Vom 11. bis 13. Juni findet zum dritten Mal das FundForum International in Berlin statt. Der unabhängige Branchenexperte und IPE Institutional Investment-Autor Markus Hill moderiert dort auch in diesem Jahr wieder eine Paneldiskussion. Mit Entscheidern von Family Offices diskutiert er über den Themenkomplex Asset Management, Due Diligence in Verbindung mit den Themenbereichen ESG, Impact Investing und Asset Allocation. Ebenfalls wird er im am 19. Juni ein Panel mit Family Office-Vertretern in Frankfurt bei der diesjährigen funds exellence moderieren. Auch hier werden die Themenkreise Asset Management, Risikomanagement und Portfoliomanagement-Knowhow in der Praxis diskutiert. Bereits im April diesen Jahres moderierte er eine Veranstaltung mit Professor Dr. J. Carlos Jarillo („Strategische Logik – Die Quellen der langfristigen Unternehmensrentabilität“) zu dem Themenkomplex Value Investing und Private Equity, bei der ebenso einer der zentralen Diskussionspunkte der Ownership Approach bei Fondsboutiquen und Family Offices diskutiert wurden. Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit ihm über diese aktuellen Themen, deren Verbindung und über Themengebiete, die auch vor dem Hintergrund der vorangegangenen oder zukünftigen Veranstaltungen bei Family Offices und Asset Managern verstärkt diskutiert werden könnten.
IPE Institutional Investment: Im Juni werden Sie Ihre Paneldiskussion zum Thema Family Offices und Due Diligence im Asset Management-Bereich in Berlin und Frankfurt moderieren. Welchen Themenkreis sprechen Sie dieses Jahr in Berlin an und wer sind die Teilnehmer?
Hill: Das FundForum International findet dieses Jahr das dritte Mal in Berlin statt. In den drei vorherigen Jahren hatte ich Panels mit Fondsselektoren in Monaco moderiert. Wie in den letzten Jahren werden wieder die Themen Due Diligence, Managerauswahl und Produktauswahl angesprochen. In 2017 wurden Themen wie Impact Investing, Fondsboutiquen und Co-Investments sowie der Themenkreis Club Deals diskutiert. Anzumerken an dieser Stelle ist, dass sich die Diskussion immer stärker wegbewegt von reinen liquiden Produkten auch hin zu mehr illiquiden Ansätzen, bis hin zu Direktinvestments. Ich sage dies vor dem Hintergrund, dass das FundForum eigentlich weltweit eine der größten Veranstaltungen im Fondsbereich ist, der liquide Fonds abdeckt. Dieses Aufweichen der Produktwelten nehme ich schon seit Jahren wahr. Vor diesem Hintergrund werden wir auch in diesem Jahr wieder Themen wie Due Diligence, ESG, SRI sowie Impact Investing ansprechen. Das Spannungsfeld hier ist insofern interessant, dass sich sehr viele Punkte gemeinsam diskutieren lassen. Wie wähle ich ein liquides Produkt aus? Wie wähle ich eine illiquide Struktur aus, wie ein Direktinvestment? Wo bestehen hier Gemeinsamkeiten im Prozess, wo liegen Unterschiede? Was sind die Konsequenzen für die Asset Allocation? Fairerweise sollte man auch sagen, dass sich in den Bereichen ESG und SRI, auch Impact Investing, viele Produktselektoren selber in einem Suchprozess befinden. Bis hin zu der Frage: Reden wir über Modethemen oder Mainstream? Über die die Diskussion mit Thomas Rüschen (Deutsche Oppenheim Family Office AG), Antje Biber (Feri Trust), Christoph Kind (Marcard, Stein & Co.) und J. Christian Stadermann (Logos Patrimon) freue ich mich.
IPE Institutional Investment: Welche Themen werden Sie nach dem FundForum in Berlin auf dem Panel in Frankfurt am Main bei der funds exellence behandeln? Wer wird mit Ihnen im Kap Europa diskutieren?
Hill: In Frankfurt werden wir Themen wie Portfolio Management, Risikomanagement, Produktauswahl und Transparenz diskutieren. Konkret wird die Fragestellung in die Richtung gehen: Sind Family Offices die besseren Asset Manager? Natürlich eine plakative Darstellung, wohl wissend, dass der Anspruch zu „total“ erscheint. Aber an dem Thema lässt sich zumindest strukturiert diskutieren, was die Erwartungen von Kunden an gutes Portfolio Management liegen. Auch der Punkt, ob Family Offices – Pro und Contra – eigene Produkte einsetzen können und sollten für Kunden. Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteil von „Skin-in-the-Game“ bei Family Offices? Generell geht es auch darum, wie man Erwartungshaltung Portfolio Manager / Kunde betreibt, wie Produkte ausgewählt werden und natürlich werden wir auch über Fondsboutiquen sprechen. Ownership-Approach, Family Offices und unabhängige Vermögensverwaltung – hier gibt es immer wieder gemeinsame Schnittstellen in der Diskussion. Ein interessanter Punkt, noch nicht abgestimmt, könnte sein: Wie werden Family Offices auf interessante unabhängige Adressen aufmerksam? Aber ich möchte an dieser Stelle der Diskussion nicht vorgreifen. Es ist mir auch immer wichtig, dass sich die Panelisten mit den Themen wohl fühlen. Teilnehmen in Frankfurt werden Beat Guldimann (Barometer Capital Management), Dr. Dirk Rüttgers (Do Investment AG), Matthias Jörss (Landert), Christoph Weber (WSH Deutsche Vermögenstreuhand GmbH) und Cyrus Moriabadi (Martagon Family Office AG) sein.
IPE Institutional Investment: Von den Themen der oben angesprochenen Panels ausgehend, sehen Sie noch weitere Punkte, die diskutiert werden könnten?
Hill: Die Zeit bei solchen Panels ist sehr begrenzt. Oft ergibt sich ein konstruktives Streifen von Themenfeldern, so richtig in die Tiefe gehen kann man dort nicht. Meiner Ansicht nach ist das auch nicht der Sinn und Zweck solcher Veranstaltungen, man würde diese mit diesem Anspruch überfordern. Ich habe in den letzten Jahren eine Vielzahl von Panels mit Family Office-Vertretern moderiert und auch recht häufig Feedback für Fondskonzepte von solchen Adressen eingeholt. Das spannende für mich ist in der Regel der Gedankenaustausch auf fachlicher Ebene mit den Panelisten, vor dem Panel, oder häufig danach. Mir ist aufgefallen, dass auf der Family Office-Seite eine große Menge von Know-how vorliegt. Man geht dort zumeist sehr bedachtsam und vorsichtig bei der Auswahl von Produkten, Managern und Ansätzen vor. Oft findet man hier auch eine sehr angenehme, sympathische Form von Demut vor. Was meine ich damit? Es wird oft offen zugegeben, dass man in manchen Gebieten nicht alles abdeckt. Viele der Vertreter im Bereich der Produktauswahl müssen verschiedene Bereiche für den Prinzipal abdecken, in diesem Fall ist dies natürlich im Bereich der Single Family Offices stark ausgeprägt. Oft wird nicht isoliert an die Auswahl von Zielinvestments herangegangen. Im Sinne von: Es schadet nicht, über den Tellerrand hinauszusehen. Liquide Fonds, AIFs, sonstige Verbriefungsformen aber auch Direktinvestments werden nicht als völlig voneinander getrennte Bereiche angesehen. Auch der Bereich Club Deals oder Co-Investments ist weniger eine technische Fragestellung sondern häufig eine Frage von Vertrauen, Kompetenz und Kommunikation. Visibilität und Kommunikation erscheinen mir hier als eine wichtige Stellschraube zur Optimierung bei der Auswahl von Investments. Viele der Family Office-Vertreter bekommen nicht sehr gerne Anrufe vom Produktvertrieb. Das Gesprächssetting erscheint auf dem ersten Blick nicht optimal. Eine Company (Anbieter), eine Produktlinie – am Schluss verengt sich die Situation auf Kaufen oder Nicht-Kaufen. Es kann der Eindruck entstehen, dass man als Family Office-Vertreter hier als Mittel zum Zweck betrachtet wird, viele Leute mögen dies nicht. Natürlich, man kann das auch so sehen, dass man nicht so empfindlich sein sollte oder dass man hier eine professionellere Sicht haben sollte. Was hierbei vielleicht manchmal vergessen wird ist, dass auch der Vertreter auf der Investorenseite es auch schätzt, wenn er vom Gegenüber Mehrwertinformationen erhalten kann. Mein Eindruck aus vielen Gesprächen, nicht nur bei Family Offices ist, dass viele dankbar für Hinweise zu neuen Managern sind, sich gerne in laufenden Ausschreibungen viele verschiedene Produktansätze ansehen. Gerade im Bereich Fondsboutiquen staunt man immer wieder darüber, in welcher Informationsblase wir uns in unserer Industrie bewegen. Unabhängig davon, wie viel oft bei Fondsboutiquen die Werbeschiene gefahren wird: PR, Events, Mailings – ein großer Anteil der Werbung, außer bei den Adressen mit sehr großem Marketingbudget, scheint bei den Selektoren nicht oder nur in kleinen Teilen anzukommen. Ich bin oft verwundert, welche guten Adressen im Boutiquenbereich da nicht auf dem Radar sind, obwohl diese sich eigentlich für eine weitere vertiefte Prüfung qualifizieren würden. Ein möglicher Grund hierfür, eine Vermutung: Ökonomie der Aufmerksamkeit auf Selektorenseite, kaum Vernetzung der Boutiquenvertreter mit der Investorenseite – vielleicht noch kombiniert mit dem Faktor „Geiz-Marketing-Ansatz“. Um es auf den Punkt zu bringen, meine Erfahrung aus vielen direkten Gesprächen mit Produktentscheidern ist eher die, dass diese dankbar sind für einen Marktüberblick und Hinweisen zu interessanten Ansätzen. Wobei man hier ehrlich sagen sollte, dass ein Sich-ansehen von Ansätzen von Produkten und Ansätzen nicht bedeutet, dass sofort ein Ticket vom Investor gezeichnet wird. Gerade bei der Seed Money-Suche beziehungsweise bei sehr neuen oder klein-volumigen Boutiquenansätzen muss man sozusagen viele Frösche küssen. Es gibt da Fankreise, aber es dauert, bis man viele von diesen Fans im direkten Gespräch identifiziert hat. Interessanterweise erhalte ich häufig umgekehrt fachlich sehr interessanten Input aus den Gesprächen. Allein schon aufgrund der vielen Diskussionen bei Fondskonzept-Checks werde ich sehr häufig auf Mitbewerberkonzepte hingewiesen. Dies verhindert oft, dass man das Rad neu erfindet.
IPE Institutional Investment: Gibt es noch andere Themenfelder, mit denen Sie sich derzeit intensiver beschäftigen?
Hill: Aus meinen Moderationen bei Veranstaltungen mit Prof. Dr. J. Carlos Jarillo ist mir über die Jahre immer mehr bewusst geworden, dass ein zentrales Element bei der Beschäftigung mit den Themenkreisen Family Offices, Fondsboutiquen und Value Investing die Langfristdenke ist. Family Offices und unabhängige Vermögensverwalter leben diesen Gedanken überzeugend. Diese Langfristdenke steht oft auch noch in Verbindung mit dem Ownership Approach. Viele der Unabhängigen haben eigenes Geld in den Fonds und viel eigenes Know-how eingebracht. Ich würde den Skin-in-the-Game-Faktor noch erweitern um den Einsatz von Reputation und Arbeit, die viele diese Adressen in ihr Lebenswerk einfließen lassen. Die meisten dieser „Künstler“ lieben das, was sie tun. Jemand, der solche Risiken eingeht – eigener Name mit Produkt verbunden, möglicherweise noch eigenes Geld investiert, fortwährend eigene Arbeitszeit eingesetzt – denkt wirklich langfristig. Dies trifft auch auf Family Offices zu, die eigene Produkte anbieten. Aufgrund dieser Denke beschäftige ich mich immer stärker mit den Themen Nachhaltigkeit, SRI, ESG und Impact Investing. Ich weiß, dass diese Themen in Teilen als Mode betrachtet werden, in Teilen aber auch etabliert sind und vermehrt auf Interesse bei Investoren treffen. Wenn man sich viel mit dem Bereich Small- und Mid Caps im Bereich Fondsboutiquen und Value Investing beschäftigt, entdeckt man ähnliche Felder von Kompetenz bei „Nachhaltigkeitsprodukten“. Rating, Auszeichnungen, Zertifizierungen sind eine Facette. Am Schluss kommt aber auch ein Fondsmanager im Nachhaltigkeitssegment nicht daran vorbei, dass er auch auf der Mikroebene seine Hausarbeiten machen muss, um gute Performance-Ergebnisse zu erzielen. Auch im Bereich Impact Investing wird viel daran gefeilt, welche Personen und Know-how mit welchen Investments verknüpft werden. Auch auf lange Frist wird man hier nicht daran vorbeikommen, ordentliche Performance zu erwirtschaften. Die meisten Fondsinitiatoren, die ich kennengelernt habe, kommen von professioneller Seite und wollen nicht einen weiteren Charity-Sektor promoten. Ich habe selber VWL studiert – eher ein fundiertes Politikstudium, hätte nie in dem Bereich arbeiten wollen. Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht betrachtet erscheint mir die Langfristdenke im Investmentbereich angenehm gemeinwohlorientiert. Es gibt auch einige „Schatten“ im Nachhaltigkeitsbereich. Gegenwärtig spreche ich einfach aus fachlichem Interesse mit diversen Anbietern und Investoren in diesem Segment. Dieses wird noch längere Zeit brauchen, um stärker in den Fokus der Investoren zu gelangen. Interessant erscheint, dass es jetzt Rückenwind über die Regulierungsseite zu geben scheint. Die Tatsache, dass viel über dieses Segment in der Presse geschrieben wird muss keinesfalls bedeuten, dass hier immer schnell investiert wird. Es gilt, was ich oben angeführt habe: Auch hier sind viele kleine, interessante Adressen oft nicht auf dem Radar der Investoren. Dies gilt übrigens für liquide Fondskonzepte, AIFs und auch bei Direktinvestments, zugegebenermaßen trifft dies auch auf den Bereich der klassischen Investmentkonzepte ohne Nachhaltigkeitsausrichtung zu. Startups, Venture Capital, Private Equity etc. – viele Leute sprechen über lange Zeit nicht mit vielen Leuten bei ähnlichen Interessenlagen, was zu bedauern ist. Alles vielleicht nur aufgrund einer Krankheit unserer Zeit: Information Overflow!
IPE Institutional Investment: Vielen Dank für das Gespräch.
Quelle: www.institutional-investment.de
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