Kommentar: Aktives versus passives Fondsmanagement

„Viele fühlen sich berufen, nur wenige sind auserwählt“ – dieser Satz beschreibt mehr oder weniger zutreffend die Positionierung von aktiven Fondsmanagern in der seit Jahren kontrovers geführten Diskussion: Bringt aktives Fondsmanagement dem Investor einen Mehrwert? Sollten vielleicht alle Investoren ausschließlich passiv investieren? Fragen, die aufgrund der Tatsache von unsicheren Erwartungen an die Zukunft und unzureichender Informationskapazität von Investoren merkwürdig radikal anmuten. Eine eindeutige Antwort ist gewünscht, aber oft wird nicht jeder Wunsch wahr.

Fondsboutiquen und Kapitalanlagegesellschaften – „Fondsgate“ ante portas?
Fondsgesellschaften wie Universal-Investment, Alceda, IP Concept und andere fördern seit Jahren durch ihre Aktivitäten die Etablierung von unabhängigen Asset Managern (Fondsadvisor) mit oft interessantem aktiven Können im Fondsmanagement.

Auch bei den großen Adressen wie DWS, Union Investment sowie Allianz Global Investors lassen sich häufig hauseigene Talente finden, die Investoren einen Mehrwert bieten. Seit einigen Jahren treten gerade Fondsadvisor aus dem Bereich der Vermögensverwalter durch sogenannte Vermögens-verwaltende Ansätze zunehmend in der Öffentlichkeit auf.

Die Frage stellt sich, ob aktives Fondsmanagement überflüssig ist. Beim Betrachten der Kritik an den Erfolgen von aktiven Ansätzen aufgrund der geringen Outperformer-Prozentsätze für verschiedene Zeitperioden glaubt der eine oder andere Investor manchmal vielleicht an eine „Verschwörung“ der Fondsindustrie: „Außer Spesen nichts gewesen“ – endgültiges Urteil oder vielleicht nur Ausdruck einer etwas zu eng gefassten Betrachtungsweise?

Passives Management, aktives Management und Asset Allocation
Kein aktiver Manager kann behaupten, den Stein der Weisen gefunden zu haben und aufgrund von Talent und Know-how dauerhaft den Markt schlagen zu können. Ganz gleich ob unabhängiger Vermögens-verwalter oder hauseigenes „Konzerntalent“: die Zukunft ist ungewiss und Erfolgsphasen verlaufen oft eher zyklisch als stetig aufsteigend. Das trifft sowohl auf Stockpicking als auch auf Timing und Asset Allocation zu.

Diese Art von unvollkommenem Wissen ist auch bei Anlegern von aktiv gemanagten Fonds anzutreffen. Unabhängig davon, ob Investoren einen aktiv gemanagten Fonds oder börsennotierte Indexfonds (ETFs) einsetzen, sind sie, neben regulatorischen Bestimmungen (Institutionelle), nicht von der Aufgabe entbunden, aktive Entscheidungen im Bereich der Asset Allocation zu treffen. Ob dies nun ein aktiver Manager im eigenen Produkt macht oder der private beziehungsweise institutionelle Investor im Portfolio – eine aktive Entscheidung wird getroffen.

Folgender Sachverhalt erscheint interessant: Zwischen einem Dachfondsmanager, der aktiv in ETFs investiert, und einem Investor, der diese Produkte allokiert, ist kaum ein Unterschied zu finden. Die Frage, die sich hier anschließen könnte: Sind zum Beispiel die überdurchschnittlich performenden Talente im Bereich Asset Allocation bei privaten und institutionellen Investoren häufiger anzutreffen als bei etablierten aktiven Fondsmanagern? Sind Einkäufer in Wirklichkeit die besseren Manager, oder sollte man nur eine „starre“ Allokation festschreiben?

Diskussionswürdig, zumal oft vergessen wird, dass auch regelgebundene Allokationsentscheidungen aufgrund von Modellannahmen einen „Denker“ voraussetzen, der mit seinem System wiederum beeinflusst, wann aktiv Änderungen beim Portfolio erfolgen sollen. Paul Watzlawick würde in Abwandlung wohl sagen: „Man kann nicht nicht aktiv anlegen!“.

Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de

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