„Viele dieser Themenkreise finden sich generell bei gebundenen und unabhängigen Asset Managern: Differenzierung, Disziplin, Transparenz und Visibilität“ (Interview – Markus Hill)

Vom 6. bis 8. Juni findet das FundForum International in Berlin statt. Der unabhängige Branchenexperte und IPE Institutional Investment-Autor Markus Hill moderiert dort auch in diesem Jahr eine Paneldiskussion. Mit Entscheidern von Family Offices diskutiert er über den Themenkomplex Asset Management, Due Diligence und auch über den Themenbereich Fondsboutiquen. Bereits im April diesen Jahres moderierte er eine Veranstaltung mit Professor Dr. J. Carlos Jarillo („Strategische Logik – Die Quellen der langfristigen Unternehmensrentabilität“) zu dem Themenkomplex Value Investing und Private Equity, bei der ebenso einer der zentralen Diskussionspunkte der Ownership Approach bei Fondsboutiquen und auf Investorenseite diskutiert war. Chefredakteur Frank Schnattinger sprach mit ihm über aktuelle Themen, die auch vor dem Hintergrund der vorangegangenen oder zukünftigen Veranstaltungen bei Family Offices und Asset Managern verstärkt diskutiert werden könnten.

IPE Institutional Investment: Im Juni werden Sie Ihre Paneldiskussion zum Thema Family Offices und Due Diligence im Asset Management-Bereich in Berlin durchführen. Welchen Themenkreis sprechen Sie dieses Jahr an und wer sind die Teilnehmer?

Hill: Das FundForum International findet dieses Jahr das erste Mal in Berlin statt. In den drei vorherigen Jahren hatte ich Panels mit Fondsselektoren in Monaco moderiert. Ich bin gespannt darauf, wie Berlin im Vergleich zu Monaco von den Besuchern der Veranstaltung aufgenommen wird. Natürlich freue ich mich auch darüber, dass der Standort Deutschland bezüglich der Asset Management-Industrie hierdurch international aufgewertet wird. In Frankfurt gibt es im auch dieses Jahr im Oktober wieder eine ähnlich breit angelegte Veranstaltung vom BVI (BVI Asset Management Konferenz) mit starkem Frankfurter Networking-Charakter. Das Panel in Berlin am 8. Juni wird sich auch in diesem Jahr mit den Themenkreisen Asset Management, Due Diligence bei der Fondsauswahl und mit dem Themenkreis Fondsboutiquen beschäftigen. Panelisten sind diesmal Marcel Müller (HQ Trust), Christian Hammes (ETA Family Office), Jacob von Ganske (Deutsche Oppenheim Family Office AG), Antje Biber (Feri Trust) und Magnus von Schlieffen (Breidenbach von Schlieffen & Co.) sein.

IPE Institutional Investment: Gibt es spezielle Punkte im Rahmen des Panels, die zusätzlich von Interesse sein könnten?

Hill: Natürlich werden üblicherweise Themen wie Selektionskriterien für Asset Manager diskutiert. Auch über Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Auswahl von konzerngebundenen und unabhängigen Asset Managern. Wir haben immer wieder feststellen können, dass verschiedene Anbieter auch gerne erfahren würden, wie man leichter in den direkten Kontakt mit Family Offices kommen kann. Die übliche Erfahrung scheint oft zu sein: „Don’t call us, we call you!“. Ein interessanter Aspekt hierbei kann das Verhalten von Produktanbietern und Sales in verschiedenen Marktphasen sein. Auch können Erfolgsfaktoren und Misserfolgsfaktoren beim Fondsboutiquen-Setting kritisch diskutiert werden. Aktiv versus Passiv, Regelgebunden versus Nicht-Regelgebunden, die Rolle von Nachhaltigkeit und Impact Investing-Gedanken, Roboadvisory und Family Offices – auch diese Themen sind der Diskussion wert. Viele dieser Themenkreise finden sich generell bei gebundenen und unabhängigen Asset Managern: Differenzierung, Disziplin, Transparenz und Visibilität. Auch in den Vorjahren in Monaco wurden diese Themen kontrovers diskutiert. Interessant waren auch Punkte wie die Abgrenzung von liquiden zu nicht-liquiden Fondskonzepten beziehungsweise die Rolle der Verpackung des Produkts: Welche Skills braucht man als Selektor bei welchem Produktdesign? Ich will an dieser Stelle aber nicht allen Punkte der Diskussion im Detail vorwegreifen. Jeder der Panelisten bringt ja hier noch seine eigene Note ein: Herkunft, Interessen, Knowhow und Netzwerk.

IPE Institutional Investment: Sie beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Fondsboutiquen. Welche Themen stehen derzeit hier in Ihrem Fokus?

Hill: Zuletzt hatte ich die zusätzlich Gelegenheit, mich noch intensiver mit dem Thema Value Investing zu beschäftigen. Zum einen im Rahmen eines Selektionsmandats, zum anderen hatte ich im letzten und in diesem Jahr die Gelegenheit, verschiedene Veranstaltungen (Frankfurt, Köln, Hamburg) mit Prof. Dr. J. Carlos Jarillo begleiten zu können. In seinen Vorlesungen und Publikationen hat er sich seit Jahren stark mit Themen wie Strategie, Positionierung und Konkurrenzanalyse beschäftigt. Natürlich hat er bei den Investorenveranstaltungen als Sponsor über seinen eigenen Fonds gesprochen, dies war aber meiner Ansicht nach nicht der Hausaspekt der Veranstaltungen. Mir hat gefallen, dass ich im Vorfeld auch über einige Konkurrenzprodukte bzw. Mitbewerberansätze sprechen durfte – als jemand, der aus einer unabhängigen, kommentierenden Position spricht, mein Motto: „Diversifikation durch den Einsatz von vielen klugen Köpfen im Portfolio“. Wenn man sozusagen mit einer etwas neutraleren Brille auf die Branche schaut, gibt es natürlich sehr viele interessante Ansätze im Value-Bereich. Es gibt gestandene Unternehmer, die Fonds managen. Leute mit stärker wissenschaftlichem Touch, Experten die von größeren Häusern kommen. Oder in diesem Fall einen Person, der Unternehmen anders als ein Manager aus der Finanzbranche eher mit der Brille eines Strategie-Professors betrachtet. Alle Ansätze, optimaler Weise, finden Ihre Berechtigung bei Fondsselektoren, schon allein aus Risikomanagementperspektive betrachtet.

IPE Institutional Investment: Gibt es andere Themen, die Ihnen in der aktuellen Diskussion stärker aufgefallen sind?

Hill: Im Allgemeinen erscheint der Druck im Markt zu herrschen, sich stärker auch tendenziell risikoreicheren Investments zumindest verstärkt prüfend auseinanderzusetzen. Das betrifft zum einen Fondsprodukte, aber auch Direktinvestments – unabhängig von der Assetklasse. Auch Family Offices geben hier oft im Gespräch zu, dass hier noch Kapazitäten im Bereich Knowhow ausgebaut werden könnten, gerade im Segment von tendenziell eher illiquiden Investments. Hier zum Beispiel im Bereich Real Assets, AIF-Bereich etc. Sie hatten ja auch gerade im Rahmen Ihrer Frühstücksseminare das Thema aufgegriffen. Ich hatte in diesem Jahr unter anderem in diesem Jahr stärkere Berührungspunkte zu diesem Bereich, da ich für ein Familienunternehmen aus den USA, in Kombination mit einem Immobilienentwickler – oft typische Family Office-Aufstellung in solchen Bereichen, mit vielen Investoren in Deutschland, Schweiz und Österreich über das Interesse am US-Immobilienmarkt gesprochen habe. Einige Family Offices und andere Investorengruppen hatten hier in einigen Fällen zusätzlich Interesse an einem persönlichen Kontakt zum Produktanbieter. Kernpunkt war, dass auch kleine Unternehmen mit hohem Spezialisierungsgrad und mit vermutetem Zugang zu interessanten „Off-the-market-Offerten“ durchaus auf Interesse stoßen. Auch im Bereich Private Banking und bei einzelnen Versorgungswerken. Oft weniger bezogen auf konkrete Projektofferten, sondern ebenso stark ausgeprägt das Interesse an speziellen Knowhow, bei dem der eine oder andere Investor beziehungsweise Produktverantwortliche sich darüber bewusst ist, dass man nicht in jedem speziellen Bereich Spezialisten einstellen kann. Ein weiterer interessanter Aspekt bei diesen Gesprächen war, dass viele Investoren durchaus einen großes Interesse an fachlichen Gedankenaustausch haben (Produkte, Ansätze, Marktüberblick), sofern diese Gespräche nicht primär einen vertriebsorientieren Fokus haben. Oder einfach ausgedrückt: Wenn beide Parteien auch ein aufrichtiges inhaltliches Interesse an den diskutierten Themen haben!

IPE Institutional Investment: Gibt es noch typische Modethemen im Bereich liquider Investments?

Hill: Ein aktuelles Bespiel – gerade spreche ich für eine Unternehmergruppe über ein Fondskonzept für die potenzielle Auflage eines Investmentfonds mit Dividendenfokus. Hier tausche ich mich mit einer größeren Anzahl von Fondsselektoren aus, über Pro und Contra zu gewichten. Das Thema ist auch deshalb für mich von Interesse, weil es auch einen starken Bezug zu dem Thema Value Investing und Ownership Approach hat. Völlig losgelöst von Produktverpackungen – Unternehmer, Dividenden, Private Equity versus Family Equity und Co. – viele Themenstränge laufen hier zusammen, finden sich in jedem Gedankenaustausch mit den Investoren wieder. Family Offices, Vermögensverwalter und auch kleinere Vermögensverwalter schätzen solche Ansätze wegen der „Chemie“ – hier spricht in der Regel der Unternehmer zum Unternehmer über die jeweiligen Investmentansätze. Wie im Fondsboutiquenbereich: Gelebte Mittelstandsdenke erleichtert oft den Erstkontakt. Das Produkt könnte eine Lösung für die eigenen Gelder der Unternehmer sein, in ähnlichem Rahmen wurden die Gelder der eigenen Familie und die von anderen Familien in einer ähnlichen Konstellation verwaltet. Spricht man dieses Thema an, so wird mir sehr oft gespiegelt, dass Dividendenansätze zum einen als Modethema gesehen werden, da in der Niedrigzinsphase Bedarf an Ausschüttungen besteht und auch neue Anbieter auf den Markt treten. Zumal es nicht so einfach ist – schnell einmal die Unternehmen mit der höchsten Dividende auswählen – kann ein sehr, sehr großer Fehlschluss sein. Vertieft man das Gespräch relativiert sich dieser Eindruck: Aktien und Dividenden sind immer Dauerbrenner gewesen. Ein beruhigender Aspekt dieser Diskussion – auch hier erfolgt am Schluss immer eine Marktbereinigung durch die Peitsche der Transparenz im Publikumsfondsbereich.

IPE Institutional Investment: Vielen Dank für das Gespräch.


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com

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