„Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst“ (Franklin Delano Roosevelt). Viele Stiftungsentscheider, aber auch andere Fachleute für den Bereich Fondsselektion, könnten diesen bewusst aus dem Zusammenhang gerissenen Satz des damaligen US-Präsidenten möglicherweise auf eine andere Weise verstehen: Die Auswahl von Stiftungsfonds kann mit einem vertretbaren Research- bzw. Rechercheaufwand betrieben werden, ohne dass man unbedingt externen Support für diesen Prozess benötigt.
Das „Do-it-yourself-Verfahren“ steht nicht im Widerspruch dazu, dass die Einschaltung von externen Asset Management Consultants in vielen Fällen durchaussinnvoll wäre – vielen kleinen bis mittelgroßen Stiftungen fehlt hierzu aber häufig das Budget für diese Steigerung des Professionali- sierungsgrades bei der Asset Manager-Selektion.
Bestimmte Fragen, wie im Nachgang angeführt, könnten sich zum Beispiel Entscheider für die Fondsauswahl bei Stiftungen stellen. Die folgenden Fragen haben sich aus Projekterfahrung sowie dem intensiven fachlichen Gedankenaustausch mit Anbietern, Investoren und engagierten Fachjournalisten („Interviewanfragen“) ergeben. Die praktische Erfahrung bei der Selektion von Asset Managern zeigt häufig, dass die Nutzung bestimmter Informationsquellen beziehungsweise die Nutzung professioneller Netzwerke Näherungslösungen für eine gute, zufriedenstellende Problemlösung darstellen.
Was ist ein Stiftungsfonds?
Abweichend von der offiziellen, engen Definition im Stiftungsbereich wird im normalen Sprachgebrauch eher ein Publikumsfonds gemeint, der es beispielsweise ermöglicht, durch Ausschüttungen die Stiftung finanziell bei der Ausübung ihres Stiftungszwecks zu unterstützen. In den Anlagerichtlinien findet man stiftungsspezifische Ausführungen. Oft wird der Begriff auch in Zusammenhang mit ausschüttenden Mischfonds bzw. mit dem Begriff Vermögensverwaltende Ansätze in Verbindung gebracht.
Was unterscheidet nun einen Stiftungsfonds von anderen Fonds- bzw. Fondskategorien?
Bei den Anlagerichtlinien und in den Fondsinformationen wird explizit auf den Bereich Stiftungen Bezug genommen. Sicherheit, Risikostreuung, Ausschüttungen werden besonders betont, die Zielgruppe Stiftungen also fokussiert angesprochen. Natürlich gibt es andere Publikumsfonds, die ähnliche Zwecke erfüllen. Diese sind aber für einen Stiftungsentscheider zunächst schwieriger zu identifizieren.
In welche Kategorie passen Stiftungsfonds am ehesten?
Offiziell wird sehr stark auf die Bereiche Vermögensverwaltend bzw. Defensiv abgezielt. Manchmal kann das insofern etwas täuschen, weil auch ein Aktienfonds für Nebenwerte mit intelligentem Risikomanagement und durchdachter Streuung einen vermögensverwaltenden bzw. defensiven Charakter haben und für Stiftungen Ausschüttungen generieren kann. Die Auswahl ist aber keine einfache Aufgabe. Ein Entscheider, der sich jedoch stark auf Renten oder sehr defensive Konzepte bei der Auswahl konzentriert, lässt sich damit vielleicht interessante Portfoliobausteine mit gutem Diversifikationseffekt entgehen.
Bleiben wir mal bei der Auswahl. Welche Ansätze gibt es bei Stiftungsfonds?
Man findet grob gesagt Ansätze mit dem Fokus Anleihen, Aktien mit Anleihen und Aktien. Auch Konzepte mit zum Beispiel stärkerer Geldmarktorientierung in Kombination mit Nachhaltigkeitsaspekten finden bei manchen Stiftungen längerfristig gesehen Interesse. Ob die Stiftungseignung aber bei jedem dieser Fonds vorliegt, ist zu hinterfragen. Was Stiftungen auf jeden Fall machen sollten, ist über den deutschen Tellerrand hinaus zu blicken. Auch ausländische Anbieter machen teilweise einen guten Job und bieten Stiftungen Fonds für deren jeweiliges Profil. Mit wem Stiftungen vielleicht eine natürliche Deckungsgleichheit der Interessen haben dürften, sind unabhängige Vermögensverwalter. Entsprechend könnten deren sog. Private-Label-Fonds eine Idee sein, sich Fondsbausteine auch außerhalb des Stiftungsfondsuniversums zumindest in einem ersten Schritt zu nähern.
Sind Stiftungsfonds stets ausschüttend ausgelegt?
Das sollten sie idealerweise sein. Der weit überwiegende Teil ist ausschüttend. Alles was Entscheidungen bei Stiftungsverantwortlichen reduziert, Komplexität im Prozess abbaut, kann hilfreich sein. Regelmäßige Ausschüttungen im Bereich Stiftungsfonds kann man als eine Art „Hygienefaktor“ betrachten.
Ist ein Stiftungsfonds kostenseitig günstiger als ein herkömmlicher Fonds?
Da das Renditeversprechen bei ausschüttenden, eher defensiv ausgeprägten Fonds in der Regel konservativ kalkuliert wird und auch die Kapitalmärkte hier oft nicht viel Luft nach oben bieten, sollten diese Fonds in der Regel eine preisgünstige Alternative zur Eigenanlage bieten. Die Preisstrukturen sind eher als moderat zu betrachten. Wobei hier betont werden sollte: Aufgabe eines guten Asset Managers sollte eher sein, in seinem Fond zum Beispiel ein Prozent Zusatzperformance über Markt zu erwirtschaften, als in seinem Fonds im Kostenbereich 0,1% Vorteil für den Fondsselektor auszuweisen.
Wo finde ich Informationen zu Stiftungsfonds?
Auf den Seiten von Kapitalanlagegesellschaften, die neben vielen anderen Fonds auch spezielle Stiftungsprodukte anbieten (zum Beispiel Universal Investment, IPConcept, AmpegaGerling und viele andere Häuser). Es gibt dazu Informationsportale wie die Plattform Ihres Hauses, die-stiftung.de, Internetseiten wie jene von fondsweb.de oder Dienstleister wie MMD, die die Charakteristika von Fonds im Allgemeinen und Stiftungsfonds im Speziellen sichtbar machen. Gute Hinweise lassen sich bei intensivem Studium auch der Fachpresse und deren teils enthaltenen Datenübersichten zu Fonds entlocken. Zu beachten ist, dass man genau kategorisiert in Fachinformation und „Werbeprosa“. Größere Stiftungen haben Fachleute bzw. schalten Consultinghäuser für die Vorauswahl ein – nicht nur für Publikumsfonds, sondern auch für die Vergabe von Spezialfondsmandaten. Das ist allerdings ein Weg, den „kleine“ Stiftungen nicht gehen können. Deshalb ist eine kosteneffiziente, kreative Vorgehensweise bei der Selektion („Informationsbeschaffung“) der Fonds unabdingbar. Auch Verbände mit Fachkreisen, Mitgliederprodukten können erste Anlaufstellen sein, wie zum Beispiel der Verband der unabhängigen Vermögensverwalter Deutschland, e. V.
Woran erkenne ich einen guten Stiftungsfonds?
Es ist wohl ein breiter Strauß an Angaben, auf die eine Stiftung schauen sollte. Sachkriterien mit Messbarkeitscharakter können sein: Geringe Drawdowns („Ausreißer nach unten“), stetige, risikoadjustiert gesehen befriedigende Performance, Volatilität, geringe Wiederaufholungsperioden, Kosten. Eigentlich alles Kriterien, die auch bei der regulären Fondsselektion eine Rolle spielen. Für Stiftungen kann speziell die Qualität des Fondsmanagement, der Prozesse sowie der Fluktuation im Personal eines Anbieters eine wichtige Rolle spielen. Stiftungen sollten hier schon auf eine gewisse Stetigkeit Wert legen. Auffallen kann im Übrigen auch, wenn ein Stiftungsfonds von einer Adresse gemanagt wird, die selber sehr ausgeprägte Erfahrungen mit Stiftungen oder stiftungsähnlichen Anlegertypen hat. Das kann ein Konzern sein, der Pensionsgelder verwaltet, aber auch ein unabhängiger Vermögensverwalter bzw. ein Family Office, das sich stark mit dem Spannungsfeld Rendite und Kapitalerhalt auseinandergesetzt hat. Wichtig dabei: Die Performance muss über den Zeitraum stimmen. Reine Stiftungsexpertise in Kombination mit mittelmäßiger bis schlechter Wertentwicklung bringt auch den Anlageentscheider auf Stiftungsseite in große Argumentationsnot bei Gremiendiskussionen.
Was sollten Entscheider von kleineren Stiftungen vielleicht noch bei der Auswahl von Stiftungsfonds beachten?
Auch andere Anleger können natürlich Gefallen finden an den defensiven Konzepten bei Stiftungsfonds. Entscheider bei Stiftungen ohne großes Budget für Fachleute und Berater finden eine sehr gute Entscheidungsgrundlage über Stiftungsfonds in vielen öffentlich zugänglichen, abhängigen und unabhängigen Informationsquellen. Ihrer Pflicht zur sorgfältigen Auswahl können sie meiner Ansicht nach gerecht werden, ein vertieftes fachliches Interesse und Können natürlich vorausgesetzt. Schwierig ist es, wenn der Entscheider viele Hüte trägt. Manche greifen dann zum Support durch Externe. Übrigens ist das auch ein interessantes Feld für ehrenamtliche Mitarbeiter mit Bankhintergrund. Kür bzw. Professionalisierung mit Budget und Externen für die „simple“ Auswahl von Publikumsfonds („Peitsche der Transparenz!“) kommt nur für einen recht überschaubaren Teil der Stiftungen in Frage. Also ist Eigenrecherche, Datenbanken durchforsten und Hausaufgaben machen angesagt. So groß die Aufgabe klingen mag, ich bleibe dabei: Für viele Stiftungsentscheider muss die Auswahl des passenden Fonds keineswegs eine „Rocket Science“ darstellen!
Quelle: www.institutional-investment.de
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