Kommentar: Real Assets und institutionelle Investoren

Schumpeter hat einmal vom „Prozess der schöpferischen Zerstörung“ hinsichtlich dynamischen Struktur- wandels von Industrien gesprochen. Auch in der Asset Management-Industrie wandeln sich Dinge – vielleicht weniger dynamisch, vielleicht oft auch eher erinnernd als „Die-ewige-Wiederkehr-des-Gleichen-im-anderen-Mantel“. Anstöße zur Bewegung erfolgen oft aus Ertragsdruck, Finanzkrisen und Regulierung (aktuelles Beispiel: AIFM-Diskussion).

Viele Kapitalanlagegesellschaften verfügen oft über aussagefähige Expertenpanels, die Hinweise auf Trends in der Branche geben. Beispiele für interessante Hinweise über Stimmungen bei Investoren, Themen und Fragestellungen bei Institutionellen sind zum Beispiel Universal-Investment und Union Investment, die aktuell wieder Umfrageergebnisse veröffentlicht haben. Ohne diese an dieser Stelle erschöpfen zu diskutieren: Bei beiden Untersuchungen ist erkennbar, dass Institutionelle einen starken Druck verspüren, aus Ertragsgründen bestimmte Entscheidungen zu treffen. Doch was könnten Gründe dafür sein, dass Absicht und Aktion bislang weit voneinander abweichen?

Entscheidungssituation
Das Setting der Investorensituation erscheint laut Universal-Investment und Union Investment, in Kombination gesehen, recht einfach: Institutionelle müssen Ihren Ertrag erwirtschaften, um bestimmte Verpflichtungen (Pensionskassen, Versicherun- gen, Stiftungen etc.) in Zukunft zu erfüllen. Laut Union Investment halten Investoren derzeit hohe Cash-Bestände. Universal-Investment führt interessanter- weise an, dass institutionelle Investoren zunehmend die Bedeutung von Real Assets (z.B. Erneuerbare Energien, Infrastruktur, Immobilien) höher einschätzen und dies auch Schritt für Schritt zunehmend in der Anlagepolitik berücksichtigen möchten.

Institutionelle und Risikomanagement
Institutionelle Investoren sind verantwortlich für die anvertrauten Gelder von Mitglie- dern bzw. Kunden. Der „Spagat“ zwischen Sicherheit und Ertrag erscheint schwierig. Der Übergang zwischen potentiell „ stoischem“ Attentismus (hohe Cash-Quote) und hektischen Aktivismus (Hoch- und Runterfahren von Asset-Quoten) ist keineswegs so dynamisch, wie manchmal vermutet wird. Risikomanagement-Tools, Reporting-Know-how und Regulierung wirken häufig als konstruktiver Baustein im Investment- prozess. Kritisch diskutiert wird in der Branche, ob diese Bausteine mitunter etwas dafür können, dass eine gewisse Prozyklik im Anlageverhalten erfolgen kann.

Gelegentlich wird von Fachleuten auch thematisiert, ob Risikomanagement-Primat und Regulierungsorientierung als Strukturkomponenten sich nicht negativ auf das Entscheidungsverhalten bestimmter Investoren auswirken können.

Beispiel: Real Assets, Geschlossene Fonds und Risikomanagement
Universal-Investment führt in der eigenen Erhebung an, dass Bereiche wie Erneuerbare Energien, Infrastruktur und Immobilien zunehmend im Fokus der Investoren stehen. Bereiche, die in den letzten Jahren stark von der Branche Geschlossene Fonds (Produktverpackung) vorrangig im Retailbereich angeboten wurden. Über diese Branche wurde bei Investoren und Fachpresse häufig kontrovers diskutiert. Greift man die starke Risikoaversionskomponente bei Institutionellen in der Studie von Union Investment in abgewandelter Form auf, so kann man zu dem Schluss kommen: Die AIFM-Richtlinie kann als Katalysator wirken für qualitativ höherwertige Real Asset-Produkte bei bestimmten Anbietern der Geschlossene Fonds-Branche.

Bei einzelnen Anbietern in dieser Branche nimmt man zunehmend wahr, dass diese ihre Chance erkennen: Fokussierung in der Ansprache Institutioneller, Einbindung von Investoren bei Objektauswahl, proaktiven Umgang mit dem Thema AIFM im öffent- lichen Auftritt. Natürlich, die Richtlinie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Marktbereinigung führen in diesem Anbietersegment. AIFM bietet großes Geschäfts- potential für Kapitalanlagegesellschaften und Anbietern aus dem Bereich Geschlossene Fonds – beide Seiten können sich im Interesse der Investoren noch stärker aufeinander zubewegen.

Ausblick
Böse Zungen behaupten, dass ein Übermaß an Prozessen und Regulierung häufig über einen Mangel an Talent hinwegtäuschen wollen. Bestimmt eine etwas überzogene Sichtweise, aber Regeln und Risikomanagement können hilfreich sein: Aktive Selektion von guten Produkten, Managern und Ansätzen wird durch sie schwer zu ersetzen sein. Auch UCITS hat nicht zwangsweise zu besseren Managern und Produkten geführt. Neue Regulierung und Absichtserklärungen von Investoren kann man als einen Be- standteil von „schöpferischer Zerstörung“ (Optimierung von Bestehendem) betrachten – optimal wäre flankierend noch der „schöpferische Aufbau“ von Produktauswahl- und Asset Allocation-Methoden von Institutionellen!

Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de

Artikel teilen