Kommentar: Faktoren für den Anlageerfolg – Family Offices, Fondsboutiquen und „Skin in the Game“

„Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet“ (Peter Bamm). Geht man bei institutionellen Investoren von einem konstruktiven Pessimismus in Form von professionellem Risikomanagement aus, so kann die Betrachtung ergänzender Sichtweisen aus anderen Investorenkreisen bereichernd erscheinen. Welche Sichtweise findet man bei Family Offices und unabhängigen Vermögensverwaltern? Gibt es Ansätze, bei denen zusätzliche Aspekte beim Investieren eine Rolle spielen können?

Aufgaben

Klassische institutionelle Investoren sowie Family Offices und unabhängige Vermögensverwalter begleiten ähnliche Aufgaben. Beispiele: Asset Allokation, Produkt- bzw. Manager-Selektion, Risikomanagement. Inwiefern und in welcher Tiefe selber aktives Management für die Kunden beziehungsweise Auftraggeber betrieben wird kann sich hier unterscheiden. Ein besonderer Bereich stellt zusätzlich der Einsatz hauseigener Produkte dar (z. B. „Unternehmerfonds“, konzerneigene Manager bei Versicherungen etc.). Die Grenzen zwischen „Nur-Allokation“, aktivem und passiven Management erscheinen hier oft fließend.

Zeithorizonte

Institutionelle wie auch Family Offices und konzernunabhängige Vermögensverwalter („Fondsboutiquen“) verfolgen in der Regel einen langfristigen Investmentansatz. Zumindest ergibt sich aus der Aufgabenstellung dieser Sachverhalt. Aufgrund von Entscheidungsstrukturen kann diese Langfristdenke oft unterschiedlich gelebt werden. Ein Beispiel: Entscheider in größeren Organisationen sind häufiger aufgrund von Regulierung und anderer Vorgaben interner und externer Art im Entscheidungsspielraum eingeschränkter als kleine, „windschnittige“ Einheiten. Extrembeispiel: Prinzipal bei Single Family Office versus Anlagegremium bei Versicherung. Dies sagt zunächst wenig über die letztendliche Güte und Professionalität der Entscheidung aus – einen Einfluss auf Geschwindigkeit und Flexibilität von Entscheiden bei Anlageentscheidungen lässt sich hier unterstellen.

Risikoeinstellung und Skin in the Game

Family Offices und unabhängige Vermögensverwalter gehen bei bestimmten Anlageentscheidungen zusätzliche Risiken ein, die durch Langfristdenke oft kompensiert wird. Ein möglicher Grund: Bei Multi Family Offices und diesen Vermögensverwaltern werden Investments häufig auch dritten Parteien in Form von Eigenprodukten angeboten (Family Office-Fonds, Unternehmerfonds). Dieser Sachverhalt hat einen Einfluss auf den Due Diligence-Prozess bei Investoren. Zusätzliche Freiheit kann zu höherem Risiko führen. Mit dem eigenen Geld Co-Investoren einzuladen (Skin in the Game), kann zu riskanten Entscheidungen führen. Geht man jedoch von den Investorengruppen aus, die man oft im Family Office-Bereich findet oder bei Fondsboutiquen mit klassischer Vermögensverwaltereigenschaft, so kann man auch zu anderen Schlussfolgerungen kommen: Eigentümergeführte Unternehmen als Investoren haben Vermögen erarbeitet, dass nun mit angemessener Renditevorstellung auch wachsen und erhalten bleiben soll – durch Eigenbeteiligung bei Investments wird ein Signal mit dem Einsatz der eigenen Reputation und eigener Mittel gegeben.

Fazit

Flexible Entscheidungsprozesse und erhöhte Risikofreudigkeit bei Investmententscheidungen sind nicht der einzige Faktor für den Anlageerfolg. Es kann sich für den klassischen institutionellen Investor lohnen, verstärkt die Expertise von unabhängigen Anbietern mit Skin in the Game-Expertise anzusehen. Ob Eigenproduke von Family Offices, Unternehmerfonds oder die klassischen Fondsboutiquen – ein persönlicher Gedankenaustausch mit diesen Investoren lohnt sich, gibt zusätzliche Anregung, ganz im Sinne von Goethe: „Was man nicht bespricht, bedenkt man auch nicht recht“.


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.de


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