Family Offices, Vermögensverwalter und Stiftungen: Expertise, Dünger und Fundraising

„Geld gleicht dem Dünger, der wertlos ist, wenn man ihn nicht ausbreitet.“ (Francis Bacon). Stiftungen befinden sich derzeit in der interessanten Lage, im Niedrigzinsumfeld nach alternativen Anlagemöglichkeiten zu suchen. Dies schließt mit ein, nach alternativen Möglichkeiten zur Beratung bzw. Verwaltung ihrer Gelder Ausschau zu halten: Die Suche nach externem Know-how, Expertise, Netzwerk und ggfs. auch die Suche nach der Optimierung von Performancepotential. Gibt es Alternativen bzw. Ergänzungsmöglichkeiten zur gängigen Beratung von Stiftungen durch Hausbanken bzw. Banken? Welche „weichen Faktoren“ spielen beim Entscheidungsprozess eine Rolle?

Beratung und Performance

Viele Stiftungen werden von sogenannten Hausbanken beraten. Aufgrund der Historie, zum Beispiel Kontoverbindung und womöglich Beratung in der Gründungsphase der Stiftung, ist dieser Sachverhalt nachvollziehbar. Verschiedene Stiftungen stellen ab und an die Frage, ob in jedem Fall eine neutrale Beratung erfolgt oder ob nicht unter Umständen die Gefahr bestehen könnte, dass womöglich eine Fokussierung auf hauseigene Produkte erfolgt. Unabhängig von der endgültigen Beantwortung dieser Frage wird die weitere Dimension dieser Frage übersehen: Jeder Privatanleger und Institutionelle hat – konzerngebunden oder nicht-konzerngebunden – das Problem, dass die Portfoliomanagementgüte sich erst am 1.1. des Folgejahres genau analysieren lässt. Vielleicht führt diese Erkenntnis dazu, dass man sich mental etwas aus der Jagd nach dem „perfekten“ Portfoliomanager herausnehmen kann und eher beim Ausbau des Risikomanagements noch Optimierungspotentiale ausschöpft. Eine simple Erkenntnis aus diesem Prozess ist: Neben der Diversifikation im Bereich von Produkten, Assetklassen, Investmenstilen etc. kann auch eine Diversifikation im Beratungsbereich sinnvoll sein.

Family Offices

Viele Family Offices beraten erfolgreich Stiftungen. Der Vorteil ist, dass bei diesen häufig ein exzellentes Netzwerk hinsichtlich Know-how und Portfolio Management-Expertise zu finden ist. Der Nachteil ist, dass diese Adressen die Öffentlichkeit scheuen. Vielleicht auch aus dem Gedanken heraus, dass der bestehende Kundenstamm sichert, dass man nicht jedem Geschäft hinterher rennen muss. Verschiedene Häuser verfügen über einen guten Track Record, sei es in der Auswahl und Management von Einzelanlagen oder beim Management von eigenen, stiftungsgeeigneten Investmentfonds. Der Vorteil – entsprechende Stiftungsaffinität des Family Offices vorausgesetzt – kann unter anderem darin bestehen, dass die Hausphilosophie in der Regel ohnehin in Richtung Kapitalerhalt + x geht. Kapitalerhalt alleine reicht nicht, Ausschüttungen müssen erwirtschaftet werden – unter Berücksichtigung der Inflationsrate. Die Denke ist entscheidend: Kapital ist vorhanden, aus dem man noch lange Zeit Ertrag ziehen möchte, der Stiftungszweck soll mit Ruhe weiterverfolgt werden.

Vermögensverwalter – unabhängige Asset Manager („Fondsboutiquen“)

Hier empfiehlt es sich genau hinzusehen. Typische Fragen von geeigneten Kandidaten zur Zusammenarbeit sind:

*Berät der unabhängige Vermögensverwalter lediglich Privatkunden?
*Wie vermögend sind die Privatkunden im Durchschnitt?
*Vertreibt der Vermögensverwalter vorrangig eigene Produkte?
*Worin besteht Qualifikation und „Affinität“ zum Bereich Stiftungen?

Die ersten drei Fragen lassen sich in der Regel schnell klären. Schwieriger erscheint oft die Arbeit mit weichen Faktoren wie zum Beispiel „Stiftungungsaffinität“, Stiftungs-Know-how und Stiftungs-Netzwerk. Versteht der Vermögensverwalter über seine fachliche „Asset Management-Brille“ hinaus Gedankenwelt, Anliegen, Sorgen und Nöte des Entscheiders auf der Stiftungsseite? Fühlt er sich dort, neben „angemessener“ Portfolio Management-Leistung, gut aufgehoben?

Das Abtasten und Prüfen von den genannten mehr weichen Faktoren nimmt häufig Zeit in Anspruch. Herrscht Anlagedruck, dann erscheint der Zeitfaktor entscheidend: Schnelles Identifizieren von einem neuen, unabhängigen Berater, Kennenlernen, „Miteinander Warmwerden“ (Vertrauensaufbau), Praxisprüfung der Zusammenarbeit, Kontrolle der Ergebnisse – abschließendes Urteil: Mehrwert? Alternative zur Hausbank oder Ergänzung der Beratung der Stiftung durch den Vermögensverwalter? Sei es durch Ergänzung der Besetzung von fachlichen Gremien, Beiräten, sei es durch die Mandatierung bei Direktanlagemandaten und Fonds. Die Beschreibung dieses Prozesses beinhaltet auch die Erkenntnis, dass zu Beginn eine Entscheidung unter Unsicherheit vorliegt. Fairerweise kann man an dieser Stelle sagen, dass auch Vermögensverwalter von Stiftungen nach gründlicher Prüfung ausgewechselt bzw. durch „Zusatzkandidaten“ ergänzt werden können.

KAGen als Pool zur Identifikation von Fachexpertise

Viele der auf unabhängige Vermögensverwalter spezialisierten KAGen wie Universal-Investment, Ampega, Hansainvest und viele andere Häuser können erste Anhaltspunkte für Know-how bei Stiftungsfonds – bzw. bei Fonds die Stiftungseignung aufweisen (Mischfonds, Vermögensverwaltende Ansätze) – liefern. Auch beim Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e. V. (VuV) erhält man weiterführende Hinweise zum Gebiet der Vermögensverwalter und Stiftungen. Diese Vorrecherche hilft oft als einer von vielen Vorfiltern, um in den direkten Dialog mit den potenziell passenden Kandidaten zu gelangen. Idealerweise könnte es ja sein, dass der Manager (Fondsadvisor) mit einem guten Mittelaufkommen – ob im Fonds oder bei Direktmandaten – auch noch so gut vernetzt ist, dass der bei Stiftungen vielleicht sogar noch mittelbar oder unmittelbar beim Frundraising für einen guten Zweck zur Seite stehen könnte.

Exkurs: Fundraising und Niedrigzinsphase

Stiftungen leiden derzeit unter dem Niedrigzinsumfeld. In der Asset Management-Industrie gibt es nicht so häufig Neuigkeiten: Vor Jahren klagte man über Neuer Markt, Finanzkrise oder zu niedrige Aktienerträge. Allesamt für sich ein Umfeld, auf das man schwer über den mittelbaren Weg Portfoliomanagement Einfluss nehmen kann – der Blick in die Glaskugel erscheint schwer. In den Bereichen Marketing, Public Relations und Vertrieb (hier auch Fundraising) besteht unter Umständen der subjektive Eindruck, dass man durch den Einsatz zusätzlicher Intelligenz bei der Ansprache, sowie durch die Erhöhung der „Schlagzahl“ (Aktivität), direkt Mittel zusätzlich einwerben kann. Aus der Fondsindustrie gibt es viel Expertise die man nutzen könnte. Ob für einen Publikumsfonds Mittel eingeworben werden oder für einen guten Zweck Sponsoren überzeugt werden sollen – viel bei der Vorgehensweise ähnelt einander. Wenn sich diese Welten mehr annähern würden, könnten vielleicht noch Lösungen (im Sinne von „Mittelzuflüssen“ bei Stiftungen) entstehen, an die man derzeit noch nicht denkt. Synergien zwischen den Bereichen Fondsindustrie, Family Offices und Vermögensverwaltern bestehen durchaus. Vielleicht hat man als Externer einfach einen anderen Blick hierauf und hat andere Erfahrungen gemacht.

Ausblick: Triviale Lösungen – Teufel steckt oft im Detail

„Fiduciary Management“, „Asset Management Consulting“ oder „Trusted Advisory“ – wie auch immer man diese Beratungsleistungen nennt: Am Schluss geht es um Faktoren wie Unabhängigkeit, Know-how, Netzwerk, Performance und Vertrauenswürdigkeit. Eine weitere, oft unterschätzte Komponente besteht darin, dass der Stiftungsentscheider einen zentralen Ansprechpartner in seinen Belangen sucht, oft einen einfachen „Problemlöser“ und Kommunikator. Warum bedarf dies häufig besonderer Erwähnung? Weil es eine große Anzahl von Datenbanken, Internetseiten, Publikationen, Veranstaltungen etc. gibt, die in Kombination sehr wertvoll sein können für denjenigen, dessen Schwerpunkt in der Beschäftigung mit diesen Quellen liegt, zuzüglich Fachgespräche mit Berufskollegen. Viele Stiftungsentscheider leisten dies schon zum großen Teil. Wenn es einfach zu viel wird, Zeit gespart werden soll oder man vertrauenswürdige Sparringspartner braucht, kann der Weg über Externe in Einzelfällen sinnvoll sein. Seriöser Weise kann dies auch in bestimmten Fällen mit einer Minderperformance Hand in Hand gehen – wer sagt denn, dass der Premium Service Wealth Management und Private Banking in allen Fällen fortwährend die Auswahl des Jahresbesten im Asset Management garantieren kann? Zum Stichwort Erwartungsmanagement: Demut von Stiftungs- wie auch von Portfolio Manager-Seite erscheint an dieser Stelle angebracht!


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com

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