FONDSBOUTIQUEN & PRIVATE LABEL FONDS – Rohstoffaktien, Asset Management und Mannheim (Vortrag, 29.1.2020, Interview – Urs Marti)

Auch bei Rohstoffen sind viele Fondsboutiquen als aktive Manager begehrte Ansprechpartner bei Investoren. Markus Hill* sprach für FONDSBOUTIQUEN.DE mit Urs Marti, Partner bei SIA Funds AG, einer Value Boutique aus der Schweiz. Urs Marti und Alex Rauchenstein werden gemeinsam am 29.1.2020 in Mannheim einen Fachvortrag zu diesem Themengebiet halten (Fondsselektoren – INVITATION ONLY-Format).

Hill: Herr Marti, Sie haben sich vor 3 Jahren nach einer längeren Pause entschieden wieder einen Rohstoffaktien-Fonds zu verwalten. Sind Sie mit den bisherigen Ergebnissen zufrieden?

Marti: Eigentlich schon. Es läuft sehr ähnlich ab wie vor 20 Jahren. Analog zur Techblase interessiert sich niemand für den Sektor, obwohl die meisten Rohstoffpreise bereits seit Ende 2015 den Tiefpunkt hinter sich haben und eine positive Entwicklung verzeichnen. Die Firmen sind gesund, die Verschuldung wurde reduziert, es werden schöne Cashflows generiert, Dividenden, Aktienrückkäufe, etc.  Bekannte antizyklische Value-/Distressed-/Makro-/Langfristinvestoren steigen ebenfalls in diese Sektoren ein. Vermehrt melden sich Anleger bei uns. Unsere Anlässe werden wieder gut besucht, das Thema stößt zunehmend auf Resonanz. Unser Fonds ist gut aufgestellt und nun bereit für die nächste Phase.

Hill: Was unterscheidet den Long Term Investment Fund Natural Resources von den Mitbewerber-Konzepten oder von einem passiven Produkt?

Marti: Unser Fokus liegt klar auf mittelgrossen Firmen im Bereich Industriemetalle und Öl, Agrarunternehmen sowie aus anderen Sektoren. Wir sind keine Freunde von den grossen Energiefirmen, die ihre Zukunft in der Energiewende statt im Ölgeschäft sehen. Wir mögen Firmen, die von steigenden Preisen profitieren, die keine defensiven Cashflows aufweisen – ebenso keine Explorationsunternehmen. Zudem halten wir keine Goldminen. Dies aufgrund der Tatsache, dass Goldminen immer teurer sind als Basismetallminen. Außerdem gibt es bereits einige gute Goldminenfonds auf dem Markt. Persönlich würde ich sogar dezidiert zu Investitionen in diese Fonds raten. Etwas plakativ formuliert investieren wir in die Art von Unternehmen, welche von 2001 bis 2007 am Meisten profitiert haben. Fast alle unsere Unternehmen haben eine Gemeinsamkeit. Sie haben den Höhepunkt ihrer Investitionen abgeschlossen und werden in den nächsten Jahren die Früchte davon ernten. Bei vielen Rohstoffen erwarteten wir aufgrund der Unterinvestitionen seit 2011 eine abnehmende Verfügbarkeit und dadurch Defizite, welche die nächsten Jahre anhalten werden. So gesehen befinden sich unsere Gesellschaften im von uns genannten „Value Bracket“, das heißt, wir sind in der Lage, sehr günstig diese Unternehmen zu erwerben. So handeln beispielsweise unsere grösseren Unternehmen auf einem EV / EBITDA von 4-6x und die kleineren zwischen EV / EBITDA von 2-3x. Bewertet auf der Grundlag von aktuellen Spotpreisen.

Hill: Das klingt alles sehr einleuchtend. Was könnte Ihrer Ansicht nach passieren, dass sich Ihre Erwartungen für den Fonds nicht erfüllen?

Marti: Zum einen ist das Timing einer physischen Knappheit aufgrund von unbekannten Lagern für Rohstoffe kurzfristig schwierig. Längerfristig korreliert das Angebot jedoch mit den Investitionen, da man jährlich jeweils 3 bis 5% der Produktion aufgrund von „Entleerung“ ersetzen muss. Das wohl grösste Risiko besteht darin, dass die Zentralbanken zu restriktiv sind und die Weltwirtschaft zum Kollaps bringen. Dies ist jedoch nicht unser Szenario. Im Gegenteil, wir erwarten zunehmend fiskalische Massnahmen und eine weiterhin sehr expansive Geldpolitik. Der Rohstoffsektor nimmt vorweg, dass die Weltwirtschaft auf ewig stagniert und von heute der Verbrauch von Rohstoffen nur noch stagniert beziehungsweise sinkt. Praktisch alle anderen Assetklassen diskontieren sehr starkes Wirtschaftswachstum. Entweder gibt es das eine oder andere als Perspektive. Man kann sich ja mal ausmalen, was eine ewig stagnierende Weltwirtschaft für Folgen für den Immobilienmarkt, den Techsektor, die Staatseinnahmen, Venture Capital, Private Equity, High yield bonds, und so weiter habe würde. Zusammenfassend erachten wir unseren Rohstoffaktienfond als interessant, beträgt doch der „Expected Return“ 21% für die nächsten paar Jahre für uns .

Hill: Vielen Dank für das Gespräch und viele gute Gespräche in Mannheim für Sie und Herrn Rauchenstein. Ich freue mich auf die Moderation („MH-Befangenheit“) und bin gespannt auf Ihren Vortrag!


*Markus Hill begleitet schon viele Jahre Veranstaltungen der SIA Funds AG (Sponsor). Er ist unabhängiger Asset Management-Consultant in Frankfurt am Main. (Transparenz: Siehe auch das Impressum der unabhängigen Seite FONDSBOUTIQUEN.DE). FONDSBOUTIQUEN.DE wird sich in Folgebeiträgen intensiver mit Thema Fondsboutiquen und Rohstoffe beschäftigen. In diesem Bereich gibt es viele interessante Fondsboutiquen (Stabilitas, Tresides, Commodity Capital etc.: Input ist hier immer willkommen!). FONDSBOUTIQUEN.DE gibt keine Anlageempfehlungen, natürlich stehen die aktiven Manager hier im Wettbewerb mit passiven Konzepten.

Information zur Anmeldung
(INVITATION ONLY, Uhrzeit, Inhalte, Zielgruppe, etc.): 
redaktion@fondsboutiquen.de

Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de

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