FINANZPLATZ FRANKFURT & FINANZPLATZ DEUTSCHLAND: Rhein-Main-Connection, „Drink doch eine met“, Kölsch versus Äppelwoi & Ganzkörperausschlag (GASTBEITRAG – Dirk Bednarz, Hessen)

Auf Seite 18 im Rhein Main Teil der FAZ vom 5. Oktober 2023 ist unter der Überschrift „Inselbegabung“ folgender Satz zu lesen: „Du, Frankfurt, bist eben, jenseits sinnlicher Erfahrungen in der Apfelweinkneipe oder im Waldstadion, durch und durch eine Stadt des Wortes.

Ist das so? Auf eine Stadt des Wortes wäre ich nicht gekommen. Klar, jetzt kommen die Frankfurt Fans mit Ihrem Dichterfürsten Goethe oder der Philosophentruppe Adorno, Marcuse, Fromm etc. um die Ecke. Dabei reimen die Ultras der Eintracht „Randale, Bambule“ auf Frankfurter Schule. Soviel zum Thema Geist und Wissenschaft.

Dirk Bednarz

Frankfurt ist eine Stadt der Attitüde. In Frankfurt ist man erfolgreich oder mindestens busy. Wenn man aus dem Hauptbahnhof herauskommend sich auf den Weg durch die Kaiserstraße Richtung Bankenviertel macht, bekommt man einen ersten Eindruck. Selbst die in stattlicher Anzahl anwesenden Drogendealer und Ihre Kunden wirken irgendwie gestresst. Von den Finanzleuten ganz zu schweigen. Böse Zungen behaupten, es gäbe eine große Schnittmenge zwischen den erwähnten Gruppen…

Als in Bonn geborener, aber mit deutlichem Bias zur „heiligen Stadt“ Köln bekennender Rheinländer bin ich immer noch am Vergleichen. Als ich 1996 nach Frankfurt kam, dachte ich sofort an Entwicklungshilfe in Sachen Lockerheit und Nachhilfe in guter Laune.

Insbesondere die rheinische Lässigkeit suchte ich vergebens. Zitat Die Welt: Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Kölner dazu neigen, Regeln nicht zu ernst zu nehmen. Das hat eine angenehme Seite: Die undeutsche Lässigkeit, um die die Stadt von vielen beneidet wird“.  

Beim Thema Gute Laune wird oft Heinz Schenk als Vorzeige-Frankfurter ins Spiel gebracht. Na ja. Obwohl der in Mainz geboren wurde lasse ich den gelten. Millowitsch, wenn auch Sohn einer Wienerin und eines Mannes aus einer unbedeutenden Stadt, wurde immerhin in Köln geboren. Natürlich muss ich jetzt zum Thema Karneval (nicht Fasching!) kommen. Viele Frankfurter bekommen alleine beim Gedanken an Karneval Ganzköperausschlag und sind außerdem zu beschäftigt (siehe “busy“). In Köln ist es die Fünfte Jahreszeit. Entweder man macht mit oder nimmt Reißaus.

Dabei gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen Köln und Frankfurt. Durch die eine Stadt fließt der Rhein, durch die andere immerhin der Main. Die einen haben den Dom, die anderen die Paulskirche. In der einen Stadt spielt der FC, in der anderen die SGE. Zugegebenermaßen waren die Frankfurter in den letzten Jahren sportlich wesentlich erfolgreicher. Glückwunsch! Wenn man sich jedoch die Anzahl der Mitglieder, Anzahl der Fanclubs, Anzahl der Auswärtsfans und nicht zuletzt die ewige Tabelle anschaut: Da liegen die Vereine schon sehr dicht beieinander.

In Köln trinkt man Kölsch. Frisch gezapft aus der Kölschstange. In Frankfurt Äppler. Sauer gespritzt aus dem Gerippten. Beides sehr erfrischend. Übrigens ist man sich einig, dass es kein größeres Trinkglas als 0,5l braucht. Aus dem Eimer (ab 1,0 l) saufen nur Tiere.

Dazu hört man BAP oder die „Föss“ bzw.  die  Rodgau Monotones, Moses P. oder Sabrina Setlur.

In Köln isst man Himmel und Äd und halven Hahn. In Frankfurt Leiterchen und Handkäs mit Musik. Die Klammer zwischen beiden Städten ist der nur mit Masochismus zu ertragende Kellner in den typischen Gasthäusern. Klassische Frage: Was hast Du bestellt? Wasser? Willst Du Dich waschen?

Selbstverständlich hat auch jede der beiden Städte eine „natürliche“ Gegner-Stadt. Namen werden aus Pietätsgründen an dieser Stelle nicht genannt.

Also: Die nördlichste Stadt Italiens (allen Münchnern und Regensburgern rufe ich an dieser Stelle zu: „Tacete a questo punto e dimostrate la leggerezza italiana!“) oder Mainhattan? Bella Figura oder Business Suit? Gönnen können oder ehrgeizig sein?

Beide Städte leben von der hohen Identifikation Ihrer Einwohner mit der jeweiligen Stadt. Beide Städte sind weltoffen und integrieren scheinbar mühelos andere Kulturen ohne die eigene Identität zu vernachlässigen. In beiden Städten kann man „sein Ding“ machen und viele Vorurteile erweisen sich als haltlos. „Alles Geschmackssache“ sagte die Ente und biss in die Seife.

Um den großen deutschen Dichter Wolfgang Niedecken zu zitieren: Ne schöne Jrooß an all die, die unfehlbar sind!


Dirk Bednarz – der Autor lebt und arbeitet in Hessen & liebt das Rheinland.

KÖLN & FOLKLORE:

Ne ahle Mann steiht vür d’r Weetschaffsdür
Dä su jään ens einen drinken dät
Doch hä hät vill zo winnich Jeld
Sulang hä och zällt
En d’r Weetschaff is die Stemmung jroß
Ävver keiner süht dä ahle Mann
Doch do kütt einer met enem Bier
Un sprich en einfach aan
Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm
Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm
Su mancher sitz vielleich allein zu Hus
Dä su jään ens widder laachen dät
Janz heimlich, do waat hä nur do drop
Dat einer zo im säht
Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm
Drink doch eine met, stell dich nit esu aan!
Du steihs he die janze Zick eröm
Häs de och kei Jeld, dat is janz ejal
Drink doch met un kümmer dich nit dröm

(Zitat / Song – Drink doch eine met – DE BLACK FÖÖSS)

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