Vom 30. bis 31. Januar findet der Fondskongress in Mannheim statt. Neben populären Referenten mit Vorträgen mit Produktfokus bietet diese Veranstaltung ein interessantes Angebot an Fachvorträgen und Roundtables. Auch in diesem Jahr sind wieder bekannte KVGen und weitere Dienstleister, wie Depotbanken und Haftungsdächern sowie eine Vielzahl von Fondsboutiquen auf dieser Veranstaltung zu finden. Wie auch eine Baader Bank-Konferenz in 2018 mit Panel-Themen wie „Wie kann eine KVG den Portfoliomanager beim Fonds-Vertrieb unterstützen?“ hat auch dieser Kongress den Fondsboutiquen thematisch breiten Raum zur Diskussion eingeräumt. IPE D.A.CH-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit dem unabhängigen Asset Management Consultant Markus Hill über den Kongress, die Rolle von KVGen, aktuelle fachliche Interessenschwerpunkte und über die Moderation eines Roundtables zum Themenbereich Rohstoffe in Mannheim.
IPE D.A.CH: Welche Themenfelder werden auf dem Fondskongress in Mannheim angesprochen?
Hill: Im Gegensatz zum kommenden Institutional Money Kongress in Frankfurt im Februar ist der Fondskongress in Mannheim stark auf semi-institutionelle Fondsselektoren ausgerichtet. Als spezielles Merkmal würde ich sagen, dass er als Format für den Gedankenaustausch von Produktanbietern und Investoren eine zentrale Kommunikationsplattform in diesem Segment darstellt. Zwar wird ab und an immer noch kritisch angemerkt, dass die Wurzeln klassischerweise im Bereich der unabhängigen Finanzdienstleister liegen. Meiner Ansicht vollzieht sich hier aber langsam ein Wandel in dem Sinne, dass nach und nach auch immer mehr andere Investoren aus dem Bereich „Semi-Institutionelle“ Interesse an einem angenehmen fachlichen Gedankenaustausch mit den Produktanbietern haben. Man findet auf dem Kongress alle möglichen Themen abgebildet. Marcel Fratzscher, Thilo Sarrazin, Friedrich Merz, Fondsboutiquen, Value, Growth, Smart Beta, AIFs, SRI und mehr – der Fondskongress bietet eine angenehme Vielfalt von Themen. Studiert man das Programm des Veranstalters, findet man immer Fachgebiete, die als Vortrag oder Roundtable von Interesse sind. Natürlich gibt es Format mit starker Produktausrichtung. Aber auch hier sollte man fair bleiben: viele Vermittler von Finanzprodukten verlangen auch solche Aufbereitung, direkte Produktinformation. Daneben gibt es viele nicht-produktbezogene Veranstaltungen und generell den Kongress als Plattform für den gepflegten fachlichen Gedankenaustausch. Auch wenn es keine klassische Veranstaltung für institutionelle Investoren ist, für den einen oder anderen bietet die Vielfalt der Themen und Anbietern immer wieder einen fachlichen „Unterhaltungswert“. Die Transparenz von Publikumsfondsanbietern kann ab und an dazu führen, dass man Manager findet, die vielleicht nicht klassischen Ansprüchen auf den ersten Blick genügen, viele Fondsboutiquen sind da oft einen zweiten Blick wert. Selbst dann, wenn diese noch eine Zeit lang nicht für einen Spezialfonds in Frage kommen sollten – Publikumsfonds für Institutionelle ist ein Feld, dass sich im Laufe der Jahre exzellent entwickelt hat.
IPE D.A.CH: Was erscheint Ihnen hier als interessant in Mannheim?
Hill: Das Thema Fondsboutiquen und Private Label Fonds verfolge ich intensiver seit 2003, es war damals keinesfalls Mainstream. Viele klassische Asset Management-Consultants hatten zu der Zeit zunächst ein „mitleidiges Lächeln“ für diesen Themenkomplex, es bestand noch kein großer Druck auf der Investorenseite, so tickt die Industrie halt. Im letzten Jahr diskutierten drei Vertreter von bekannten Kapitalverwaltungsgesellschaften auf einer Veranstaltung der Baader Bank das Thema „Wie kann eine KVG den Portfoliomanager beim Fonds-Vertrieb unterstützen?“. Marcus Kuntz (Universal Investment), Andreas Hausladen (Hansainvest) und Winfried Stürzbecher (Ampega) diskutierten dort engagiert dieses „Nischenthema“. Auch auf dem Fondskongress sind diese Adressen vertreten (neben vielen anderen Dienstleistern). Einige dieser Adressen bieten den unabhängigen Asset Managern eine Plattform für direkte Gespräche am Stand, Vorträge und Speed Datings mit Fondsselektoren. Ein Luxus-Problem beim Fondskongress ist, dass ein Angebot an Information vorhanden ist, das man kaum bewältigen kann. Das Programm kann man gründlich studieren, sich bei diesen Dienstleistern die „passende“ Fondsboutique, den Fondsadvisor, aussuchen und man kann das direkte Gespräch suchen. Diese kleinen, oft weniger bekannten Adressen bieten sehr oft interessante Ansätze und Knowhow, der Gedankenaustausch lohnt sich. Allein schon deswegen, weil neben dem Investmentansatz auch noch die Unternehmerpersönlichkeit, Portfoliomanager mit „Skin-in-the-Game-Faktor“, einen Mehrwert im Gespräch bietet. Fairerweise ist anzumerken, dass dies nicht heißt, dass es nicht auch konzerngebundene Manager gibt, die einen ähnlichen „Unterhaltungswert“ bieten. Es gibt eine Vielzahl solcher Adressen auf dem Fondskongress. Licht und Schatten gibt es in beiden Segmenten, Risikostreuung ist angesagt!
IPE D.A.CH: Mit welchen Themen beschäftigen Sie sich ansonsten aktuell?
Hill: Den Bereich AIFs und Real Assets, Off Market-Segmente, beobachte ich derzeit intensiv, auch das Thema „Sinnhaftigkeit und Nicht-Sinnhaftigkeit von Sponsoringformaten im Asset Management-Bereich“ (Themenkreis: „Abstandsmarketing-Konzepte“ versus Direkter-Investoren-Kontakt, Fondsboutiquen, Seed Money etc.). Input, Ideen und Anregungen zu dem Themenkreis sind immer willkommen. Value Investing, Family Offices und Private Equitity-Denke, sind nach wie vor interessant, voraussichtlich im April wird hierzu wieder eine Veranstaltung in Frankfurt stattfinden mit MH-Kurzintro. Um auf Mannheim zurück zu kommen: Der Fondskongress hat mittlerweile sein eigenes Ökosystem entwickelt. Im Laufe der Jahre haben sich viele Veranstaltungen um den Kongress selber positioniert, viele der Aussteller kommunizieren auf verschiedenen Kanälen mit Ihren „Fankreisen“. Teilweise laufen zeitgleich oder kurz vor dem Kongress schon andere Formate auf (Beispiel: 29.1., Fondsfrauen Gipfel). Netterweise werde ich einen kleinen Roundtable von SIA Funds AG am 30.1. zum Thema Rohstoffe (Urs Marti, Alex Rauchenstein) moderieren. Nebenbei gesagt: Auch zu diesem Bereich bietet der Fondskongress fachlichen Input von vielen Gesellschaften an. Ich glaube, dass dieses Ökosystem des Kongresses vielen Teilnehmern und Sponsoren einen speziellen Mehrwert bietet. Auch die Vielfalt an Diensteistern vor Ort im Bereich Boutiquen, KVGen, Depotbanken, Placement Agents und Haftungsdächern findet man nicht häufig. Nimmt man etwas Bedeutungsschwangerheit aus der Formulierung des Soziologen Markus Mirwald, so könnte man vielleicht ein Motto zum Fondskongress Mannheim, Fondsboutiquen und Dialog finden: „Gedanken zu teilen bedeutet, ihnen die Freiheit zu schenken, sich in anderen Menschen neue Formen geben zu lassen.“
*) Markus Hill ist unabhängiger Asset Management Consultant in Frankfurt am Main. Kontakt: info(at)markus-hill.com; Website: www.markus-hill.com
Quelle: www.institutional-investment.de
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