Kommentar: Real Assets, SRI und Institutionelle

„Immer wenn das Minus steigt, der Investor oft zur Langfrist neigt!“. Der eine oder andere Branchenkenner neigt zu derartigen Äußerungen, wenn er in Deutschland die Diskussion um Real Assets, SRI und die Investmentpolitik bei manchen institutionellen Investoren betrachtet. Natürlich mit einem gewissen „Naserümpfen“ über die Produktpolitik bestimmter Produktanbieter in diesem Feld, national und international gesehen. Kann das Interesse an Real Assets möglicherweise indirekt auch einen positiven Branchentrend beschreiben?

Investoren und Information Overflow-Thematik
Den Rechnungszins langfristig erwirtschaften – eines von vielen Themen von institutionellen Investoren in Deutschland. Finanzkrise und Vertrauensverlust in die Finanzindustrie schärft bei vielen Investoren im Moment klar die Aufmerksamkeit für Real Assets, Beispiele: Erneuerbare Energien (Solar, Wind, Biotreibstoffe etc.), Agrarflächen, Forstwirtschaft. Langfristdenke erscheint derzeit in Mode zu sein, wie bei Themenbereichen wie Fondsboutiquen, deutscher Mittelstand und Impact Investing.

Einige dieser Themenfelder bewegen sich derzeit im Bereich Due Diligence von Projekten/Produkten oft auf schwankendem Boden: Auswahl, Vermittlung, Bewertung, Bewirtschaftung, Instandhaltung und Projektmanagement – viele institutionelle befinden sich derzeit in der Phase von Know-how-Aufbau und Netzwerkausbau „Consultant-Expertise“.

Komplexe Produkte und Dienstleistungen müssen bei den Investoren für die Bewertung in einem Prozess „gemanaged“ werden, der ursprünglich stärker den Fokus auf traditionellen Asset Management-Produkten hatte. Bereiche wie das Seeding von Neuprojekten müssen vielleicht neu betrachtet werden.

Ausländische institutionelle Investoren bestätigen zusätzlich in Diskussionen in Frankfurt (Beispiel: „Info-Hub Frankfurt-Roundtable“) das große Interesse an der deutschen Renewable Energy-Kompetenz (Stichwort: EEG), suchen aber auch nach Know-how für die Due Diligence, bei Produkten, Dienstleistungen wie auch bei der Auswahl und Bewertung von Direktinvestments.

Produkt- und Service-Provider – alte Themen, hoher Druck
Infrastrukturinvestments, eine der Schnittmengen-Beispiele der oben angesprochenen Investmentfelder, sind kein neues Phänomen. Der PR-„Hype“ der Industrie erscheint in diesen Feldern insofern oft schwer verständlich. Ein möglicher Treiber für diese Ent- wicklung: Ertragsdruck („Profitable Stagnation“), Kostendruck durch hohe Fixkosten- apparate (Asset Management-Industrie), das Nutzen von Produkt- und Dienstleistungszyklen (Consultants, Medien) – alles normale Entwicklungen in teilweise sehr reifen Industrien mit hohem Wettbewerb.

Ein möglicher weiterer Treiber: Regularien wie AIFM. Kapitalanlagegesellschaften wie Universal Investment, Union Investment, DWS etc. profitieren von den neuen „Profitfeldern“ bei Fondsauflage und Administration. Know-how und professionelle Netzwerkstrukturen bilden sich dort und im Consultant-Bereich.

Auch ausländische Produkt- und Service-Provider verfolgen die Entwicklung auf dem deutschen Markt mit Interesse. Auch hiervon profitieren Investoren, da größere Auswahlmöglichkeiten in den angeführten Bereichen entstehen – unabhängig vom Arbeitsfeld Due Diligence von Investment-Opportunitäten. Ähnlich wie im Feld Fondsboutiquen und Private Label Fonds erzeugt ein Anstieg an Markt-Komplexität häufig einen zusätzlichen Nutzen für Investoren.

Ausblick
Langfristdenke bzw. „Mittelstandsdenke“ erscheint vielleicht manchmal als Lippen- bekenntnis in der Diskussion im Bereich Produktpolitik. Vertrieb kann oft stark von Kurzfristdenke dominiert sein. Komplexität kann unter Umständen zu einer Steigerung von Qualität führen. Vielleicht provoziert der in Teilen anzutreffende Attentismus der Investoren freiwillig oder unfreiwillig ein positives Maß an Entschleunigung und einen eher langfristigen Trend in der Branche, im Sinne von: „Slow growth, sustainable growth, good growth“!

Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de


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