Sprachen können Brücken bauen, Sprachen können trennen: Eine Erkenntnis, die man häufig auch im Bereich Vermögensverwaltung gewinnen kann. Fachzeitschriften, Fachpresse und Fachleute sprechen nicht immer die Sprache, die für die gewünschte Zielgruppe passend erscheint. Viele Stiftungen haben Anlagebedarf, viele Stiftungen besuchen Fachveranstaltungen und suchen den Austausch mit Branchenexperten. Private Vermögensverwalter könnten gute Ratgeber und Produktlieferanten für viele Stiftungen sein – warum tun sich beide Parteien manchmal etwas schwer bei der Gründung einer längerfristigen Partnerschaft?
Kommunikationsebene – Interessen und Langfristcharakter
Stiftungen und Vermögensverwalter sollten in der Regel vorrangig langfristig denken. Die Stiftung, weil Sie den Stiftungszweck erfüllen möchte, der Vermögensverwalter möglicherweise, weil er eine unternehmerische Vision verfolgt, die an seine Person bzw. Organisation gebunden ist. Eigentümergeführte Unternehmen denken in der Regel nicht in Quartalen. Ähnlichkeit der Interessen bedeutet jedoch nicht, dass die Stiftung alle Probleme im Bereich Asset Management toleriert. Wie im Bereich der Beratung muss der Vermögensverwalter zum Klienten (Stiftung) passen. Gerade bei kleineren Stiftungen (Vermögen ab 0,5 Mio. Euro und aufwärts) kommt oft die Anlage in sogenannte Vermögensverwaltende Ansätze in Form von Publikumsfonds in Frage. Transparenz über Ansätze und Performance sind hier gegeben und sind ein Entscheidungsparameter neben den sogenannten weichen Faktoren. Die Produkttransparenz bei Publikumsfonds ist eine gute Voraussetzung dafür, dass Berater, Kunde und Produkt zueinander finden sollten.
Mögliche „weiche“ Kriterien für Vermögensverwalterauswahl
Gerade viele kleine bis mittelgroße Stiftungen haben Interesse an persönlicher, maßgeschneiderter Beratung. Kern der Unzufriedenheit mit der aktuellen Beratung kann beispielsweise im Bankbereich sein, dass die Tatsache der kostengünstigen bzw. kostenneutralen Beratung auf Aufsetzung einer Stiftung nicht einhergehen muss mit der Lieferung „begeisternder“ Performance in der Vermögensverwaltung. Es sei dahingestellt, ob ein Anlageberater jederzeit die richtige Wahl bei Anlageprodukten trifft. Wünschenswert erscheint zumindest, dass ihm die richtigen, für die Erfüllung des Stiftungzwecks geeigneten Produkte angeboten werden. Direkte Feedbackgespräche mit Stiftungen lassen vermuten, dass auch in diesem Bereich Optimierungspotential besteht.
Es braucht Zeit, den richtigen Vermögensverwalter zu finden. Drei einfache Fragen an den Vermögenswalter durch die Stiftung könnten hilfreich sein beim Erstgespräch:
a) Hat er Interesse, auch „kleinere“ Summen zu verwalten?
b) Hört er zu, präsentiert nicht sofort ein Produkt?
c) Interessiert er sich für Mittelverwendung und Projekte der Stiftung?
Interesse, Verständnis und Mehrwert bei Vermögensverwaltern
Die Anlagevolumina bei Stiftungen stellen einen kritischen Faktor für die Beratungsqualität dar. Vermögensverwalter wie auch Banken müssen wirtschaftlich denken. Es ist verständlich, wenn manche Anbieter oft Standardlösungen anbieten. Dies muss keineswegs an den Bedürfnissen von kleinen und mittelgroßen Stiftungen vorbeigehen. Was jedoch nicht passieren sollte, ist zum Beispiel die fortwährende „Bombardierung“ des Anlageentscheiders bei der Stiftung mit einer großen Anzahl von Produktvorschlägen, die sich gegebenenfalls im Nachhinein als unpassend erweisen. Weniger ist hier oft mehr. Auseinandersetzung mit Stiftungszielen, mit dem Thema Ausschüttungen und vielleicht auch mit Themen wie Sponsorengewinnung können den Dialog mit der Stiftung für den Vermögensverwalter interessant machen. Einige Unabhängige bieten sogar den Service, für die Sponsorengewinnung für Stiftungszwecke mittelbar oder unmittelbar Unterstützung zu leisten – ein echter Mehrwert gegenüber reinem Produktverkauf.
Informationen – Kapitalanlagegesellschaften, Verbände und „Netzwerke“
Auf einer Stiftungsveranstaltung von einer Vielzahl von Produktanbietern umworben zu werden, kann Vorteile bieten – oder nur zu einem Zufallsergebnis bei der Auswahl des Beraters führen. Erste Anhaltspunkte zur Identifikation von Vermögensverwaltern für „kleine“ Stiftungsvermögen können Kapitalanlagegesellschaften wie Universal-Investment, IP Concept oder AmpegaGerling sein. Einen guten Überblick über Berater findet man auch beim Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. – ebenso wie bei unabhängigen Journalisten, Consultants und vielen anderen Marktteilnehmern, die intensiv den fachlichen Dialog mit Vermögensverwaltern suchen. Ein nicht-vertriebsgetriebener Gedankenaustausch führt oft zu interessanten Erkenntnissen.
Fazit
„Kleine“ Stiftungen haben ein Interesse an Know-how und Beratung durch unabhängige Vermögenverwalter. Vielleicht ergibt sich aus dem oben Gesagten langfristig gesehen eine Art von optimiertem Entscheidungsprozess, damit es nicht heißen muss: „Sie waren wie die Königskinder, sie fanden nicht zueinander“.
Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de
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