Family Offices und Consulting – Erwartungsmanagement bei Stiftungen

„Die wollen uns doch nur etwas verkaufen“, so oder ähnlich die Äußerung mancher Stiftungsvertreter, wenn es um die Themen Consulting, Banken und Family Offices geht. Oft nicht zu unrecht: Consultants bieten in vielen Dienstleistungen an, die vielleicht auf einzelne Stiftungen nicht passen können. Viele Banken haben sich gut positioniert in dem Bereich, zugegebenermaßen sind bestimmten Stiftungen die möglichen Opportunitätskosten dieser Lösungsvariante oft nicht ganz bewusst. Im Family Office-Bereich war dieses „Verkaufsansatz-Kritik“ oft weniger zu bemerken. Was können mögliche Gründe hierfür sein? Inwiefern ist Vorsicht hier berechtigt, inwiefern schüttet man das Kind vielleicht mit dem Bade aus?

Klassisches Asset Management-Consulting und Family Offices

Viele Stiftungen bedienen sich etablierter Consultants im Markt. Managerselektion, Reporting, Risikomanagement etc. sind typische Felder, wo externe Beratung sinnvoll eingesetzt werden kann. Interessant erscheinen die großen „Lücken“ im Markt. Größere Stiftungen bedienen sich gegen Bezahlung externen Know-hows und können häufig recht genau definieren, wo die eigenen Optimierungspotentiale liegen können. Viele Stiftungen unterhalb dieser Größenordnung bewegen sich weniger schnell bei der Entscheidungsfindung für externe Unterstützung.

Mit gutem Grund: Consulting ist zum großen Teil Know-how- und netzwerkgetrieben – wäre es ein rein mechanisierbarer Prozess, wären nicht nur viele Consultants ohne Aufträge, sondern auch viele Fachabteilungen bei institutionellen Investoren würden Potential zum Personalabbau bieten. (Ein Thema, das viel Diskussionsstoff bieten würde). Themen wie beispielsweise „Fiduciary Management“ könnten viel intensiver diskutiert werden, wenn der Themen wie Kontrolle, Know-how-Aufbau, Koordination und Risikomanagement für Entscheider im Stiftungsbereich einen stärkere Bedeutung erhalten würden.

Die Tatsache, dass dieses Thema kontrovers diskutiert wird, sich die Begriffsauslegung „Fiduciary Management“ oft scheinbar im Fluss zu befinden scheint, widerspricht nicht dem konstruktiven Gedanken, sozusagen Consulting auf einer „Meta-Ebene“ für bestimmte Investorengruppen zu betreiben. Oftmals wird der Begriff auch synonym für klassisches Investment Consulting benutzt. Den Bereich Regulierung außen vorgestellt: Family Offices betreiben auf einer anderen Ebene oft ähnliche Aktivitäten für ihre Klientel. Mit allen Vor- und Nachteilen, was die aktuelle Diskussion bei „Family Office-Prospects“ zu belegen scheint. Kernproblem auch hier: Die Stiftungen, die oft einen großen Zugewinn an Effizienz und Know-how gewinnen könnten, sind oft die, die passende Anbieter für sich im Markt aufgrund mangelndes Know-hows und aufgrund mangelnder Markttransparenz nur schwer ausfindig machen können.

Exkurs: Hauseigene Produkte und Fondsboutiquen-Ansatz

Verschiedene Family Offices haben derzeit bereits Fonds bei Häusern wie bei Universal Investment, Ampega, Hansainvest und bei anderen spezialisierten Kapitalanlagegesellschaften aufgelegt. Auch verschiedene Consultants haben in der Vergangenheit ähnliche Schritte teilweise getätigt oder waren in Überlegungen zu dem Thema „Eigenprodukte“. Die obige Diskussion wird interessanter, wenn man diesen Sachverhalt berücksichtigt. Inwiefern macht sich ein Family Office gegenüber Kunden angreifbar, wenn eigene Produkte angeboten werden? Ist dies von Nachteil, von Vorteil oder gibt es eine möglicherweise differenzierte Betrachtungsweise?

Fakt ist, dass Transparenz auch Potential für Kritik bieten kann – ein Family Office, das Fonds mittelmäßige bis absolut unzureichender Performance anbietet, kann unter Umständen zunehmend mit Akzeptanzproblemen bei Kunden rechnen. Bei HNWIs wie auch bei Institutionellen – auch Consultants im institutionellen Bereich können sich hier unter Umständen auf Glatteis begeben: Selektion, Schnittschnellen-Management, Reporting und Risikomanagement (auch zur Absicherung von Entscheidungsgremien, der Consultant als „Versicherungsstrategie“ bei Gremienentscheidungen etc.) sind etablierte Services – unzureichende Performance kann störend wirken bei der Kundenakquise.

Die andere Seite der Medaille kann heißen: „Wir beraten nicht nur in der Theorie, sondern setzen auch um in der Praxis!“. Wenn diese Behauptung durch befriedigende bis gute Performance unterstrichen wird, können Diskussionen mit Mandanten auch neue Impulse erhalten. Auch das Argument Diversifikation oder der Sachverhalt „Sparring-Portfolio“ können noch wertvolle Impulse für die Diskussion bieten. Der Fondsboutiquen-Ansatz unterstützt zumindest bei Positionierung von Anbietern – wenn die Portfoliomanagement-Leistung stimmt, kann der Ansatz hilfreich sein. Ein Weg, den natürlicherweise nicht viele Anbieter gehen können, oder auch zugegebenermaßen nicht gehen wollen.

In der Fondsindustrie werden häufig Trends gespielt. Die aktuelle Real Asset- und Private Equity-Diskussion bei institutionellen Investoren aufgrund des aktuellen Niedrigzinsumfelds verspricht spannende Zeiten. Expertise in diesen Bereichen wird ausgebaut – viele Ähnlichkeiten zum klassischen Asset Management-Bereich fallen auf, so hinsichtlich dem Management von Talenten. Interessant erscheint, dass in diesen Segmenten noch viele Brücken zwischen Anbieter und Investor gebaut werden könnten. Beispiel: Was kann eine Stiftung von einem Family Office oder von einem Consultant in diesem Bereich an wertvollem Input erhalten? Warum besitzen bestimmte Family Offices eine möglicherweise mehr ausgeprägte Expertise als so mancher Consultant oder Anbieter in diesem Segment? Wie könnten diese Gruppen stärker miteinander einen fruchtbaren Gedankenaustausch betreiben?

Family Offices und Stiftungen – Dialog bietet Mehrwert

Viele Family Offices wären für Stiftungen bestimmter Größe sozusagen die idealen „Fiduciary Manager“ im übertragenen Sinne – wenn diese Stiftungen sich verstärkt diese Family Offices ansehen würden bzw. wenn hier mit Nachdruck der Kontakt gesucht würde. Leider weiß oft der eine vom anderen nichts, die etablierten Banken freuen sich vielleicht. Netzwerke, Know-how, Interessen – ähnlich wie im Bereich Private Equity-Industrie und Family Offices – sprechen für einen intensiveren Dialog dieser Gruppen miteinander. Sobald die Diskussion von der reinen Produktanbieterschiene-Ebene abweicht, kann Geschäft sozusagen nicht wegen sondern vielleicht sogar trotz Produkten und Dienstleistungen stattfinden!


Quelle: www.institutional-investment.de
Foto: www.pixabay.com

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