Alternatives – Zufriedenheit – Sicherheit – Entspannung

Hill: Herr Scholz, Mitte Oktober fand zum dritten Mal die Wiesbadener Alternative Konferenz statt. Was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Erkenntnisse aus der Veranstaltung?

Scholz: Zunächst möchte ich mich bei allen Teilnehmenden ganz herzlich bedanken. Konferenzen sind immer auch ein gewisser Indikator, welche Themen mit Blick auf die nähere Zukunft im Fokus stehen könnten. Auffällig war insofern, dass es keinen Vortrag zum Thema Immobilien gab. Ob dies nun bedeutet, dass Immobilien vor einer schweren Zukunft stehen, möchte ich damit nicht sagen. Allerdings scheint die Euphorie der vergangenen Jahre etwas verflogen zu sein.

Hill: Und welche Themen standen diesmal im Fokus?

Scholz: Das Thema Infrastruktur hat diesmal einen breiteren Raum eingenommen. Zudem wurden in diesem Jahr mehr Spezialitäten aus dem Bereich der Alternatives angesprochen. Angefangen von Private Corporate Debt aus den skandinavischen Ländern, über asiatische Private Equity Investments bis hin zu Anlagen in Land- und Forstwirtschaft.

Letztendlich ist dies ein Zeichen dafür, dass der Markt für Alternatives reifer geworden ist und die Investoren nun auch bereit für speziellere Anlagelösungen sind.

Hill: Wie sieht es mit dem Thema Nachhaltigkeit/ESG aus? Welche Bedeutung messen Anbieter und Anleger diesem Thema bei?

Scholz: Das Thema Nachhaltigkeit/ESG spielt weiterhin eine große Rolle. Interessant war in diesem Zusammenhang auch der Vortrag von Herrn Dr. Krismer von MunichRE, der auf die Risiken des Klimawandels eingegangen ist. Gerade die finanziellen Risiken werden doch noch von vielen Marktteilnehmern unterschätzt.

Institutionelle Investoren, die Interesse an den Vorträgen haben, können sich übrigens gerne bei uns melden (info@telos-rating) und die Vorträge anfordern. Alternativ geht dies auch direkt über die Veranstaltungsseite.

Hill: Man kann also festhalten, dass Alternative Investments und Nachhaltigkeit weiterhin Themen sind, die Investoren beschäftigen. Welche weiteren Themen bewegen derzeit institutionelle Anleger?

Scholz: Wir hatten in den Sommermonaten wieder Investoren bezüglich ihrer Zufriedenheit mit den von ihnen mandatierten Asset Managern befragt. Zudem fragen wir in diesem Zusammenhang auch immer nach den Themen, die aktuell bewegen.

Neben den von Ihnen angesprochenen Themen Alternatives und Nachhaltigkeit stehen insbesondere die Inflation und somit steigende Zinsen, geopolitische Entwicklungen und Risiko Management im Fokus.

Hill: Sie erwähnten gerade, dass Sie die institutionellen Investoren bezüglich ihrer Zufriedenheit mit den Asset Managern befragt haben. Gibt es hier Auffälligkeiten?

Scholz: Wir fragen die Zufriedenheit der Investoren bezogen auf 12 Kriterien ab. Zudem stellen wir am Ende immer die „Sonntagsfrage“ nach der Gesamtzufriedenheit. Dies ist insofern immer spannend, da teilweise ein Kriterium die Gesamtzufriedenheit mit einem Asset Manager besonders stark beeinflusst und somit die Gesamtzufriedenheit nicht zwangsläufig dem Mittelwert der Zufriedenheit in den 12 Einzelkriterien entspricht.

Auffällig war in diesem Jahr, dass bei den großen Asset Managern in nahezu allen Kriterien niedrigere Zufriedenheitswerte als noch in 2021 erzielt wurden. Die mittelgroßen Häuser haben hingegen im Schnitt ihre Ergebnisse aus dem Vorjahr bestätigt. Zugelegt haben die kleineren Anbieter in den Bereichen ESG Kompetenz und Investmentprozess. Dies deutet auf eine weitere Professionalisierung und Institutionalisierung gerade auch von Boutiquen hin.

Hill: Dies ist in der Tat eine interessante Entwicklung. Kommen wir aber noch einmal kurz auf die Anlagethemen zurück. Wenn nun verstärk auch bei den Alternatives in Spezialitäten investiert wird, die auch außerhalb der Eurozone zu finden sind, führt dies doch zu steigenden Fremdwährungspositionen. Wie gehe die Investoren damit um?

Scholz: Das ist ein guter Punkt. Im Rahmen der bereits erwähnten Investorenbefragung gaben die institutionellen Investoren an, ihre Fremdwährungspositionen ausgebaut zu haben. Sei es durch Investitionen in „exotischere“ Alternatives oder auch in USD-Anleihen oder sogar in Schwellenländeranleihen in Lokalwährungen. Bei all diesen Investments stellt sich die Frage, wie man mit den Währungspositionen umgehen soll. Ein „stumpfes“ Vollabsichern ist bei den Hedgingkosten nicht unbedingt zielführend. Zudem lässt man dadurch attraktive Renditevorteile liegen. Auf der anderen Seite, zeichnen sich Währungen oftmals durch starke Kursschwankungen aus, die sich negativ auf die Risiken im Portfolio auswirken können. Daher gewinnt ein aktives Währungs- (Risiko-) Management zunehmend an Bedeutung.

Übrigens findet zu diesem Thema am 15. November 2022 ein TELOS Themen Talk (online) statt, zu dem wir institutionelle/professionelle Investoren herzlich einladen.

Hill: Ich sehe, das Umfeld bleibt für Investoren aber auch für die Anbieter herausfordernd. Haben Sie für unsere Lesen vielleicht einen Tipp, wie man trotz der ganzen Herausforderungen etwas Entspannung finden kann?

Scholz: Normalerweise würde ich jetzt natürlich eine Klare Empfehlung fürs Radfahren in der Natur aussprechen. Aber in Anbetracht der dunkleren und kälteren Jahreszeit ist das nun wahrlich nicht für jeden so wirklich entspannend.

Ich selbst habe für mich das Kochen wieder entdeckt. Ein Hobby, das ich leider viel zu lange aus den Augen verloren hatte. Dabei kann es sehr entspannend sein. Und wenn man nicht sklavisch an den Rezepten aus Kochbüchern klebt, fördert es auch noch die kreative Ader in einem. Mir macht es richtig Spaß, mich von den Angeboten auf Märkten oder in den Supermärkten inspirieren zu lassen. Oftmals entwickle ich erst beim Einkaufen Ideen, was ich kochen möchte. Nur bei den Mengen muss ich noch ein besseres Gefühl entwickeln, da sieht das Auge mehr als der Magen am Ende aufnehmen kann.

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