Erneuerbare Energien, Agrarinvestments, Forstwirtschaft und diverse andere Real Asset-Komponenten („Sachwerte“) haben mittlerweile Mainstreamcharakter in der täglichen Berichterstattung. Kontroverse Diskussionen über die sogenannte Energiewende in Deutschland finden ebenso regelmäßig statt wie auch die Diskussion in der Fachpresse über attraktive Investmentmöglichkeiten und über adäquate Produktverpackungen.
Die Branche vergibt Attraktivitätspunkte für Investorengruppen. Eine der vielleicht nicht am wenigsten attraktiven Gruppen scheinen Family Offices zu sein. Eine Frage, die sich vielleicht stellt: Rennt man dort eigentlich offene Türen ein, mit „Vehemenz“ in der Produktpräsentation von Real Asset-Produkten seitens der Produktanbieter aus In- und Ausland?
Entscheidungssituation
Investmentfelder wie Erneuerbare Energien (Windkraft, Solarenergie, Biotreibstoffe etc.), Infrastruktur, Immobilien sowie Forst- und Agrar- investments erinnern in ihrer Ausgestaltung oft eher an Projektfinanzierungen bzw. Direktinvestments, sofern man an dieser Stelle einmal die bekannten SRI-Anlageinstrumente wie Aktien, Renten und Fonds weniger intensiv betrachtet (Transparenzvorteil: Datenbanken, Research – Nachteil: Kriterien Diskussion).
Verkürzt dargestellt: Bei komplexen Investmentstrukturen und bei fehlendem Branchen-Know-how betrachten viele Produktentscheider aus Family Offices eine Black Box: Investiere ich in ein Projekt oder ein Bündel von Projekten, dann investiert man häufig „unternehmerisch“ mit einer Zusatzkomponente Illiquidität (zumindest temporär). Die Managementqualitäten von in- oder ausländischem Produktanbieter müssen evaluiert werden. Branchenspezifische Eigenheiten müssen berücksichtigt werden, Produktverpackungen müssen bewertet werden. Komplexitätsreduktion beim Produktauswahlprozess erscheint notwendig.
Family Offices und Risikomanagement
Diskutiert man mit Vertretern von Family Offices über klassische Investmentprodukte oder über scheinbar neue Real Asset-Produktvarianten wird eine Sache schnell klar: Langfristorientierung bei der Investmentpolitik, „moderat-realistische“ Ertragsvor- stellungen und ein starker Risikomanagementgedanke stehen dort im Fokus des Produktauswahlverfahrens. Bereits gemachtes Vermögen soll erhalten werden, natürlich widerspricht dies nicht dem Wachstumsziel. Auf einen Wert von Ausgleich der realen Inflationsrate & Faktor „x“ kann man sich einigen. Wachstum durch operative Hektik bei Allokationsentscheidungen oder die blinde Gefolgschaft gegenüber Pro- dukten sind hier fehl am Platz. Als verantwortlicher Verwalter von Mandantengeldern gilt hier das Motto: In der Ruhe liegt die Kraft!
Regulierung und Risiko
Gegenwärtige Trends im Bereich Regulierung kommen dem Primat des Risiko- managementgedankens bei Family Offices entgegen. Stichworte: AIFM, Geschlossene Fonds. Viele der oben genannten Real Asset-Investionsangebote werden derzeit häufig im Produktmantel „Geschlossene Fonds“ angeboten. Durch die AIFM-Richtlinie geraten hier Felder wie Transparenz, Auslagerung, Organisation, Verwahrung und Eigenkapital in den Mittelpunkt der Diskussion. Produktanbieter in diesem Feld müssen derzeit ihr Geschäftsmodell prüfen. In Zukunft werden klassische Kapitalanlage- gesellschaften wie Universal-Investment, Hauck & Aufhäuser, Union Investment etc. in diesem Themenfeld eine größere Bedeutung gewinnen.
Durch die aktuelle „Regulierungsdichte“ im Bereich der Kapitalanlagegesellschaften und durch deren Erfahrungen an verschiedenen Fondsstandorten sowie durch Regulierungs- und Reporting-Know-how im Real Asset-Bereich qualifizieren sich Kapitalanlagegesellschaften immer stärker als geeigneter Diskussionspartner für institutionelle Investoren, wie zum Beispiel Family Offices.
Ausblick: Konstruktiver Attentismus und Prozess des Entdeckungsverfahrens
In- und ausländische Produktanbieter im Bereich Real Assets scheinen derzeit durch Ertragsdruck bei bestimmten Investorenkreisen und nicht zuletzt durch Ertragsdruck im Kreis der Produktanbieter zu erhöhter Aktivität ermutigt zu werden. Vergessen wird bei dem Kommunikationssetting zwischen Family Office und Produktanbieter häufig, dass auch Produktentscheider nur Menschen sind, die ökonomisch mit dem Faktor Zeit und Information umgehen müssen. Auf beiden Seiten kann hierdurch Frustration entstehen, Produktabsatzerfordernisse stehen oft im Gegensatz zum Investorenbedürfnis. Da die Vielfalt der Produktvarianten „Real Assets“ auch ein Entdeckungsverfahren hinsichtlich Know-how und Selektionsprozess (z. B. intern oder extern?) darstellen, kann man für die Mandaten mancher Family Offices eine Variante zum Zeitgewinn favorisieren: Investments in Real Assets – „konstruktiver Attentismus“ als Weg zum organischen Aufbau von Know-how!
Quelle: www.institutional-investment.de
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