Kommentar: Private Label Fonds und Seed Money-Suche – Professionalisierung erstrebenswert

Seed Money, auf Deutsch Start- oder Anfangsgeld, wird in der Regel als Anschubfinanzierung für Fondsprojekte eingesetzt. Wie Initiatoren einen Sponsor für ihre Idee gewinnen können…

Originalton eines potenziellen Seed-Investors in Frankfurt für verschiedene Projekte, die vielleicht gefördert werden könnten: „Im Zweifelsfalle gehe ich davon aus, dass es doppelt so lange dauert und nur halb soviel Ertrag einbringt wie prognostiziert“. Diese sehr klare Herangehensweise erscheint ambitioniert und verkleinert das Potenzial von möglichen Seed-Money-Kandidaten sehr. Projektmanagement im Bereich Seed-Money-Suche für die Private Labels Fonds-Auflage kann von dieser klaren Linie profitieren. Als Private-Label-Fonds (PLF) bezeichnet man Publikumsfonds, die von einer Kapitalanlagegesellschaft in Kooperation mit externen Partnern aufgelegt werden.

Oft wird vergessen, dass noch so viele kommunikative Exzellenz einen Mangel an systematischer Vorgehensweise oder Produktqualität schwer ersetzen kann. Insbesondere dann, wenn der Portfolio-Manager beziehungsweise Berater keine etablierte Größe in seiner Anlagekategorie darstellt. Ein ähnliches Setting ergibt sich übrigens häufig bei “ großen Gesellschaften“, wenn der Portfoliomanager zum Beispiel ohne große Erfahrung neue Fondskonzepte umsetzen soll (Beispiele: 130-30-Fondshype, UCITS-Thematik, SRI). Nicht nur “ kleine“ Gesellschaften, die hier betrachtet werden, haben oft Schwierigkeiten, gute Fondskonzepte an mögliche Seed-Investoren heranzutragen.

Offene und geschlossene Fondswelt liegen übrigens in dem Projektfeld Seed Money-Suche auch nicht so weit auseinander – leider wird hier oft nicht bereichs- übergreifend gedacht. Auf den Punkt gebracht: Am Ende des Tages geht es um die Präsentation einer Investmentidee – Produkthülle sollte Inhalt folgen.

Kapitalanlagegesellschaften – nicht der klassische Seed-Investor

Etablierte Fondsgesellschaften wie DWS oder Union Investment mögen über potenzielle Ressourcen verfügen, um sich bei bestimmten Produkten sozusagen in der „Anschubfinanzierung“ einbringen zu können. Ein Kerngeschäftsfeld Seeding für Manager ohne Track Record wurde hier bisher noch nicht definiert. Auch die mehr auf das Private Label Fonds-Geschäft spezialisierten Häuser wie Universal Investment, Hansainvest oder Alceda betrachten sich in erster Linie als Service Provider und weniger als Kapitalgeber für Fondsprojekte.

Seed Money-Suche – drei mögliche Fragen

Ein zu klärender Punkt bei der Fondsauflage ist natürlich, ob das eigene Können dazu reicht, potenzielle Investoren zu begeistern. Die erfolgreiche Beantwortung dieser Frage vorausgesetzt ergeben sich bei späteren Schritten des Auflageprozesses vielleicht folgende Fragen für den Fondsinitiator:
1. Kann ich den Fond mit eigenem Geld starten?
2. Verfüge ich über das Netzwerk und Zugang zu potenziellen Seed Investoren?
3. Besitze ich Budget und andere Ressourcen um den Prozess erfolgreich zu starten?

Man kann bestimmte Punkte dieser Fragestellungen an dieser Stelle kurz diskutieren.

Seeding aus eigener Kraft

Die Finanzierung einer Fondauflage aus eigenen Mitteln scheitert häufig an der Kapitalausstattung; vom „kleinen“ Vermögensverwaltern bzw. bei einer bestimmten Größe vom Fondsadvisor. Vielen Fondsinitiatoren fällt es auch schwer, in einem kalkulierbaren und verbindlichen Zeitrahmen Kundengelder dem potenziell neuen Fonds als Grundbetrag zuzuführen. Zu diskutieren wäre an dieser Stelle auch, welcher Betrag überhaupt zu Beginn wirtschaftlich vertretbar wäre im Sinne der Investoren, da die jeweiligen Kapitalanlagegesellschaften auch hier Fondsinitiatoreninteresse, eigene wirtschaftliche Interessen und Fondsinvestoreninteresse sinnvoll abwägen müssen.

Häufig ist weniger bekannt, dass aber auch „größere“ Häuser aus unternehmens- politischen Gründen manchmal Schwierigkeiten haben, trotz exzellenter Netzwerke, für Fondsprojekte in einem vertretbaren Zeitrahmen Seed Money einzuwerben. Diese Gründe für diesen Sachverhalt findet man hier häufiger im Bereich des Produkt- managements (Prozesse, Ressourcen) und im Feld Projektmanagement. Ein Feld mit Optimierungspotenzial, die „Blackbox“ gibt es nicht nur im Portfolio Management-Prozess.

Netzwerk – Kontakte sind keine Garantie

Es gibt Fondsprojekte, die trotz exzellentem Netzwerk scheitern. Dieser Sachverhalt wurde von dem Autor in einem anderen Beitrag angesprochen – kurz gesagt: Fondsprojekte, auf welche die Welt nicht gewartet hat bzw. die gegenwärtige bzw. die zu erwartende Leistung des potenziellen Fondsmanagers überzeugt nicht.

Bei Fondsinitiatoren, die scheinbar über ein exzellentes Netzwerk verfügen, stellt sich selbst bei erkennbarer Erfolgsträchtigkeit des Fondsauflagevorhabens (Performance, Track Record etc.) die Frage, ob der Fondsinitiator in einem vertretbaren Zeitrahmen die notwendige Anzahl von den richtigen Kontakten anspricht (u. a. auch Thematik Ressourcen): Aus Erfahrung kann man sagen, dass zum Beispiel nur eine sehr kleine Anzahl von Initiatoren überhaupt relevante Datenbanken besitzen bzw. aufgebaut haben. Auch bestimmte Family Offices haben in Teilen diese Probleme: Aus Gründen der Diskretion kann nicht „laut polternd“ auf dem Markt nach Investoren oder Co-Investoren gesucht werden, Eleganz in der Kommunikation ist gefragt – mit oder ohne Datenbanken.

Erfahrungsaustausch kann hilfreich sein: Verbände wie der Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) oder auch Nachrichtendienste wie Citywire (Ausland) können oft Anregungen bieten oder aufzeigen, welche Unternehmen sich möglicherweise mit ähnlichen Fragestellungen (Produktauflage, Seeding, Vertrieb etc.) beschäftigen.

Budget und Ressourcen – zentraler Stolperstein bei Fondsprojekten

Die Budgetierung von internen oder möglicherweise extern unterstützen Fondsauflageprojekten stellt häufig den strategischen Engpass bei der Konzipierung neuer Fonds dar. Wie bei Forschung und Entwicklung im Bereich Industrie gilt auch für die professionelle Fondsauflage: Wenn Projekte im Trubel des Tagesgeschäftes heranreifen – manchmal sogar eher aus wirtschaftlicher Not motiviert bzw. aus opportunistisch getriebener „Ertragsgier“ – besteht bewusst oder unbewusst oft die Gefahr, dass der Startschuss für eines der zahlreich am Markt zu findenden „Wir-wursteln-uns-konzeptionslos-durch“-Projekte entsteht. Am Schluss dieser Projekte steht dann ein verzweifelter Fondsinitiator, der bei der Endphase der Seed Money-Suche mit der „Streubüchse“ versucht, händeringend irgendeinen bzw. irgendwelche Investoren zu finden.

Der Stresspegel bei Fondsprojekten steigt insbesondere, wenn sich langsam die Erstzeichnungsfrist dem Ende zuneigt. Eine Sondervariante dieser Stressvariante sind Gespräche mit Fondsinitiatoren mit dem Teno: „Wir haben das nötige Geld für den Fondsstart schon eingesammelt – uns fehlen nur noch die letzen zwei Millionen von zwanzig Millionen – habe Sie nicht eine Idee?“

Fazit

Wenn beispielsweise eine unausgegorene Fondsidee auf nicht-priosierende, unterbudgetierte Projektdesigns trifft, kann der Fondsinitiator sich auf spannende, aufreibende Zeiten einstellen. Der Wunsch, einen eigenen Fonds aufzulegen, kann einen lehrreichen und erfolgreichen, ertragreichen Prozess anstoßen. Sollte sich im Laufe der kommenden Jahre eine Professionalisierung im Bereich Seed Money-Suche entwickeln, dann würde zunehmend der folgende Ausspruche Gültigkeit verlieren: „Wie Butter in der Sonne – am Schluss schmilzt nichts so schnell hin wie die Zusage von Seed Money“. Man wünscht es der Branche von Herzen – interessante neue Produkte bereiten Vertrieb und Investoren große Freude.


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com

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