Kommentar: Family Offices, Club Deals und Fondsauflage

„Eine Kette bricht immer am schwächsten Glied“ – viele Vorhaben in der Investmentindustrie lassen sich mit dieser einfachen Aussage charakterisieren. Sobald Projekte geplant werden, spielen Faktoren wie Personal, Netzwerke und Kapital eine Rolle, bei der am Schluss die Diskussion um Engpässe beginnt. Ob bei Club Deals im Family Office-Bereich oder bei der Fondsauflage, bei der über Family Offices hinaus noch viele andere Initiatorengruppen aktiv sind – die Diskussion bleibt oft ähnlich: Bewege ich mich in traditionellen „Pfaden“ oder suche ich nach Optimierungsmöglichkeiten beim Vorantreiben der Projekte? Neue Fachleute? Neue Ideen? Neue Investoren? Fragen, die zum Teil oft intensiv diskutiert werden bei den handelnden Akteuren. Gibt es eine optimale Vorgehensweise in diesem Bereich?

Club Deals, Netzwerk und Kosten

Viele Family Offices und HNWIs nutzen die Möglichkeit, aus ihrem eng definierten Netzwerk heraus Direktinvestments zu tätigen. Betrachtet man die Organisation eines solchen Vorhabens als ein Projekt, so findet man viele erfolgreiche Investmentprojekte dieser Art im Markt. Der Vorteil ist, dass sich zum Beispiel die handelnden Akteure kennen und Vertrauen zueinander haben. Zu unterschätzen ist nicht, dass man bei dieser Vorgehensweise auch im Bereich der Kostenstruktur attraktive Konstruktionen wählen kann. Die Private Equity-Branche muss sich hier dem Wettbewerb stellen.

Ein Wermutstropfen bei den angesprochenen Club Deals von qualitativ und fachlich gesehen hochwertigen Investoren kann sein, dass oft viel Optimierungspotential verschenkt wird. Bestehende Deal-Teams entstehen oft aus gewachsenen Verbindungen, die für sich allein gesehen nicht zu kritisieren sind. Zu bedauern ist es, dass man häufig viele gute Investoren trifft oder sich fachlich sehr befruchtend mit diesen austauschen kann, diese aber leider nichts von den anderen Investoren erfahren haben, obwohl hier in vielen Fällen ein gutes Master-Team entstehen könnte. Lösungen in diesem Bereich für die Branche zeichnen sich zum Teil ab, glücklicherweise. In bestimmten Fällen haben bestimmte Arten von neutralen Multiplikatoren im Markt diese Funktion übernommen.

Fondsauflage und Fondsinitiatoren

Verschiedentlich findet man Fondsinitiatoren, die sozusagen den eigenen Fonds als Projekt planen. Ganz bewusst spricht der Autor an dieser Stelle nicht von den vielen erfolgreichen Fondsprojekten in der Branche, da diese wohl scheinbar aus eigener Kraft bzw. aufgrund optimal aktiviertem „Netzwerk“ und vielleicht Kapitalausstattung, siehe oben angeführte Investorengruppe, erfolgreich waren. Ein großer Teil dieser potenziellen „Fondsmanager“ mit nicht-optimaler Anfangsausstattung für ein optimales Fondsauflageprojekt laufen zunächst Häuser wie Universal Investment, Ampega oder Hauck & Aufhäuser etc. an, um erste Informationen über den Bereich Private Label Fonds einzuholen. Eine Großzahl des Projekts scheitert hier schon „glücklicherweise“, wenn die Kapitalanlagegesellschaften eine gute Aufklärung des Kunden betreiben.

Im Vorfeld des Vorhabens wird oft schnell genug klar, dass Qualität des Management und des gegebenen Personals mit hoher Wahrscheinlichkeit im Wettbewerb der Fondswelt nicht bestehen können. Zumeist stehen diese beiden Engpässe oft noch im Zusammenhang mit einem Mangel an Budget, um das eigene Fondsprojekt über längere Zeit zu begleiten.

Glücklich ist der Fondsinitiator, der früh genug die Notbremse ziehen konnte. Bedauernswerter erscheinen die Kandidaten, die sehr viel Aufwand bei der Auswahl der angeblich „optimalen“ Kapitalanlagegesellschaft einsetzen und während dessen Monat um Monat (bis hin zu Jahren) kaum oder keine Gespräch mit echten potentiellen Investoren führen. Diese Art von Projekten gibt es in großer Anzahl im Markt. Diese erinnern oft an das Bild des scheinbar genialen Malers, der sich lange Zeit um öffentliche Ausstellungen „drückt“. Gerade dieses Praxis-Feedback wäre zu Beginn des Fondsprojekts sehr wertvoll, weil grundlegende Fehler in diesem Prozess vielleicht noch korrigiert werden könnten. Der technisch perfekt konzipierte Fonds beginnt ohne Investoreninteresse im Sinne von Seed Money keine sehr vielversprechende Investmentgeschichte!

Ausblick – perfekte Lösung nicht in Sicht

Laut der Studie eines englischen Beratungshauses würde angeblich in „reichen Familien“ unzureichend kommuniziert. Einmal von einfachen Streitfällen abgesehen, kann dieser Mangel von Kommunikationskultur auch in der Investmentbranche in Teilen zu finden sein. Ein Grund kann sein, dass man „über-den-Tellerrand-sehen§ wenig schätzt, oft nicht mit schlechter Absicht, vielleicht eher unbewusst, da Alternativen kaum bekannt sind oder Zeit und andere Ressourcen fehlen. Natürlich kann es auch sein, dass aufgrund von Mangel an Budget auch externes Know-how nicht gefragt ist – Rechtsberatung, Consulting etc. Wobei hier anzumerken ist, dass externes Know-how oft nicht zwingend notwendig ist, mit etwas Kreativität können auch eigene Netzwerk- und Know-how-Quellen erschlossen werden können.

Club Deals, Fondsauflagen und andere Formen von „Projektarbeit“ können als Gegenstand die verschiedensten Verpackungen haben – geschlossene oder offene Fondsvarianten, Direktinvestments etc.: Optimierungspotentiale werden vielleicht im Bereich Kommunikation, Netzwerk und Know-how noch nicht völlig ausgeschöpft. Zukunftsweisend erscheint die Fragestellung, wie die Branche das Vertrauensproblem löst – wenn zum großen Teil Produktanbieter nicht als adäquate Ansprechpartner zum fachlichen Gedankenaustausch bei Investoren und Fondsinitiatoren akzeptiert werden – wie finden fachlich interessierte Marktteilnehmer Formate der Kommunikation, bei denen Vertriebsdenke im Hintergrund steht? Die verschiedensten Parteien im Markt scheinen gefragt zu sein: Presse, Produktanbieter, Investoren, neutrale Multiplikatoren im Markt. Wer kann Format liefern, die über „schnöden“ Produktvertrieb hinausgehen und Leute zusammenbringen, die sich eigentlich kennenlernen sollten, um die Gesamtbranche voran zu bringen?


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com

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