkeit von Schlüsselpersonen, erleichtert die Nachfolgeplanung und gewährleistet den laufenden Betrieb.

Die Tagung des Investmentkomitees

Die Häufigkeit der Tagungen hängt von der individuellen Situation des Family Offices ab, allerdings ist ein Minimum an vierteljährlichen Zusammenkünften ratsam. Bei komplexeren Portfolios können monatliche Tagungen erforderlich sein. Das Investmentkomitee benötigt jeweils qualitativ hochwertige Daten und Informationen, um die jüngsten Ergebnisse im Vergleich zu Benchmarks und Strategiezielen auszuwerten. Zu diesem Zweck sollte das Family Office eine detaillierte Datenaufbereitung vornehmen. Es stellt Performancedaten, Hintergrundinformationen wie Investmentmanagerwechsel, historische Daten und alle anderen Informationen zur Verfügung, die das Investmentkomitee für seine Beurteilung der spezifischen Strategieausführung, Performance, Qualität und Dienstleistungskosten benötigt. Die Parameter der jeweiligen Anlagestrategie bestimmen den Umfang und die Granularität der Informationen zur Durchführung der laufenden Überprüfung. Damit stellt das Family Office die Konsistenz der Daten für die Beurteilung der tatsächlichen Ergebnisse im Lichte der Strategie Benchmarks sicher. Diese Daten sind letztendlich ausschlaggebend für die Entscheidungsfindung des Investmentkomitees auf der Grundlage korrekter, angemessener und vollständiger Informationen. Es dokumentiert alle seine Erkenntnisse und Maßnahmen und berichtet der Familie regelmäßig über seine Entscheidungen und Empfehlungen.

Mit der Dokumentation aller relevanten Aktivitäten entlang des Investmentprozesses baut das Single Family Office einen umfassenden Datenpool für die unabhängige Überprüfung des Prozessmanagements auf. Diese Informationen ermöglichen es sachverständigen Dritten, die Einhaltung der Richtlinien und Prozesse des Investmentkomitees sowie die Qualität der Umsetzung der Anlagestrategie, der Überwachung und der Kontrolle zu überprüfen und zu bewerten.

Zusammenfassend

Vor dem Hintergrund der obigen Ausführungen bleibt das entscheidende Element im Rahmen der Investitionen des Single Family Offices die Anlagestrategie. Es empfiehlt sich, einen besonderen Schwerpunkt darauf zu legen, bevor das Modell für die Umsetzung entworfen wird. Das Family Office Investment Komitee hat dann den Auftrag, die Anlagestrategie umzusetzen und ihre Ausführung zu überwachen und zu kontrollieren. Es stellt die Kohärenz mit den Zielen und Vorgaben, den Parametern für das Risikomanagement, den Richtlinien für die Anlageklassen, der Anlageallokation, den Grundsätzen für die Auswahl der Investmentmanager und einem strukturierten Überprüfungs- und Kontrollprozess sicher. Je nach individuellen Gegebenheiten können seine Funktionen vollständig ausgelagert werden, wobei ein robuster und disziplinierter Anlageprozess unverzichtbar bleibt.

Für den Erfolg des internen Investmentkomitees spielt das Single Family Office eine entscheidende Rolle bei der Datenbearbeitung. Vor allem, wenn es darum geht, alle relevanten Faktoren wie Renditen und Benchmarks, die Einhaltung der Anlageallokation, Kosten- und Risikolimits und weitere Informationen zu berücksichtigen, die zur Überwachung der Strategieumsetzung erforderlich sind.

Das Investmentkomitee ist ein Hüter des Familienvermögens und handelt im besten Interesse der Familie, wobei es Interessenkonflikte vermeidet und handhabt. Der Zweck und die Ziele der Anlagestrategie leiten alle seine Aktivitäten. Es berichtet regelmässig und umfassend an die Familie und sollte dabei auch einschätzen, ob die Strategie den Bedürfnissen der Familie gerecht wird und allenfalls Verbesserungen notwendig sind. Schließlich bieten Revisionen durch unabhängige Sachverständige zusätzliche Kontrolle und Sicherheit für die Familie.


Markus Schwingshackl ist Rechtsanwalt und Gründer der Boutique Rechtsanwaltskanzlei Centro LAW (www.centrolaw.ch) in Zürich und unterstützt internationale VermögensinhaberInnen, UnternehmerInnen und ihre Familien bei der Navigation durch die Komplexität von Family Offices, Wealth Planning, Estate Planning und Wealth Management.

Rechtsanwaltskanzlei Centro LAW: www.centrolaw.ch

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Quelle: LinkedIn

Foto: www.iStock.com/aleksandargeorgiev

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