Vom 23. bis 26. Juni fand das FundForum International in Monaco statt. Der unabhängige Branchenexperte Markus Hill moderierte dort auch in diesem Jahr eine Paneldiskussion. Mit Entscheidern von Family Offices diskutierte er dort über den Themenkomplex Fondsboutiquen und Due Diligence. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit ihm über aktuelle Themen, die auch vor dem Hintergrund der Veranstaltung bei Family Offices und in der Fondsindustrie verstärkt diskutiert wurden.
IPE Institutional Investment: Wo lagen in diesem Jahr die Schwerpunkte der Themen Ihres Panels?
Hill: Im letzten Jahr ging es in der Diskussion um Selektionskriterien für Fondsboutiquen bei deutschen institutionellen und semi-institutionellen Investoren sowie bei Asset Management Consultants. Ein weiterer Schwerpunkt war der Markteintritt für Asset Manager nach Deutschland, dieses Thema wurde auch in diesem Jahr kurz angesprochen. Bei der diesjährigen Diskussion standen ähnliche Themen wie beim Family Office Forum in Zürich im letzten Jahr im Fokus: Due Diligence, Risikomanagement, Aktives versus Passives Management und diverse andere Punkte. Die Panelisten in Monaco waren diesmal Antje Biber (Feri), Ralf von Ziegesar (Focam), Ferdinand Verweyen (NordLB) sowie Luciana Soriano (Swiss Trust Advisors) und John Banker (CTC). Auch hier war interessant, dass internationale Teilnehmer oft noch zusätzliche Facetten zu Diskussion beisteuern.
IPE Institutional Investment: Wo lagen die Kontroversen in der Diskussion?
Hill: Zum einen wurden Themen wie Eigentümereigenschaft, Motivationsstruktur und Performance bei unabhängigen Asset Managern gesprochen. Die Bedeutung von Managergesprächen, neben den Standardverfahren zur quantitativen Beurteilung, wurde hervorgehoben. Unterschieden wurde hier auch klar zwischen Long-only-Managern und Managern im Alternative-Bereich. Themen wie das Entdecken von „Red Flags“ bei der Managerbeurteilung wurden diskutiert: Bestehen Widersprüche in den Aussagen der Manager? Wo erhalte ich Zusatzinformationen über bisherigen Werdegang, Firmenhistorie etc.? Gerade in der Beurteilung von Real Assets besitzt die Zusatzprüfung eine große Bedeutung, weil es hier bis hin in den Bereich des Direktinvestments gehen kann. Die Diskussion wurde an dieser Stelle auch unabhängig von Produktverpackungen diskutiert. Ein interessanter Punkt war, dass zum Beispiel bei bestimmten Kunden im Ausland stark Steueroptimierungsgedanken im Vordergrund stehen können, nicht als Hauptkriterium, aber sozusagen als wirkende „Agenda“ beim Auswahlprozess.
IPE Institutional Investment: Wie wurde das Thema Aktives versus Passives Management betrachtet?
Hill: Meiner Ansicht gab es da keinen großen Dissens zwischen den Teilnehmern. Warum? Auch bei Family Offices gilt: Wenn ich keine weiteren Entscheidung getroffen habe und nur passive Produkte allokiere, habe ich schon die aktive Entscheidung zur Passivität im Anlageprozess getroffen! Vielen Käufern von passiven Produkten erscheint diese Erkenntnis nicht völlig klar. Sollten Family Offices so verfahren, stellt sich natürlich die Frage nach dem Mehrwert für den Kunden. Dies aber nur im Extremfall. Der „Normalfall“ scheint zu sein, dass natürlich passive Produkte eingesetzt werden. In Standardmärkten kann das sinnvoll sein, in speziellen Segmenten sind dann wieder spezialisierte Fondsboutiquen von Interesse. Sehr klar wurde bei der Diskussion herausgestellt, dass auch Family Offices natürlich von den Kunden gemessen werden. Irgendeine implizit oder explizit definierte Benchmark hat Einfluss bei der Beurteilung des Dienstleisters Family Offices. Auch diese Häuser stehen unter einem großen Wettbewerbsdruck. Im Tagesgeschäft sieht man sich dort viele unabhängige Häuser an. Eine meiner Fragen war auch, wie unabhängige Häuser stärker auf das Radar von Family Office-Entscheidern kommen könnten. Neben dem üblichen „Don’t call us, we call you!“-Information gab es noch die interessante Anmerkung, dass es nicht immer sinnvoll ist, über die Geschäftsführung zu gehen. In bestimmten Fällen könnte diese Vorgehensweise unter Umständen nicht als unumschränkt positiv von der Fachabteilung betrachtet werden.
IPE Institutional Investment: Was ist Ihnen in Monaco noch aufgefallen?
Hill: Es wurden viele interessante Themen wie Managerselektion, Zukunft der Industrie oder Fondsvertrieb bei den verschiedenen Formaten wie Panels, Workshops oder Vorträgen behandelt. Im Unterschied zu nationalen Veranstaltungen begeistert hier der Blick über den Tellerrand hinaus. Auch Themen wie Social Media und der Einsatz bei Asset Managern wurde verstärkt Raum gegeben („Tweetminister“). Ein Bereich, der vielleicht in Zukunft an Bedeutung gewinnen könnte. Dieser Bereich passte zu dem Panelthema insofern, als das Family Offices und Fondsboutiquen sehr häufig eine Denke mit langem Zeithorizont praktizieren. Eine Frage, die hier, wie bei allen „Vertrauensinseln“ (u. a. auch Rechtsanwälte, Beiräten, Consultants etc.) eine Rolle spielt: Wie bleibe ich lange Zeit in gutem Kontakt, ohne dass ich die Kunden mit Produktofferten offensiv „belästige“? Mehrwert, Content, „Passives in Kontakt bleiben, Visibilität, Erreichbarkeit“ waren Stichpunkte bei solchen Themen.
IPE Institutional Investment: Wo sehen Sie noch Potentiale bei solchen Veranstaltungsformaten?
Hill: Jede Veranstaltung führt Leute zusammen, lädt zum Dialog ein. In Monaco waren viele ausländische Dienstleister der Asset Management-Industrie anwesend. Ich wurde zum Beispiel durch die CACEIS Bank beim Panel den Teilnehmern und dem Publikum vorgestellt. Gewünscht hätte ich mir zusätzlich vielleicht noch eine verstärkte Präsenz anderen Firmen wie Universal-Investment, Hauck & Aufhäuser, Hansainvest etc. State Street und andere, bekannte ausländische Adressen waren am Platz. Diese auf Fondsboutiquen spezialisierten Häuser würden positiv auffallen. Die ALFI war dort, warum nicht der BVI? Viele ausländische unabhängige Asset Manager waren dort anzutreffen – auch die Präsenz des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e. V. (VuV) wäre eine Bereicherung gewesen in diesem internationalen Umfeld. Auch von ausländischen Fondsboutiquen kann man einiges im Vermarktungsbereich bei Institutionellen lernen. Deutsche Fondsboutiquen hätten interessante Sparringpartner zum Gedankenaustausch dort finden können.
IPE Institutional Investment: Von Monaco nach Frankfurt – welche Themen beschäftigen Sie derzeit intensiver?
Hill: Die Themen Infrastrukturinvestments, Manager-Search im Bereich von US-Fondsboutiquen, die Markteinführung einer „besonderen Adresse“, Fondsboutiquen-Panel und auf nächste Woche bezogen das Thema „Aktuelle Herausforderungen für Family Offices“, bei der funds exellence 2014 am 9. Juli werde ich in Frankfurt zu diesem Thema mit Family Offices ein Panel moderieren. Input, Ideen und Anregungen zu dem Thema sind immer willkommen!
IPE Institutional Investment: Herr Hill, danke für das Gespräch.
Quelle: www.institutional-investment.de
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