Vom 5. bis 6. November findet das internationale Family Office Forum in Zürich statt. Der unabhängige Branchenexperte Markus Hill wird dort eine Paneldiskussion mit Entscheidern von Family Offices über den Themenkomplex Asset Management, Asset Allocation und Due Diligence moderieren. IPE Institutional Investment-Chefredakteur sprach mit ihm über aktuelle Themen, die auch vor dem Hintergrund der Veranstaltung bei Family Offices verstärkt diskutiert werden.
IPE Institutional Investment: Herr Hill, welche Themen werden Sie in Ihrem Panel in Zürich diskutieren?
Hill: Der Themenbereich Asset Management, Asset Allocation und Due Diligence wird behandelt. Ich möchte an diese Stelle der endgültigen Fragestellung, auch mit Rücksicht auf die Panelisten, nicht vorgreifen. Im Vorfeld habe ich unabhängig von der Panelfragestellung mit diversen Family Offices und anderen Marktteilnehmern bestimmte mögliche Themenkomplexe bezüglich Asset Allocation und Due Diligence diskutiert. Interessant war zum einen die Offenheit der Diskussion, zum anderen war ich erstaunt über die verschiedenen Facetten der Antworten. Da die Veranstaltung in Zürich international ausgerichtet ist, hatte auch mit ausländischen Branchenvertretern gesprochen. Mein Eindruck war, dass der Themenbereich „Grenzüberschreitendes Networking“ im Sinne von fachlichem Gedankenaustausch zwischen Family Offices stärker auf die Agenda rückt. Sozusagen das Thema: Was können wir voneinander lernen? Wo können wir kooperieren?
IPE Institutional Investment: Das heißt konkret?
Hill: Mehrfach wurde ich von Investoren gebeten, mehr in der Rolle eines „Neutralen“, gegebenenfalls in Interview oder Kommentar wiederholt auf einen scheinbar kritischen Trend hinzuweisen: Die Branche sollte vielleicht einmal nach kreativen Lösungen suchen, wie man den fachlichen Gedankenaustausch mit Entscheidern fördern kann, ohne dass sich einzelne Entscheider durch „aggressives Vertriebsgebaren“ bestimmter Sponsoren (Beispiel: O-Ton, Family Office in Süddeutschland) bedrängt fühlen. Dies kann auf Investorenseite dazu führen, dass auch fachlich hochwertige Veranstaltungen zum Teil nicht mehr besucht werden. Ein Phänomen, das nicht nur von Family Offices angesprochen wurde, auch Stiftungen und andere Investoren thematisieren diesen Sachverhalt häufig. Mein Eindruck ist, dass sich viele Produktanbieter bereits mit diesem Thema intensiv beschäftigen, da der Dialog vor Investor und Anbieter für beide Seiten fruchtbar sein kann.
IPE Institutional Investment: Sie sprechen seit vielen Jahren mit Fondsselektoren und Produktspezialisten aus verschiedenen Bereichen. Welche Rolle spielt bei der Veranstaltung in Zürich das Thema Family Offices und Produktanbieter?
Hill: Mein Eindruck ist, dass die Branche bei Events langsam verschiedene Segmente entwickelt. Veranstaltungen, wie zum Beispiel auch die IPE-Investorenfrühstücke, die stark einen Entscheiderfokus haben, treten neben Veranstaltungen die stärker einen Networking-Charakter für die Branche entwickeln. Bei der aktuellen Panel-Diskussion in Zürich dominieren stark die Entscheider auf der Bühne und im Publikum, diese wollen auf „Augenhöhe“ miteinander Fachthemen diskutieren. Ähnlich wie in Frankfurt, bietet Zürich einen guten Mix von „Entscheider“- und Branchentreff-Veranstaltungen. Beide Formate haben ihre Berechtigung, wichtig erscheint mir, dass Transparenz gewährleistet wird.
IPE Institutional Investment: Welche Themenbereiche werden in Zürich noch diskutiert? Was erscheint Ihnen zusätzlich interessant?
Hill: Einen genauen Themenüberblick kann man bei der Agenda im Internet entnehmen. Es gibt verschiedene Themenstränge. Die internationale Ausrichtung der Veranstaltung sticht hervor, der Veranstalter hat in Deutschland schön ähnliche Events erfolgreich durchgeführt. Ich nehme verschiedentlich an Veranstaltungen dieser Art teil, national und international, man vergleicht verschiedene „Event-Designs“. Um es kurz zu halten: Family Offices aus den verschiedensten Ländern diskutieren Themen wie Asset Allocation, Due Diligence, Real Assets, Social Impact Investing, Risikomanagement und Co. Erfreulich ist für mich ist, dass man dort wieder bestimmte Branchenkollegen wiedertrifft. Dr. Thorsten Querg vom FOCAM, der Teilnehmer meines Panels beim FundForum International in Monaco war (Themen u. a.: Fondsboutiquen, Selektion, Markteintritt Deutschland etc.) wird beispielsweise ein Panel mit dem Titel: „How do German Family Offices invest in Germany?“ moderieren. Das macht Freude.
IPE Institutional Investment: Welche Themen beschäftigen Sie sonst noch zurzeit?
Hill: Neben üblichen „Product Scouting“-Aktivitäten beschäftige ich mich derzeit zum Beispiel verstärkt mit den Themenkreisen Fondsboutiquen, Unabhängigkeit und Real Assets (Infrastruktur etc.). Dies führt auch dazu, dass man mit Kapitalanlagegesellschaften wie Universal Investment, Hauck & Aufhäuser aber auch mit Häusern wie DWS und Union Investment sprechen sollte, nur als Beispiel. Interessant erscheint mir, dass es wie im Bereich der Fondsboutiquen viele weniger transparente Bereiche und „positive Grauzonen“ in diesen Feldern gibt. Bei Investorengesprächen fällt mir immer wieder auf, wer wen nicht kennt und wer mit wem, obwohl eine große Lösungskompetenz vorhanden (Produkte oder Dienstleistungen wie Consulting) wäre, nicht spricht. Kein böser Wille auf beiden Seiten, die „Inseln des Nichtwissens“ finden halt schwer zueinander. Im Extrem: Asset Manager finden nicht zum Investor oder Investor tut sich in Teilen schwer, Real Asset-Projekt voranzutreiben, weil internes Know-how noch durch externes Know-how ergänzt werden müsste (Beispiel „Renewables“: Fondskonzept, Projektmanagement, Evaluierung etc.). Ein Sachverhalt, den Sie vielleicht auch aus Ihrer journalistischen Erfahrung her kennen. Durch Recherche bei Artikeln und durch die vielen Investorenfrühstücke sehen vielleicht auch Sie oft die „roten Fäden“ zwischen Gebieten und Akteuren in der Branche, die für andere nicht direkt offensichtlich erscheinen.
IPE Institutional Investment: Vielen Dank für das Gespräch.
Quelle: www.institutional-investment.de
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