„Deutschland als Fondsindustriestandort und mit interessanten Investoren ist für Ausländer attraktiv!“ (Interview – Markus Hill)

Vom 24. bis 27. Juni findet die branchenweit bekannte Fachkonferenz FundForum International in Monaco statt. Der unabhängige Branchenexperte Markus Hill wird dort eine Paneldiskussion deutschsprachigen Fondsselektoren zum Thema Fondsboutiquen moderieren. IPE Institutional Investment-Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit ihm über die aktuelle Lage der Fondsindustrie in Deutschland.

IPE Institutional Investment: Herr Hill, welche Themen werden Sie in Ihrem Panel in Monaco diskutieren?

Hill: Zum einen wird kurz die Situation in Deutschland skizziert, Marktwachstum und aktuelle Entwicklungen im Bereich Fondsboutiquen, Private Label Fonds. Zum anderen werden Themen wie Selektionskriterien, Stärken und Schwächen von unabhängigen Asset Managern diskutiert. Die Situation in Deutschland wird erörtert, zum Beispiel: Wie interessant sind Fondsboutiquen aus Deutschland? Wie interessant sind Fondsboutiquen aus dem Ausland? Was kann ein ausländischer Manager machen, um das Interesse von deutschen Fondsselektoren zu gewinnen?

Diskussionsbedarf scheint auch beim Thema Fonds- bzw. Managerresearch zu bestehen. Aus verschiedenen Diskussionen mit deutschen Family Offices scheint ein Gedanke darin zu bestehen, sich verstärkt international zu vernetzen. Gerade diese Woche kam das Thema bei einem Telefonat mit einem Family Office wieder auf. Wie kann ein englisches oder amerikanisches Family Office einem deutschen Family Office bei der Auswahl von englischen und amerikanische Boutique-Managern helfen? Dies ist natürlich keine Einbahnstraße und lässt auch Rückschlüsse auf Kooperationsgedanken von anderen Investorengruppen zu: Was können deutsche Fondsselektoren von ausländischen Investoren lernen?

IPE Institutional Investment: Sie sprechen mit Fondselektoren. Welche Rolle spielt bei Ihrem Panel der Bereich Asset Manager bzw. Produktanbieter?

Hill: Auf dem FundForum International findet man die internationalen Vertreter der Branche. Neben Investoren sind das vor allem auch viele Fachkräfte aus den Bereichen Marketing, Vertrieb, Business Developement. Viele dieser Fachleute schauen mittlerweile durch eine „rosigere“ Brille nach Deutschland – Deutschland als „Hub“ inmitten Europas kann neben Luxemburg zunehmend interessanter werden für den Markteintritt. Trotz allen Europa-Bashings und dem Asien-Hype gibt es auch den Trend, dass Deutschland vom Ausland als eine „Große Schweiz“ betrachtet wird, zugegebenermaßen bin ich als Frankfurter mit dieser Meinung als befangen zu betrachten. Der Standort ist attraktiv, liegt zentral und verfügt über eine exzellente Infrastruktur auch im Bereich der Fondsindustrie.

IPE Institutional Investment: …und Luxemburg?

Hill: Viele der deutschen Kapitalanlagegesellschaften haben auch Tochterunternehmen in Luxemburg. Fondsauflage in Kombination mit direkter Vertriebsunterstützung im deutschsprachigen Raum kann eine Option sein. Generell profitieren Kapitalanlage- sellschaften aus Deutschland und Luxemburg von Ihrer zentralen Lage, im Gegensatz zu London. Häuser wie Universal-Investment, IPConcept, Hauck & Aufhäuser und viele andere werden ihre Geschäftsmodelle Fondsauflage und Vertriebsunterstützung optimieren. Dieser Trend zeichnet sich schon seit längerem ab.

IPE Institutional Investment: Worin sehen Sie den Wert von Fachkonferenzen? Was kann eine realistische Erwartungshaltung an diese Events sein?

Hill: Primär sehe ich den Wert im fachlichen Gedankenaustausch. Es hängt vom Veranstaltungsformat ab – es gibt renommierte Fachkonferenzformate wie in Monaco und Fachkongresse in Deutschland. Im Juli werde ich in Frankfurt an einem Stiftungspanel teilnehmen, bei dem vertieft auch Themen wie Investitionsoptionen im Niedrigzinsumfeld und unabhängige Vermögensverwaltung stehen werden. Bei solchen Fachdiskussionen kann man, ähnlich wie in Monaco, aktiv den Dialog mit Investoren und Produktanbietern pflegen. Bedürfnisse von Investoren und Erwartungen an die Fondsindustrie können ohne „Sales-Klima“ geführt werden. Als Branchenexperte der mit vielen Marktteilnehmern spricht, ist man oft erstaunt, wieviele Kommunikationsbarrieren es in manchen Marktsegmenten gibt.

Es gibt aber auch andere Formate, die sich rein auf Investoren fokussieren. Wenn ich mir für Auftraggeber öfter Produkte und Manager ansehe, dann stelle ich schon einen Unterschied in der Atmosphäre dieser Veranstaltungen fest, völlig wertfrei. Solche Formate wie Businessfrühstücke, oder Veranstaltungen von Asset Managern für Investoren und Consultants erscheinen oft thematisch „eingeschränkter“. Dem einen oder anderen Besucher kommt das entgegen – wie Sie schon anmerken, es kommt auf die Erwartungshaltung an. Erwartet man auf Fachkonferenzen und bei Investorenveranstaltungen nicht das „schnelle Ticket“, so kann der fachliche Gedankenaustausch sehr den Horizont erweitern.

Schnattinger: Vielen Dank dafür und viel Glück für Ihr Panel, auch in Frankfurt.


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com

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